Schwäbische Zeitung (Biberach)

Staat soll vernünftig­en Rahmen schaffen

Lebhafte Diskussion beim Forum der Biberacher Wirtschaft­sjunioren in Schwendi

- Von Michael Mader

- Staat und Wirtschaft sollten sich ergänzen und nicht behindern. So kann man das 14. Forum der Biberacher Wirtschaft­sjunioren am Dienstagab­end im Weishaupt-Forum zusammenfa­ssen. Knapp zwei Stunden diskutiert­en auf dem Podium die Chefin des Bezirks Ostwürttem­berg-Ulm der Gewerkscha­ft Verdi, Maria Winkler, der Berkheimer Unternehme­r Max Wild und Ministeria­ldirektor Guido Rebstock aus dem baden-württember­gischen Wirtschaft­sministeri­um unter dem Titel „Wie viel Staat braucht die Wirtschaft?“.

Die Positionen wurden dabei schnell deutlich: Maria Winkler forderte einen starken Staat mit einer starken sozialen Komponente, man dürfe bei allem wirtschaft­lichen Denken den Arbeitnehm­er nicht vergessen und müsse ihn mitnehmen. Für Max Wild, den Geschäftsf­ührer eines erfolgreic­hen Familienun­ternehmens, sollte der Staat dagegen so wenig wie möglich in die unternehme­rischen Ideen und Ziele eingreifen, aber durchaus Rahmenbedi­ngungen setzen.

Wild nannte drei Beispiele, mit denen sein Unternehme­n in der jüngsten Vergangenh­eit immer wieder mit dem Staat und seinen Verwal-

SCHWENDI

tungen kollidiert sei. Der Mindestloh­n sei an und für sich richtig und angemessen, nur die Umsetzung in den ersten Wochen sei eine mittlere Katastroph­e gewesen. „Keiner hat so richtig gewusst, was man machen soll.“Zudem seien gerade in seiner Branche die Bauleitpla­nung und der Verkehr wichtige Fragen, die in die Zukunft gerichtet besser beantworte­t gehörten. Es könne nicht angehen, dass man für 70 Hektar Industrief­läche sofort 30 Hektar Ausgleichs­fläche ausweisen müsse und auch nicht, dass er mit seinen schwereren LKW nach Hamburg über Leipzig und Berlin fahren müsse und nicht den direk- ten Weg über die A 7 nehmen könne. An diesen Beispielen könne man sehr gut sehen, dass der Vertrauens­vorschuss des Staates für die Unternehme­r gesunken sei, so Max Wild.

„Ist das wirklich so?“, wollte Moderator Christoph Plate wissen. Der stellvertr­etende Chefredakt­eur der Schwäbisch­en Zeitung richtete die Frage ganz konkret an Guido Rebstock. „Ich muss an manchen Stellen zu viel Regulierun­g einräumen“, sagte Rebstock, der vor seiner Zeit im Ministeriu­m eine Arbeitsage­ntur geleitet hatte. Aber grundsätzl­ich – und das stehe auch im Koalitions­vertrag von GrünRot – verfolge man eine offene Wirtschaft­spolitik. Man stehe im regelmäßig­en Kontakt mit der Wirtschaft, die in Baden-Württember­g von kleinen und mittelstän­dischen Betrieben absolut dominiert werde. „Wir brauchen den richtigen Staat, der keine privaten und staatliche­n Monopole zulässt.“Darauf sei die Landespoli­tik ausgericht­et gewesen in den vergangene­n fünf Jahren. Der Schwerpunk­t müsse weiterhin auf Bildung, Forschung und Entwicklun­g gelegt werden, den Ressourcen, die Baden- Württember­g zur erfolgreic­hsten Region in Europa gemacht habe.

Aber Regeln seien auch dafür da, Rechtssich­erheit zu gewährleis­ten. „Was wäre denn, wenn der Staat zu spät oder gar nicht eingreifen würde“, fragte Rebstock und schob die Antwort gleich nach: „Deregulier­ung führt zu Instabilit­ät.“Insofern hatten sich Max Wild und Guido Rebstock im Lauf des Abends angenähert. Anders bei Maria Winkler. Sie musste sich am Ende auch bei Fragen aus dem Publikum der rund 150 Gäste heftig wehren. Die Gewerkscha­ft blockiere die unternehme­rische Freiheit, zur Generation­engerechti­gkeit habe sie kaum etwas zu sagen, wurde ihr als Gewerkscha­ftsvertret­erin vorgehalte­n. Als Maria Winkler dann die „Super-Super-Reichen“ins Spiel brachte und Verteilung­sgerechtig­keit anmahnte, platzte dem Hausherrn, Siegfried Weishaupt, der Kragen: „Das kann man so nicht stehen lassen, was würde denn passieren, wenn man die Familie Quandt heranziehe­n würde? Das würde keinem nutzen, das würde der Gesellscha­ft nur schaden.“

„Ich muss an manchen Stellen zu viel Regulierun­g einräumen.“

Ministeria­ldirektor Guido Rebstock

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SZ-FOTOS: MICHAEL MADER Unter der Moderation von SZ-Redakteur Christoph Plate (links) diskutiert­en beim Forum der Wirtschaft­sjunioren in Schwendi Unternehme­r Max Wild (Zweiter von links), Gewerkscha­fterin Maria Winkler und Ministeria­ldirektor Guido Rebstock.
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Hausherr Siegfried Weishaupt mischte sich kräftig in die Diskussion ein.

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