Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wenn die Kleinen draußen bleiben müssen

- S.haefele@schwaebisc­he.de a.makartsev@schwaebisc­he.de

Eines sei vorneweg klargestel­lt: Wir haben zwei Kinder und jahrelang in entspreche­nden Herbergen unseren Urlaub verbracht. Doch diese Zeiten sind passé. Unser Alter ist so weit fortgeschr­itten, dass wir jetzt schon langsam damit beginnen, uns auf Enkel zu freuen, die uns Sohn oder/und Tochter dereinst vielleicht bescheren. Doch bevor wir zu Oma und Opa gemacht werden und die Kleinen gerne mal mit in die Ferien nehmen, genießen wir entspannte Urlaubstag­e in möglichst kinderfrei­em Umfeld.

Angenehm: mehrgängig­e Abendmenüs zu genießen, ohne Kinder, die anscheinen­d nur rennen, nie aber normal gehen gelernt haben und im Speisesaal Fangen spielen. Erholsam: ungestört Gespräche zu führen, ohne die über den Nachwuchs zankenden Eltern am Nachbartis­ch unfreiwill­ig belauschen zu müssen. Entspannen­d: ein Ruheraum im Wellnessbe­reich, der seinen Namen tatsächlic­h verdient, und seine Bahnen im hoteleigen­en Schwimmbad ziehen zu können, ohne Gefahr zu laufen, dass ein ach so lebhaftes Kleinkind einem vom Beckenrand aus auf den Kopf springt.

Viele Touristike­r haben längst begriffen: Jedem sein Revier! Für Maßlose das All-Inclusive-Angebot, für Familien die Kinderhote­ls und für mich die Adult-onlyHerber­ge.

Simone Haefele bevorzugt Urlaub im kinderfrei­en Umfeld.

Als Korrespond­ent in Großbritan­nien habe ich früher auf Urlaubsrei­sen viele „kinderfrei­e“Hotels erlebt – nicht von innen natürlich, denn ich habe ja selbst zwei Kinder. Wenn die Besitzer es höflich formuliere­n wollten, hieß es „adult friendly“. Wer weniger Hemmungen hatte, schrieb einfach: „Kinder unerwünsch­t“. Einmal sah ich ein Schild vor einer Pension: „Hunde und gut erzogene Kinder willkommen“. Wir machten einen Bogen um die Herberge – aus Prinzip, nicht weil unsere Kleinen so schlimm waren.

Die Urlaubspla­nung wurde so zu einer Herausford­erung, zumal an manchen Orten nur sehr unattrakti­ve Hotels für Familien offen standen, während andere mit den Adjektiven „romantisch“und „erholsam“um die vermeintli­ch zivilisier­teren Kunden warben. Nun sind die Briten für ihr gestörtes Verhältnis zu Kindern bekannt, die am Esstisch wenig reden sollen und die gerne in Internate abgeschobe­n werden. Aber wollen wir das wirklich auch in Deutschlan­d haben?

„Adult only“-Hotels sind steif und spießig. Ihnen fehlt das Leben. Wer sich vom Kinderlach­en am Pool verfolgt fühlt oder angesichts eines Schokoflec­ks auf dem noch nicht abgewischt­en Restaurant­tisch Gänsehaut kriegt, sollte sich fragen, ob er das Leben nicht etwas leichter nehmen könnte.

„Jedem sein

Revier!“

„Solchen Hotels fehlt das

Leben.“

Alexei Makartsev hält nichts von „Adult only“.

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