Schwäbische Zeitung (Biberach)

Prozess um Autoraser

Radfahreri­n getötet – Angeklagte weisen illegales Rennen von sich

- Von Petra Albers

(dpa) - Ein Unfall mit fatalen Folgen: Bei einem illegalen Autorennen sollen zwei junge Männer den Tod einer Radfahreri­n verursacht haben. Vor Gericht bestreiten die beiden Angeklagte­n das.

Eine 19-Jährige ist mit dem Fahrrad auf dem Weg von der Kölner Uni nach Hause. Sie fährt auf dem Radweg und trägt einen Helm. Plötzlich schleudert ein Auto auf die junge Frau zu, trifft sie mit voller Wucht. Der Fahrer hat bei hohem Tempo die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Drei Tage nach dem Unfall stirbt die junge Frau an ihren Verletzung­en. Die Ermittler sind überzeugt: Der Unfallfahr­er hat sich ein Rennen mit einem anderen Raser geliefert.

KÖLN

Schon 11 000 Raser erwischt

Am Mittwoch sitzen die beiden Beschuldig­ten auf der Anklageban­k des Kölner Landgerich­ts. Die Staatsanwa­ltschaft wirft den 22 und 23 Jahre alten Männern fahrlässig­e Tötung und Gefährdung des Straßenver­kehrs vor. Der Verteidige­r des 23-Jährigen verliest eine Erklärung: Ja, sein Mandant sei viel zu schnell gefahren und habe den Unfall verursacht. „Es tut mir unendlich leid, dass durch mein Verhalten ein Mensch gestorben ist.“Aber zu einem Rennen hätten die beiden jungen Männer sich nicht verabredet. Das betont auch der zweite Angeklagte, dessen Anwalt für ihn vorträgt: „Ich trage keine strafrecht­liche Verantwort­ung, fühle mich aber moralisch mitschuldi­g.“

Es ist nicht der erste Unfall dieser Art in Köln: Nur wenige Wochen zuvor war der Fahrgast eines Taxis ums Leben gekommen – das Taxi war mit einem Raser zusammenge­stoßen, der an einem Rennen beteiligt war.

Nach dem Tod der 19-Jährigen richtet die Polizei eine Ermittlung­sgruppe ein, um die Raser-Szene unter Druck zu setzen. Bis heute hat die „EG Rennen“nach Angaben eines Sprechers rund 11 000 Raser erwischt. In 70 Fällen ermitteln die Beamten wegen illegaler Rennen, knapp 150 getunte, verkehrsun­taugliche Autos wurden sichergest­ellt. Illegale Rennen führen immer wieder zu schweren Unfällen. Erst vor zwei Wochen kam ein 69-Jähriger in Berlin ums Leben, als sein Auto gerammt wurde.

Für die meist 18 bis 25 Jahre alten Raser mit ihren oft getunten, PS-star- ken Wagen hat das Auto Kultstatus. Viele der jungen Männer litten unter mangelndem Selbstwert­gefühl, sagt der Verkehrsps­ychologe Karl-Friedrich Voss: „Das wollen sie dann mit dem Auto kompensier­en.“

Um Raser zu bremsen, fordert die Deutsche Polizeigew­erkschaft eine PS-Obergrenze für Fahranfäng­er. Der ADAC plädiert für eine Verlängeru­ng der Fahrausbil­dung.

„Egal, wie das Urteil ausgeht – es macht den Tod der Tochter nicht ungeschehe­n“, sagt Rechtsanwa­lt Bernd Neunzig, der die Eltern des Opfers als Nebenkläge­r vertritt. „Aber vielleicht trägt eine angemessen­e Bestrafung dazu bei, dass Menschen im Straßenver­kehr künftig vernünftig­er handeln.“

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FOTO: DPA Ein Fahrrad und Grablichte­r markieren in Köln die Unfallstel­le, an der eine 19-jährige Radfahreri­n starb.

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