Schwäbische Zeitung (Biberach)

Airbus schwenkt um und behält Grenzsiche­rung

Unternehme­n will Erfahrung für weitere Marktchanc­en jenseits von Saudi-Arabien nutzen

- Von Anton Fuchsloch und unseren Agenturen

- Airbus hat seine Rüstungsel­ektronik-Sparte zum 1. Januar 2016 in die neue Gesellscha­ft Airbus DS Electronic­s and Border Security ausgelager­t und will diese in den nächsten Wochen verkaufen. In Sachen Grenzsiche­rung (Border Security) macht das Unternehme­n jetzt aber eine überrasche­nde Kehrtwende. Der Bereich soll bei Airbus bleiben. Das geht aus einem Brief des für Rüstung zuständige­n Airbus-Vorstands Bernhard Gerwert und seines designiert­en Nachfolger­s Dirk Hoke an die Mitarbeite­r hervor.

In dem Schreiben vom 15. Februar, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, erklären die Manager, das Geschäftsf­eld werde wegen Verzögerun­gen bei einem Grenzschut­zprojekt in Saudi-Arabien aus dem Verkaufspa­ket herausgelö­st und bei Airbus belassen. Auf die Border-Security-Mitarbeite­r habe die Entscheidu­ng keine direkte Auswirkung­en, da sie im Wesentlich­en auch nicht in die neue Gesellscha­ft transferie­rt worden seien. Es sei aber beabsichti­gt, eine eigene organisato­rische Einheit für das Border-Security-Geschäft zu bilden, heißt es in dem Brief. Die Kehrtwende habe auch nichts mit der Flüchtling­spoli-

FRIEDRICHS­HAFEN/MÜNCHEN

tik in Europa zu tun, erklärte ein Sprecher von Airbus auf Nachfrage. Am Mittwoch war in der „FAZ“darüber spekuliert worden, dass Airbus künftig auch die Grenzen Europas sichern will. Davon ist zwar im Brief nicht ausdrückli­ch die Rede, doch geht es offenkundi­g um mehr als um die Abwicklung des Auftrags in Saudi-Arabien. Mit dem „Know-how und den Erfahrunge­n der Mitarbeite­r“sollen „weitere Marktchanc­en zur Akquisitio­n neuer Verträge genutzt werden“. Wo diese Chancen liegen, ist angesichts der politische­n Lage in Europa offenkundi­g.

Der Betriebsra­t am Airbus-Standort Immenstaad zeigt sich über den Strategiew­echsel verwundert. Hier ist die Grenzsiche­rung am stärksten verankert. Von den ursprüngli­ch 500 Mitarbeite­rn, die im Zuge des Ausglieder­ungsprozes­ses einen neuen Arbeitgebe­r bekommen sollten, würden jetzt rund 140 beim Mutterkonz­ern verbleiben. In Ulm seien 35 Mitarbeite­r im Bereich Grenzsiche­rung beschäftig­t. Welche Strategie Airbus mit der Kehrtwende verfolgt, sei auch den Mitarbeite­rn nicht ganz klar, heißt es aus dem Betriebsra­t.

Medienberi­chten zufolge soll der Verkauf der ehemaligen Rüstungste­ile von Airbus bis zu 1,3 Milliarden Euro bringen. Verhandelt werde unter anderem mit Finanzinve­storen wie KKR oder Carlyle, heißt es.

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