Schwäbische Zeitung (Biberach)
Gefährliche Duelle in Berlin
Barças bissiger Stürmer Luis Suárez trifft im Champions-League-Finale auf Chiellini und Evra
(dpa/SID/sz) - Luis Suárez würde den großen Aufreger vor dem ersten Wiedersehen mit Giorgio Chiellini am liebsten vergessen. Doch die Juventus-Fans erinnerten den Uruguayer umso genüsslicher an die skurrile Attacke bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Als Turin mit einem Remis bei Real Madrid den Einzug ins Champions-League-Finale gegen Suárez’ aktuellen Arbeitgeber FC Barcelona perfekt gemacht hatte, skandierten die Anhänger des italienischen Rekordmeisters scherzhaft mit Blick auf den Königsklassen-Showdown: „Chiellini beißt Suárez“.
347 Tage nachdem der uruguayische Stürmer seinen Gegenspieler aus Italien im WM-Vorrundenspiel in Brasilien in die Schulter gebissen hatte, treffen beide am Samstag (20.45 Uhr, ZDF und Sky) im Berliner Olympiastadion wieder aufeinander. „Es wird sicher eins der gefährlichsten Duelle des ChampionsLeague-Finals“, spottete die „Gazzetta dello Sport“.
Juves Verteidiger Chiellini, der bereits versuchte das pikante Wiedersehen herunterzuspielen. „Das ist eine Episode der Vergangenheit“, sagte der 30-Jährige. „Ich bin sicher, dass ihn das reifer gemacht hat, aber wir müssen daraus keinen zentralen Aspekt der Partie machen.“Schon kurz nach dem Richterspruch des Weltverbands Fifa gegen Suárez hatte sich Chiellini nachsichtig gezeigt und den viermonatigen FußballBann sowie die Sperre von neun
TURIN
Pflicht-Länderspielen als „übertrieben“bezeichnet.
Auch wenn sich Suárez nach Ablauf des Banns bei seinem neuen Klub mustergültig eingefunden hat und mit 16 Ligatoren in Barças Ausnahmesturm mit Lionel Messi und Neymar glänzte, verfolgt ihn die Szene aus Natal noch immer. Der Blackout am 24. Juni 2014 in Natal wird Suárez ein Leben lang begleiten. Schon 2010 bei Ajax Amsterdam und 2013 beim FC Liverpool hatte er einen Gegenspieler gebissen, doch beim WM-Gruppenspiel schaute die ganze Fußballwelt zu. Die Bilder, wie der Stürmer zuerst an Chiellinis Schulter nagte und dann mit schmerzverzerrtem Gesicht sein eigenes Gebiss hielt, fehlen in keinem WM-Rückblick. Und so ganz ausgestanden sind die Folgen auch sport- rechtlich noch nicht: Im Sommer wird der 28-Jährige bei der Südamerikameisterschaft Copa America gesperrt fehlen. „Ich bin zum Zuschauen verdammt“, klagte Suárez zuletzt nach der Strafe für den dritten geahndeten Biss seiner Karriere.
Für den „Vampir“(„Corriere dello Sport“) kreuzen sich die Wege gegen Juve allerdings auch noch mit einem weiteren früheren Widersacher: 2011 beleidigte Suárez, damals noch im Trikot des englischen Spitzenvereins FC Liverpool, seinen dunkelhäutigen Gegenspieler Patrice Evra, der zu diesem Zeitpunkt für Manchester United auflief, als „Neger“. Danach hatte der Uruguayer bereits acht Spiele als Strafe aussetzen müssen. Beim nächsten Aufeinandertreffen verweigerte er dem Franzosen zunächst auch noch den Handschlag vor dem Spiel – und musste sich dafür öffentlich entschuldigen. „Natürlich würde ich ihm die Hand geben, das ist kein Problem“, sagte Turins Evra nun vor dem Finale. „Mich interessiert nur, dass er auf dem Platz spürt, dass ich da bin. Ich bin stolz darauf, wer ich bin und stolz auf meine Hautfarbe, der Rest zählt nicht.“
Am Samstag wollen er und sein einst gebissener Teamkollege alles Geplänkel beiseite schieben. „Ich werde ihn decken, so wie ich auch Karim Benzema gedeckt habe, ich werde Lionel Messi so decken, wie ich es auch mit Cristiano Ronaldo gemacht habe und Neymar wie Gareth Bale“, kündigte Giorgio Chiellini an. „Es ist für mich nichts anderes.“