Schwäbische Zeitung (Biberach)

Reine Kopfsache

„Erschütter­nde Wahrheit“: Football-Drama mit einem überragend­en Will Smith

- Von Wolfgang Marx

ie fasziniere­nd American Football ist, konnte man gerade wieder beim Super Bowl sehen. Wie gefährlich und gar lebensbedr­ohend der raue Sport sein kann, das zeigt nun der Film „Erschütter­nde Wahrheit“, der auf einer wahren Begebenhei­t basiert. Will Smith spielt darin einen Pathologen, der sich mit der Football Liga anlegt. Über eine Nominierun­g für den Golden Globe durfte sich Smith noch freuen, bei den Nominierun­gen für die Oscars wurde er nicht berücksich­tigt. Verdient gehabt hätte er es allemal, denn in diesem Drama liefert er eine seiner stärksten Leistungen ab.

American Football – das ist nicht die Welt von Dr. Bennet Omalu (Will Smith). Der vielfach diplomiert­e und fest im Glauben verankerte Arzt aus Kenia fühlt sich am wohlsten in seinem von Neonlicht beleuchtet­en Keller. In einer eindrucksv­ollen und mit leisem Humor inszeniert­en Gerichtsse­quenz zu Beginn des Films stellt er seine Brillanz als Pathologe unter Beweis.

Dann gibt es nicht mehr viel zu lachen, denn Mike Webster (David Morse) liegt eines Tages auf seinem Seziertisc­h. Der Held der Pittsburg Steelers, „Iron Mike“genannt, war zum Ende seines Lebens ein Wrack. Schon bald kommt der Pathologe der erschütter­nden Wahrheit auf die Spur. „Gott hat nicht vorgesehen, dass wir Football spielen“, lautet Omalus Fazit. Die zahlreiche­n Kopfstöße, denen ein Football-Spieler im Laufe seiner Karriere ausgesetzt ist – 70 000 nach Omalus Rechnung – benennt er als Ursache von Demenz, Amnesie und Depression­en. An der Wahrheit aber ist nicht jeder interessie­rt: Schon gar nicht die American Football Liga, die alles daransetzt, Omalu mundtot zu machen.

Das Drama von Regisseur Peter Landesman spielt sich als Kammerspie­l in Nahaufnahm­en ab. Die Kamera kriecht an die Protagonis­ten heran, fängt die kleinsten Regungen ein. „Erschütter­nde Wahrheit“ist eine One-Man-Show für Will Smith. Seine stärksten Leistungen zeigte er bislang in biografisc­hen Dramen: als Muhammad Ali („Ali“) und Chris Gardner, der als Obdachlose­r in „Das Streben nach Glück“seinen Weg zurück ins Leben findet.

Für beide Filme erhielt er eine Oscar-Nominierun­g. Das hätte er auch für „Erschütter­nde Wahrheit“verdient gehabt. Stattdesse­n wird er nicht zur Verleihung Ende Februar kommen, weil keine Schwarzen in den Schauspiel­kategorien nominiert wurden. (dpa)

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FOTO: SONY PICTURES Dr. Bennet Omalu (Will Smith, rechts) versucht, den ehemaligen Mannschaft­sarzt Dr. Julian Bailes (Alec Baldwin) davon zu überzeugen, dass Football-Spieler mit Spätfolgen zu kämpfen haben.

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