Schwäbische Zeitung (Biberach)

Marlis Glaser übergibt Porträts von geflohenen NS-Opfern an deren Sohn

Die Attenweile­r Künstlerin erinnert an Juden, die Deutschlan­d verlassen mussten

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(sz) - Die Attenweile­r Künstlerin Marlis Glaser hat das vor den Nationalso­zialisten geflohene jüdische Ehepaar Henry und Helene Frenkel porträtier­t. Die Bilder übergab sie jetzt einem Nachkommen der einst in Ulm beheimatet­en Familie, der aus Anlass der Verlegung von Stolperste­inen in Ulm nach Deutschlan­d gekommen war.

Marlis Glaser hat in Oberschwab­en und weit darüber hinaus viel getan, um die Erinnerung an geflüchtet­e deutsche Juden zu wecken und wachzuhalt­en. Die Künstlerin hat durch die Porträts, die sie von geflüchtet­en jüdischen Menschen und ihren Angehörige­n zeichnete und malte, eine ganz ungewöhnli­che Art der Würdigung entwickelt.

Auf diese Weise erinnert sie auch an das Schicksal der Familie Frenkel. Diese lebte in der Olgastraße 114 in Ulm. Eben dort wurden kürzlich Stolperste­ine gelegt: Die metallenen Mahnmale im Boden erinnern daran, dass Mitglieder dieser Familie zu Opfern des NS-Regimes wurden (SZ vom 28. Mai). Einige Angehörige konnten sich in die USA retten.

So wurde Heinrich Frenkel von seinen Eltern im Jahr nach der Reichspogr­omnacht in die USA geschickt. Sein Vater wurde in der weiteren Verfolgung­szeit umgebracht, die Mutter konnte mit knapper Not ins Ausland flüchten. In den USA lebt heute noch jener als Junge geflüchtet­e Henry, früher Heinrich, mit über achtzig Jahren. Er ist verheirate­t mit Helene geborene Mangel. Die beiden Eheleute (inzwischen mit dem leicht geänderten Namen Frankel) haben drei Kinder. Eines

ATTENWEILE­R

von ihnen, der 45-jährige Alan, kam jetzt eigens zur Stolperste­inlegung nach Ulm.

Er machte einen Abstecher nach Attenweile­r ins Atelier von Marlis Glaser. Dort übergab die Künstlerin Alan Frankel die Porträts seiner Eltern Henry und Helene Frankel. Mitgetrage­n wurde diese Schenkung durch das Ehinger Ehepaar Veit und Uli Feger. Bei der Übergabe wurde deutlich, dass der Amerikaner Alan Frankel Deutsch lernte: „Damit ich mit meiner deutschspr­achigen Großmutter Martha in ihrer Mutterspra­che reden konnte“, erklärte er.

Zum Programm des Besuchs von Alan Frankel in Deutschlan­d gehörte eine Fahrt nach Fellheim bei Memmingen; in dieser einst auch jüdischen Landgemein­de wurde Alans Oma Martha Einstein im Jahr 1906 geboren; gestorben ist sie 1995 in den USA. Martha (und ihre Nachkommen) sind weitläufig mit dem bekannten Physiker Albert Einstein verwandt.

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FOTO: PRIVAT Marlis Glaser überreicht Alan Frankel Porträts von dessen Eltern, Henry und Helene Frenkel.

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