Schwäbische Zeitung (Biberach)
Geldsegen für 344 Gemeinden
Land fördert Projekte im ländlichen Raum mit 65,6 Millionen Euro
- Um Gemeinden abseits der städtischen Ballungsräume zu fördern, gibt die Landesregierung in diesem Jahr 65,6 Millionen Euro aus. Sie fließen vor allem aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR). Das teilte der zuständige Minister Alexander Bonde (Grüne) am Montag in Stuttgart mit. Landkreise in der Region gehören zu den größten Nutznießern.
Das dürfte Balsam auf so mancher Seele zwischen Alb und Bodensee sein: „Unser ländlicher Raum ist wirtschaftlich fast genauso stark wie die großen Städte“, sagt der Minister bei der Bekanntgabe. Das ist nicht neu, aber auf dem Land hört man es vor allem dann gerne, wenn es aus Stuttgart kommt.
STUTTGART
Mittel sind gestiegen
Neben dem mündlichen Bekenntnis zum ländlichen Raum zählen aber vor allem die finanziellen Zusagen. Die fallen 2016 noch einmal um knapp fünf Millionen Euro höher aus als 2015. Gemeinden, Privatleute und Unternehmen konnten sich um die Gelder bewerben. Unter mehr als 1670 Anträgen wählten Landkreise, Regierungspräsidien und das Ministerium für den Ländlichen Raum 344 Gemeinden und ihre 712 Projekte aus. Das meiste Geld geht mit mehr als 5,3 Millionen Euro in den Landkreis Schwäbisch Hall, es folgen Sigmaringen (3,6 Millionen Euro) und der Ostalbkreis (3,5 Millionen Euro).
Orte sollen attraktiv bleiben
Gefördert werden Initiativen aus vier Bereichen: Wohnen, Grundversorgung, Arbeiten und Gemeinschaftseinrichtungen. Dabei liegt das Augenmerk vor allem auf Projekten, die Ortskerne beleben und keine neuen Flächen auf der grünen Wiese nutzen. Die Idee hinter diesem Ansatz: In Zeiten, in denen die Gesellschaft immer älter wird und es viele Jüngere in Großstädte zieht, müssen kleinere Gemeinden dagegenhalten. So bekommt die Gemeinde Fronreute (Landkreis Ravensburg) zum Beispiel knapp 500 000 Euro, um im leer stehenden Hauptschulgebäude eine Kindertagesstätte einzurichten.
Im Mengener Ortsteil Blochingen (Kreis Sigmaringen) unterstützt das Land die Entwicklung neuer Wohn- und Betreuungsformen. Die 8300 Euro sollen dort vor allem helfen, die Einwohner mit einzubeziehen. Das Beispiel zeigt: Im Zuge der von Grün-Rot ausgegebenen „Politik des Gehörtwerdens“liegt ein Schwerpunkt der Förderung auf Maßnahmen, bei denen Bürger beteiligt werden. Andere Gemeinden erhalten Geld, um im Ort einen Lebensmittelladen einzurichten oder zu erhalten, um die Grundversorgung zu sichern.
Unter dem Stichwort „Arbeiten“konnten sich vor allem kleine und mittelständische Betreibe über ihre jeweilige Gemeinde um Förderung bewerben. Auch hier musste das geplante Projekt zur Gesamtentwicklung eines Ortes beitragen.
„Durch die geförderten Projekte in diesem Bereich werden 1000 neue Jobs geschaffen und 3000 bestehende erhalten“, sagte Bonde am Montag. In Isny entsteht so mit einem Landeszuschuss von mehr als 57 000 Euro eine Eismanufaktur.
Das ELR gab es bereits unter der CDU-geführten Vorgängerregie- rung. 2010 schüttete diese 50,9 Millionen Euro aus diesem Topf aus. In diesem Jahr sind es 55,1 Millionen. Hinzu kommen 10,5 Millionen Euro aus zwei anderen, zum Teil von der EU mitfinanzierten Programmen – so kommt die von Bonde genannte Gesamtsumme von 65,6 Millionen zustande.
Diese fließt als Zuschuss, Gemeinden und Unternehmen finanzieren die geplanten Projekte mit. So fließen in diese Maßnahmen insgesamt 416 Millionen Euro.