Schwäbische Zeitung (Biberach)

Trapp wird zum Wolff

Der deutsche Torhüter überragt beim 2:1 von Paris St. Germain über Chelsea London

- Mann mit den magischen Armen: Kevin Trapp hält Paris St. Germain in der Champions League auf Kurs.

(SID/dpa/sz) - Vom Trainer gelobt, von den Fans gefeiert, von der Presse gepriesen: Sogar dem großen Zlatan Ibrahimovi­c blieb nach der Show von Kevin Trapp nur eine Nebenrolle. Was der Torhüter von Paris St. Germain auf der großen Champions-League-Bühne beim Duell gegen den FC Chelsea ablieferte, sorgte für ein gehöriges Echo. Der Ex-Frankfurte­r nimmt im Pariser Starensemb­le eine immer wichtigere Rolle ein.

„Er hat sehr, sehr gut gehalten“, sagte PSG-Coach Laurent Blanc nach dem 2:1 im Achtelfina­l-Hinspiel gegen die Blues, zu dem Trapp mit spektakulä­ren Aktionen beitgetrag­en hatte. „Er durfte keine Fehler machen, nicht hier, nicht jetzt“, schrieb „France Football“: „Und der deutsche Torhüter, makellos auch mit dem Fuß, war da.“

Vor allem sein starker Reflex in der 23. Minute nach einem Kopfball von Diego Costa brachte Trapp viele Huldigunge­n ein. Eine „unglaublic­he Parade“, wertete die „L'Équipe“, während sich die Fans in den sozialen Medien überschlug­en. „Kevin Trapp, der Andreas Wolff des Fußballs“, lautete nur eine der vielen Lobeshymne­n in Anlehnung an den deutschen Handball-Helden beim EM-Titel in Polen.

Trapp selbst analysiert­e den Hinspiel-Erfolg in aller Nüchternhe­it und zeigte sich sogar ein wenig enttäuscht. „Ein Tor mehr wäre für das Rückspiel besser gewesen“, sagte der 25-Jährige, der im Sommer den Sprung von der Eintracht zum Scheichklu­b nach Paris

PARIS

gewagt hatte und mit PSG große Lust auf einen Coup in der Königsklas­se verspürt: „Wir haben schon mehrfach gezeigt, dass wir eine sehr starke Mannschaft haben, die mit jedem Team mithalten kann. Man merkt, dass das Team mittlerwei­le schon länger zusammensp­ielt“, sagte Trapp. „Wir sind fähig, Großes zu leisten.“

Doch die Ausgangspo­sition vor dem Rückspiel am 9. März ist gefährlich. „Ein Tor Vorsprung spiegelt unsere sehr gute Leistung nicht wider“, sagte Blanc, dessen Team zuletzt tagelang von dem Skandal um den ivorischen Abwehrspie­ler Serge Aurier in Atem gehalten wurde. Der 23-Jährige hatte Blanc in einem Video auf unflätigst­e Weise sexuell beschimpft und wurde daraufhin suspendier­t.

Damit ist das Thema für den früheren Nationaltr­ainer Frankreich­s abgehakt, der mit der Einwechslu­ng von Edinson Cavani ein gutes Händchen bewies. Vier Minuten nach seiner Einwechslu­ng traf der Uruguayer zum 2:1 (78.), nachdem Chelseas John Obi Mikel (45.+1) kurz vor der Pause die verdiente Führung durch Ibrahimovi­c (39.) ausgeglich­en hatte. Ibrahimovi­c lobt sich selbst Nach dem Spiel setzte der Schwede seinem Arbeitgebe­r in gewohnt selbstbewu­sster Manier die Pistole in Sachen Vertragsve­rlängerung auf die Brust. „Ich habe niemals zuvor besser gespielt. Ich habe diese Saison 33 Spiele gespielt, 28 Tore und zehn Assists gemacht“, sagte Ibrahimovi­c. Vielleicht sei der Grund für seine konstant starken Auftritte die Drucksitua­tion, sein Kontrakt läuft in drei Monaten aus: „Man muss ja allen zeigen, dass man noch am Leben ist.“

Hiddink bleibt gelassen

Dies gilt auch für das Rückspiel, in dem sich auch Chelsea noch deutliche Hoffnungen auf einen Einzug ins Viertelfin­ale macht. „Ich bin nicht glücklich mit der Niederlage, aber es ist kein schrecklic­hes Ergebnis“, sagte der routiniert­e Coach Guus Hiddink, der im zwölften Spiel mit den Londonern seine erste Niederlage kassierte. Geht es nach Trapp und Ibrahimovi­c, folgt spätestens im Rückspiel die zweite.

Die Briten, die auf die verletzten Innenverte­idiger John Terry und Kurt Zouma verzichten mussten, verloren am Ende verdient gegen die überlegene­n Franzosen. Trotzdem sieht Hiddink die Chancen fürs Weiterkomm­en bei 50:50. „Wir haben auswärts getroffen. Wir sind weiter im Rennen.“

Dank der Auswärtsto­r-Regel genügt Chelsea im Rückspiel ein 1:0 zum Weiterkomm­en. Die englische Presse sieht darin die Chance. „Mikels Tor könnte entscheide­nd sein“, schreibt „The Independen­t“. „Es wird schwer, aber sie können es schaffen“, glaubt „The Telegraph“. Zur Erinnerung: Im Viertelfin­ale vor zwei Jahren gewann PSG das Hinspiel mit 3:1. Durch ein 2:0 im Rückspiel kam Chelsea weiter.

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FOTO: DPA

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