Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wolf steht nach Asyl-Vorstoß in der Kritik

Kauder und Gabriel rügen Erklärung der CDU-Wahlkämpfe­r Wolf und Klöckner

- Von Katja Korf und Agenturen

(AFP) - Die CDU-Wahlkämpfe­r Guido Wolf und Julia Klöckner sind mit ihrem flüchtling­spolitisch­en Vorstoß vom Wochenende auf Widerstand in der Großen Koalition in Berlin gestoßen. Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder (CDU) sagte, er „rate allen“, den von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) vorgegeben­en Kurs weiterzufü­hren. SPD-Chef Sigmar Gabriel warf den CDU-Landespoli­tikern vor, sie fielen Merkel „mitten in den europäisch­en Verhandlun­gen in den Rücken“.

Wolf, CDU-Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl in Baden-Württember­g, zeigte sich angesichts der Kritik unbeeindru­ckt. „Wir kennen Volker Kauder alle als impulsiven Menschen“, sagte Wolf am Montag beim Auftakt seiner Wahlkampft­our in Stuttgart. In so einer Lage gebe es manche Aufregunge­n, das müsse man gelassen sehen. Zu den Vorhaltung­en Gabriels sagte Wolf, er sei der Kanzlerin nicht in den Rücken gefallen, „und das weiß sie auch“.

Einem Bericht der „Welt“zufolge kündigte Wolf in einer internen Sitzung des Landesvors­tands zudem an, die Kanzlerin in der Flüchtling­skrise zu größerer Distanz zu Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n aufzuforde­rn. Der CDU-Fraktionsc­hef habe argumentie­rt, Merkel müsse sich in der Flüchtling­skrise gegen die verbalen Umarmungen des Grünen-Politikers öffentlich verwahren. „Ich werde der Kanzlerin auch noch einmal persönlich sagen, dass wir ein klares Signal von ihr brauchen“, zitierten mehrere Teilnehmer der Sitzung Wolf übereinsti­mmend, so das Blatt. Wolf fühlt sich missversta­nden. „Wir haben heute im Landesvors­tand darüber gesprochen, dass Winfried Kretschman­n in Worten die Nähe der Kanzlerin sucht, in seinen Taten Angela Merkel aber bekämpft. Das beklagt auch die Kanzlerin“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Auch die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Klöckner wies die SPDKritik an ihrem Plan zur Reduzierun­g der Flüchtling­szahl zurück. „Wir müssen auch wissen, wie wir mit Flüchtling­en umgehen, die nicht bleiben dürfen in Deutschlan­d, und da, glaube ich, müssen wir konsequent­er werden“, sagte Klöckner. Wolf und Klöckner hatten am Wochenende in einer gemeinsame­n Erklärung die mangelnde Solidaritä­t innerhalb der EU beklagt und nationale Maßnahmen wie tagesaktue­lle Flüchtling­skontingen­te gefordert.

Kauder verwies auch auf die Verhandlun­gen zur Sicherung der EUAußengre­nzen. „Es kommt jetzt darauf an, dass wir der Bundeskanz­lerin für die noch ausstehend­en Verhandlun­gen Anfang März den Rücken stärken.“Der stellvertr­etende SPDVorsitz­ende Ralf Stegner warf der Union Populismus vor den Wahlen im März vor. Die CSU sei „außer Rand und Band“, die CDU „führungsun­d konzeption­slos“. Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt sagte, in der CDU herrsche „die nackte Angst vor der AfD“.

Derweil entspannt sich offenbar die Situation an den deutschen Grenzen. In den vergangene­n sechs Tagen kamen jeweils weniger als tausend Flüchtling­e an. Am Sonntag trafen 808 Menschen in Deutschlan­d ein, am Samstag waren es laut Bundespoli­zei 427. Am Freitag waren demnach sogar nur 257 Neueinreis­en registrier­t worden.

 ?? FOTO: DPA ?? Redebedarf: Guido Wolf, CDU-Spitzenkan­didat zur Landtagswa­hl, musste am Montag beim Start seiner Wahlkampft­our in Stuttgart fast nur Fragen zu seinem Asyl-Vorstoß vom Wochenende beantworte­n.
FOTO: DPA Redebedarf: Guido Wolf, CDU-Spitzenkan­didat zur Landtagswa­hl, musste am Montag beim Start seiner Wahlkampft­our in Stuttgart fast nur Fragen zu seinem Asyl-Vorstoß vom Wochenende beantworte­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany