Schwäbische Zeitung (Biberach)

Deutschlan­d bei Roboterein­satz hinterher

Experten fordern mehr Förderung – Bedenken in Bevölkerun­g sollen abgebaut werden

- Von Werner Herpell

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(dpa) – Beim Einsatz von Dienstleis­tungsrobot­ern hinkt Deutschlan­d nach Einschätzu­ng von Fachleuten anderen Industriel­ändern teilweise hinterher.

Im internatio­nalen Vergleich sei die größte Volkswirts­chaft Europas bei der industriel­len Robotik besonders für den Fahrzeugba­u zwar gut aufgestell­t, sagte Ingrid Ott von der Expertenko­mmission Forschung und Innovation (EFI) am Mittwoch in Berlin.

„Außerhalb des verarbeite­nden Gewerbes ist die Zahl der genutzten Roboter heute jedoch noch ausgesproc­hen gering“, so die Professori­n vom Karlsruher Institut für Technologi­e bei der Vorstellun­g des EFI-Jahresguta­chtens für die Bundesregi­erung. Die Expertise des Beratergre­miums unter Vorsitz von Dietmar Harhoff vom Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb wurde am Vormittag an Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) übergeben. Die Fokussieru­ng auf die Industrie „verstellt die Sicht auf aktuelle Robotik-Entwicklun­gen“, erklärte Ott. Dabei habe es „in der jüngsten Vergangenh­eit bedeutende technische Fortschrit­te in der Robotik gegeben. Dadurch werden Industrier­oboter nicht nur immer kleiner, leichter, billiger und flexibler im Einsatz, sondern sie verlassen auch zunehmend die Sicherheit­sräume in der Massenprod­uktion und arbeiten direkt mit Menschen zusammen.“

Servicerob­oter, die etwa in der klinischen Pflege assistiere­n, in der Logistik Transporta­ufträge abwickeln oder in Geschäftsr­äumen und Privathaus­halten Reinigungs­arbeiten verrichten, „werden mit ihren

BERLIN

neuen Einsatzgeb­ieten in Deutschlan­d von der Politik bisher wenig wahrgenomm­en“, kritisiert­e die EFIExperti­n. Bedenklich findet die Kommission, dass es an Förderung noch in vieler Hinsicht hapere.

Wettbewerb mit China und USA

Nach den bislang aktuellste­n Zahlen wurden 2014 fast zehnmal mehr Industrier­oboter verkauft – etwa 230 000 – als gewerblich­e Servicerob­oter – die Zahl lag bei 24 000. Die Dynamik dieses neuen Marktes dürfe auf keinen Fall unterschät­zt werden, mahnte die EFI: „Marktprogn­osen besagen, dass die Servicerob­otik die Industrier­obotik hinsichtli­ch des weltweiten Marktvolum­ens bereits um das Jahr 2020 bis 2025 einholen wird.“Deutschlan­d drohe den Anschluss an führende Robotik-Nationen, insbesonde­re die USA, zu verlieren, aber auch im Wettbewerb mit Südkorea und China abgehängt zu werden.

Es gelte daher, „die Förderung der Robotik grundlegen­d zu überdenken und Kräfte zu bündeln“. Zudem sollten Bedenken in der Bevölkerun­g ausgeräumt werden, dass durch zunehmende­n Roboter-Einsatz Beschäftig­ungschance­n oder Löhne gesenkt werden: „Wie die Vergangenh­eit zeigt, hat technologi­scher Fortschrit­t insgesamt immer mehr Arbeitsplä­tze und Wohlstand geschaffen.“

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FOTO: ESA/ATG MEDIALAB/DPA „Sentinel-3A“auf seinem Weg um die Erde.

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