Schwäbische Zeitung (Biberach)
Airbus schwenkt um und behält Grenzsicherung
Unternehmen will Erfahrung für weitere Marktchancen jenseits von Saudi-Arabien nutzen
- Airbus hat seine Rüstungselektronik-Sparte zum 1. Januar 2016 in die neue Gesellschaft Airbus DS Electronics and Border Security ausgelagert und will diese in den nächsten Wochen verkaufen. In Sachen Grenzsicherung (Border Security) macht das Unternehmen jetzt aber eine überraschende Kehrtwende. Der Bereich soll bei Airbus bleiben. Das geht aus einem Brief des für Rüstung zuständigen Airbus-Vorstands Bernhard Gerwert und seines designierten Nachfolgers Dirk Hoke an die Mitarbeiter hervor.
In dem Schreiben vom 15. Februar, das der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt, erklären die Manager, das Geschäftsfeld werde wegen Verzögerungen bei einem Grenzschutzprojekt in Saudi-Arabien aus dem Verkaufspaket herausgelöst und bei Airbus belassen. Auf die Border-Security-Mitarbeiter habe die Entscheidung keine direkte Auswirkungen, da sie im Wesentlichen auch nicht in die neue Gesellschaft transferiert worden seien. Es sei aber beabsichtigt, eine eigene organisatorische Einheit für das Border-Security-Geschäft zu bilden, heißt es in dem Brief. Die Kehrtwende habe auch nichts mit der Flüchtlingspoli-
FRIEDRICHSHAFEN/MÜNCHEN
tik in Europa zu tun, erklärte ein Sprecher von Airbus auf Nachfrage. Am Mittwoch war in der „FAZ“darüber spekuliert worden, dass Airbus künftig auch die Grenzen Europas sichern will. Davon ist zwar im Brief nicht ausdrücklich die Rede, doch geht es offenkundig um mehr als um die Abwicklung des Auftrags in Saudi-Arabien. Mit dem „Know-how und den Erfahrungen der Mitarbeiter“sollen „weitere Marktchancen zur Akquisition neuer Verträge genutzt werden“. Wo diese Chancen liegen, ist angesichts der politischen Lage in Europa offenkundig.
Der Betriebsrat am Airbus-Standort Immenstaad zeigt sich über den Strategiewechsel verwundert. Hier ist die Grenzsicherung am stärksten verankert. Von den ursprünglich 500 Mitarbeitern, die im Zuge des Ausgliederungsprozesses einen neuen Arbeitgeber bekommen sollten, würden jetzt rund 140 beim Mutterkonzern verbleiben. In Ulm seien 35 Mitarbeiter im Bereich Grenzsicherung beschäftigt. Welche Strategie Airbus mit der Kehrtwende verfolgt, sei auch den Mitarbeitern nicht ganz klar, heißt es aus dem Betriebsrat.
Medienberichten zufolge soll der Verkauf der ehemaligen Rüstungsteile von Airbus bis zu 1,3 Milliarden Euro bringen. Verhandelt werde unter anderem mit Finanzinvestoren wie KKR oder Carlyle, heißt es.