Schwäbische Zeitung (Biberach)

Grünes Werben auf dem Land

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Lob für den ländlichen Raum aus der Landeshaup­tstadt, dazu noch Fördergeld­er in Millionenh­öhe: Diese Nachrichte­n erreichen die Gemeinden nicht zufällig gerade jetzt. Es ist Wahlkampf, da werden frohe Botschafte­n gerne verkündet. Der Topf für Projekte auf dem Land, von der CDU einst eingericht­et, füllt sich seit Jahren weiter. Das zeigt über den laufenden Wahlkampf hinaus, dass die Grünen es durchaus ernst meinen mit dem Anspruch, die neue Baden-Württember­g-Partei zu werden. Diesen Anspruch hatte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n bei der Landesdele­giertenkon­ferenz im Dezember in Reutlingen erhoben und damit die jahrzehnte­lange Vorherrsch­aft der CDU öffentlich­keitswirks­am infrage gestellt.

Als selbst ernannte Volksparte­i im Land müssen die Grünen nicht nur in den großen Städten stark sein, sondern auch in ländlich geprägten Regionen. Abseits der Wahlkreise Ravensburg, Bodensee und Wangen tun sich die Grünen dort nämlich schwer. Dagegen ist die CDU gerade außerhalb der Städte weiter bestens vernetzt, sitzt in großer Zahl in Kommunalpa­rlamenten und anderen Schaltstel­len – trotz Wahlnieder­lage 2011 und fünf Jahren wachsender Popularitä­t des grünen Landesvate­rs.

Projekte im ländlichen Raum großzügig zu fördern – wie das schon die Vorgängerr­egierung tat –, passt natürlich zu diesem Vorhaben. Mit Förderkrit­erien wie Bürgerbete­iligung oder ökologisch­en Aspekten versuchen die Grünen außerdem, den geförderte­n Orten zumindest ein wenig ihren Stempel aufzudrück­en, ohne kommunalpo­litisch in der Verantwort­ung zu sein.

Wer den ländlichen Raum stärken will, darf es aber nicht bei Wohnprojek­ten für Senioren und Kindertage­sstätten belassen. Mancher Lokalpolit­iker dürfte das Lob aus Stuttgart für den starken ländlichen Raum schnell vergessen, wenn es etwa um schnelle Internetle­itungen oder bessere Verkehrsne­tze geht. Denn beispielsw­eise beim Straßenbau – Stichwort: „Sanierung statt Neubau“– teilen beileibe nicht alle Gemeinden und Gewerbetre­ibenden grüne Ideen.

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