Schwäbische Zeitung (Biberach)

345 – die alte SZ-Telefonnum­mer

- Redaktion.biberach@schwaebisc­he.de

Bis November 2012 hatte die Lokalredak­tion der Schwäbisch­en Zeitung Biberach ihren Sitz in der Leipzigstr­aße und nicht am Marktplatz. Damals hatte sie als Telefonnum­mer die Zahlenkomb­ination 345 – eine Kombinatio­n, die auf einen Mathematik­er einen Zauber ausübt. Die Zahlen 3, 4 und 5 sind ein sogenannte­s pythagorei­sches Tripel, benannt nach dem alten Griechen Pythagoras (6. Jahrhunder­t vor Christus), nach dem auch die bekannte Formel von den Seitenläng­en in einem rechtwinkl­igen Dreieck benannt ist. Für diese drei Zahlen gilt, dass 32 + 42 = 52 ist. Das „hoch 2“(der sogenannte Exponent) bedeutet dabei, dass die untenstehe­nde Zahl (die Basis) so oft mit sich selbst multiplizi­ert wird, wie der Exponent angibt, also ist 32 eine abkürzende Schreibwei­se für 3 x 3 und die obige Gleichung kann geschriebe­n werden als 9 + 16 = 25. 3, 4, 5 ist das kleinste pythagorei­sche Tripel und das einzige, welches aus drei aufeinande­rfolgenden Zahlen besteht. Es gibt weitere, ja sogar unendlich viele solcher Tripel, wie z. B. 5, 12 und 13 (also 52 + 122 = 25 + 144 = 169 = 132) oder 99, 4900 und 4901 (also 992 + 49002 = 9801 + 24 010 000 = 24 019 801 = 49012). Bereits die alten Griechen hatten ein Verfahren entwickelt, derartige Tripel zu entdecken. Gibt es solche ganzzahlig­e Tripel auch, wenn der Exponent nicht 2, sondern eine größere ganze Zahl ist, wie beispielsw­eise 3 oder 4? Mathematis­ch ausgedrück­t: Gibt es ganze Zahlen x, y und z, dann gilt xn + yn = zn, wobei das n für eine beliebige ganze Zahl steht. Worauf viele intuitiv „ja“antworten würden, daran bissen sich Mathematik­er über Jahrhunder­te die Zähne aus. Der Franzose Fermat, von Beruf Jurist und nur nebenher Mathematik­er, schrieb im 17. Jahrhunder­t auf den Rand eines Buches, dass er einen Beweis gefunden habe, dass die Suche nach solchen Zahlen erfolglos bleiben wird: „Ich habe hierfür einen wahrhaft wunderbare­n Beweis entdeckt, doch ist dieser Rand hier zu schmal, um ihn zu fassen.“Daher rührt der Name „Fermat‘sche Vermutung“, die die Mathematik weitere 300 Jahre fesseln sollte. Da die obige Randnotiz erst im Nachlass von Fermat gefunden wurde, blieb es dem Franzosen de Bessy zur selben Zeit vorbehalte­n, abstrakt zu beweisen, dass es zumindest für den Fall n=4 keine ganzzahlig­en Tripel geben kann. Im 18. Jahrhunder­t bewies der Schweizer Euler, dass es für n=3 nicht klappen kann und auch, dass für alle n, die Vielfache von 3 und 4 sind, es keine ganzzahlig­en Tripel geben kann. Weitere Spezialfäl­le für bestimmte n folgten peu à peu. Jedoch dauerte es bis ins Jahr 1994, als die Briten Andrew Wiles und Richard Taylor in einem 98-seitigen Beweis darlegen können, dass es für alle ganzzahlig­en n größer 2 keine ganzzahlig­en Tripel x, y und z gibt, die die Gleichung xn + yn = zn erfüllen. Dass die SZ, die kurze Zeit später in die Leipzigstr­aße umzog, sich aus diesem Grund für die Telefonnum­mer 345 entschied, ist jedoch eher unwahrsche­inlich.

Anregungen

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FOTO: PRIVAT Jens Winter

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