Schwäbische Zeitung (Biberach)
Rockavaria hat die Feuerprobe bestanden
49 000 Menschen feiern am Wochenende bei Muse, Kiss und Metallica in München
- Mit ihrem Überhit „Nothing Else Matters“schaffen es Metallica in der Zugabe nochmals, alles an Begeisterung, Energie und Emotion aus ihren Fans rauszuholen, was geht. Der Song und das nachfolgende „Enter Sandman“bringen auf den Punkt, wovon die Show gelebt hat: von einer gewaltigen Soundkulisse, von einer Liebe für Metal, von einer Band, die das Genre geprägt hat. Der Auftritt eines gut gelaunten James Hetfield und seinen Bandkollegen verpasst dem Rockavaria am Sonntagabend in München ohne Frage einen würdigen Abschluss.
Als Kulisse für eindrückliche Momente ist das Olympiastadion ohnehin schwer zu überbieten. Auch als hier Muse am Freitag ihre bombastische Show aufgefahren haben oder Kiss am Samstag ein Feuerwerk abbrennen ließen, konnte man sich die-
MÜNCHEN
ser Magie nur schwer entziehen. Nicht ganz so viel Begeisterung ernten Faith No More, die vielen Fans doch etwas zu routiniert bis gelangweilt vorkommen. Aber vielleicht passt das auch besser zu ihrer Musik, die, anders als der Blumenschmuck auf der Bühne, auch nicht gerade der pure Ausdruck von Lebensfreude ist.
Die großen Namen waren ohne Frage für viele Besucher der ausschlaggebende Grund, ein Ticket zu kaufen. Aber auch Neues hat seinen Weg ins Programm gefunden. Da sind zum Beispiel die drei Japanerinnen von Babymetal, die in roten Tutus über die Bühne in der Olympiahalle tänzeln. Zu brachialen Klängen gibt es mit Zuckerguss überzogenen Gesang, passenderweise auch über Schokolade („Gimme Chocolate!!“) . Gesanglich zwei, drei Spuren härter geht es im Anschluss mit Eisbrecher weiter. Die Band um Alexander Wesselsky macht ordentlich Druck, be- vor der Freitagabend in der Olympiahalle mit dem Aufritt von Limp Bizkit zu Ende geht. Die Band erweckt einen ausgeruhten Eindruck und scheint in der Zwischenzeit wieder besser in Form zu sein. Frontman Fred Durst und seine Mitmusiker powern sich durch ein Set, das sich schwerpunktmäßig aus den Titeln von „Chocolate Starfish and The Hot Dog Flavored Water“, dem dritten Album der Band, zusammensetzt.
Drei Bühnen, mehr als 60 Bands
Rockavaria hat am Wochenende erstmalig im Olympiapark in München stattgefunden. Die mehr als 60 Bands verteilten sich auf die große Bühne im Olympiastadion, die Bühne in der Olympiahalle und die Theatron-Bühne auf dem Olympiasee. 49 000 Besucher sind nach Veranstalterangaben täglich gekommen. Und die sind nicht ganz so jung, nicht ganz so verkleidet und nicht ganz so wild wie bei anderen Festivals. Hier scheint der Anteil an Besuchern, die sich wirklich stark für die Musik und nicht ausschließlich für die Party interessieren deutlich größer als bei anderen Veranstaltungen. Dazu beigetragen hat sicherlich auch der Faktor, dass es keine Campingmöglichkeit direkt am Gelände gibt, sondern die Übernachtung individuell organisiert werden musste. Die Erstauflage von Rockavaria hat die Feuerprobe also bestanden. 2016 soll es eine Fortsetzung im Olympiapark geben. Für „Rock im Revier, das zeitgleich mit nahezu identischem Line-up stattgefunden hat, vermeldeten die Veranstalter an den drei Tagen insgesamt 43 500 Besucher.