Schwäbische Zeitung (Biberach)
Drama im Flüchtlingsheim
Tatort – Im gelobten Land (So., ARD, 20.15 Uhr)
- Was für ein trauriges Bild: 23 Flüchtlinge in einem Lastwagen hinter Stellwänden verborgen, erstickt, weil sie nicht rechtzeitig gefunden wurden. Diese Szene am Anfang des neuen „Tatorts“aus Stuttgart ist erschütternder als so manche bluttriefende Gewaltszene. Zumal die Realität die Fiktion längst überholt hat. Im August 2015 wurden mehr als 70 tote Flüchtlinge in einem Kühllaster in Österreich gefunden.
Es ist ein heikles Terrain, auf dem sich Autor Christian Jeltsch und Regisseur Züli Aladag bewegen. Es geht um Schlepperkriminalität, um das Geschäft mit der Not – und somit um Schuld- und Gewissensfragen. Kommissar Thorsten Lannert (Richy Müller) gerät bei seiner Suche nach dem vermeintlichen Drogenhändler und Mörder Milan Kostic (Sascha Alexander Gersak) in eine Situation, in der die Trennlinie zwischen Gut und Böse schwammig wird. Sind Kostic und seine Schwester (Edita Malovcic) gewissenloses Gesindel, weil sie Flüchtlinge gegen Geld ins Land holen? Oder helfen sie denjenigen, die keine legale Möglichkeit haben, nach Deutschland einzureisen? Wie im Theater konzentriert sich die Handlung auf ein Zimmer in einem Flüchtlingsheim, dort wird über Leben und Tod entschieden. Dass dieses Vorhaben glückt, liegt vor allem an der überzeugenden schauspielerischen Leistung von Richy Müller und seinen Gegenspielern.