Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zirkus-Löwen
Die Verbindung zwischen Fußball und Tierwelt war früher überschaubar. Es gab die Geisbockelf, die Fohlenelf, viel mehr war nicht. Heute gleicht die Bundesliga einem Kuschelzoo. Kein Verein, der nicht zwischen Blutgrätsche und Torjubel ein Plüschtier an der Seitenlinie hat. Fritzle, das Krokodil; Emma, die Biene vom BVB; Hoffi, ein Elch (!) aus Hoffenheim, und mehr. Da die Dominanz der Tierwelt unter Kickern wächst, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein verzweifelter Trainer statt einem Stürmer einen Teddybären einwechselt. Schon immer in der Tierwelt zu Hause waren die Münchner Löwen. Wobei man nie wusste, ob es sich hier um einen Fußballclub oder einen Zirkus handelt. Der jordanische Gesellschafter des TSV 1860, Hasan Ismaik, hat darauf eine Antwort gefunden: beides.
So kündigte er den Bau eines neuen Stadions an, wohl in Form eines Sultanspalasts, andere rechnen mit einem Luftschloss aus Tausendundeiner Nacht. Der Clou: Neben dem Stadion soll ein Löwenpark entstehen. Mit echten Tieren. Je nach Spieltag erhalten sie bei der Fütterung Geisbock, Pferd, Elch... Als Tierpfleger und zur Resozialisierung ist Uli Hoeneß geplant. Tierschützer kritisieren die Pläne, sie fordern ein Umdenken: Alle Clubs sollten auf Vegan umstellen. Statt einem Zebra rennt dann in Duisburg eine Kartoffel übers Feld. Kompromissbereit gibt sich Bayer Leverkusen: Anstelle ihres bisherigen Löwen sorgen bald mannshohe Beruhigungs-und Kopfschmerztabletten für Stimmung im Stadion. Deren Konterfeis haben verblüffende Ähnlichkeit mit Rudi Völler und Roger Schmidt. (dg)