Schwäbische Zeitung (Biberach)
Gerettete Löwen
Kai Bülows 2:1-Siegtor in der Nachspielzeit sichert dem TSV 1860 München den Klassenerhalt in der 2. Liga
(dpa/sz) - Es sah schon alles nach Abstieg aus – bis zur 78. Minute. Die Gesichter auf den Tribünen in der mit 57 000 Zuschauern bestens gefüllten Allianz Arena in München wurden immer verzweifelter. Doch dann passierte, womit kaum einer mehr gerechnet hatte: Dem TSV 1860 glückte es in einem Relegations-Krimi gegen Holstein Kiel doch noch, den Absturz in die Drittklassigkeit zu verhindern. Abwehrspieler Kai Bülow erzielte am Dienstagabend in der Nachspielzeit das 2:1 (0:1)-Siegtor im Rückspiel gegen den Drittliga-Dritten aus Schleswig-Holstein. Zuvor hatte Daniel Adlung in der 78. Minute das Führungstor von Kiels Kapitän Rafael Kazior (16.) ausgeglichen.
Dabei hätte den Kielern, nach der Nullnummer im Hinspiel, bereits ein 1:1 zum Aufstieg gereicht. Erst zum zweiten Mal im siebten Vergleich konnte sich der Zweitligist in der Relegation gegen den Dritten der 3. Fußball-Liga Dritten durchsetzen.
Am Ende feierte der TSV 1860 ein Happy End nach einer wahren Chaos-Spielzeit. Torsten Fröhling schaffte als dritter Trainer dieser Saison die Rettung des Traditionsklubs aus Giesing. Zumindest die erleichterten Zuschauer jubelten beim Schlusspfiff, Fröhling war am Ende und nahm zunächst erschöpft auf der Bank Platz. „Das war jetzt ein ganz
MÜNCHEN
schlechtes Jahr für uns“, sagte der 1860-Coach trotz des Klassenerhalts. „Wir haben für die Zuschauer, die uns so getragen haben, zumindest das Minimalziel erreicht.“
Beide Trainer hatten ihre Startelf gegenüber dem Hinspiel auf jeweils einer Position verändert. Löwe Fröhling wollte mit Stephan Hain als zweiter Spitze neben Rubin Okotie ein Signal für mehr Offensivkraft setzen. Doch nach einem Distanzschuss von Valdet Rama, den Kiels Schlussmann Kenneth Kronholm klasse parierte (2.), agierten die Gäste nach vorne wesentlich durchdachte und auch gefährlicher.
Schon in der 6. Minute jubelten die rund 2000 mitgereisten Fans, doch Schiedsrichter Knut Kircher sah Kazior bei seinem Treffer im Abseits. Doch zehn Minuten später war alles korrekt, als Kazior nach einem von Jaroslaw Lindner verlängerten Eckball von Tim Siedschlag am langen Pfosten abstauben konnte.
Die Kieler störten 1860 früh im Aufbau. Die Löwen agierten fast nur mit langen Bällen. Der künftige Dortmunder Julian Weigl, der früh für den am Knie verletzten Dominik Stahl eingewechselt worden war, versuchte es mit einem Distanzschuss (18.). Die Fans versuchten, ihre Löwen nach dem Seitenwechsel lautstark anzutreiben. Aber die Versuche blieben lange Stückwerk. Hain verzog aus 20 Metern (66.), Kiel verteidigte kompakt. Der bis dahin enttäuschende Adlung sorgte mit seinem Schuss aus der Drehung für eine dramatische Schlussphase, in de Verteidiger Bülow die Klasse sicherte.
Ob er so die Hoffnungen von Investor Hasan Ismaik, der Stunden vor dem Spiel einen Offenen Brief an die 1860-Fans veröffentlicht hatte, erfüllte, bleibt aber abzuwarten. Der Jordanier hatte die „Geburtsstunde einer Mannschaft“erfleht. Immerhin sind die Löwen gerettet.