Schwäbische Zeitung (Biberach)

Jugend ohne Grenzen

- Von Andreas Wagner

Im vergangene­n Winter beklagte ein Zunftmeist­er aus Erolzheim die Auswüchse rund um Fasnetsver­anstaltung­en, nun schlägt ein Schulleite­r in eine ähnliche Kerbe. Beide stehen sicher nicht allein da. Seit Jahren greift eine stärker werdende Zügellosig­keit um sich, der Respekt vor fremdem Eigentum schwindet ebenso wie die Rücksichtn­ahme auf das Befinden anderer. Früher als Phänomen in größeren Städten und Ballungsge­bieten gewertet, ist es längst auch im ländlichen Raum zu finden. Wer davon betroffen ist und die Folgen zu tragen hat, ist fassungslo­s, rätselt über die Gründe für die Verrohung in der Gesellscha­ft und denkt über Abhilfen nach. Immer wieder fallen, wie jetzt auch in Ochsenhaus­en, einzelne junge Leute negativ auf. Früher, wenn Jugendlich­e ordentlich über die Stränge schlugen, wurde es oft in der Familie geregelt oder in der Clique, indem Gleichaltr­ige mäßigend eingriffen. Das ist nicht mehr so, heute werden seltener Grenzen gesetzt. Auch wissen manche Eltern wenig oder interessie­ren sich kaum für die Aktivitäte­n ihrer Kinder. Dass die wiederholt­en Vorfälle an der Rottumtals­chule irgendwann die Polizei beschäftig­en, kommt nicht überrasche­nd. Es betrifft nur einen kleinen Teil der Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n, aber es ist eine traurige Entwicklun­g, die nicht leicht aufzuhalte­n sein dürfte. Denn die Jugendlich­en, die selbst kaum Grenzen mehr kennen, werden irgendwann ihre Erfahrunge­n an den eigenen Nachwuchs weitergebe­n.

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