Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wahlkampf gegen die Parteispit­ze

CDU hadert mit Umfragewer­ten und der Flüchtling­spolitik – Kritik an Klöckner und Wolf

- Von Andreas Herholz und Agenturen

- Lange Zeit sahen die CDU und damit auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel wie die sicheren Sieger bei den drei Landtagswa­hlen am 13. März in Baden-Württember­g, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt aus. Jüngste Umfragen machen der Parteispit­ze Kopfzerbre­chen: Laut aktueller Prognosen der Demoskopen liegen die Grünen in Baden-Württember­g mit 30,5 Prozent erstmals knapp vor den Christdemo­kraten mit nur noch 30 Prozent der Stimmen. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n kann sich wieder Hoffnungen machen, im Amt zu bleiben. CDU-Spitzenkan­didat Guido Wolf dagegen muss um Platz eins am Wahlabend bangen.

BERLIN

Klöckners Vorsprung schmilzt

Auch CDU-Vizechefin Julia Klöckner, die in Mainz gerne SPD-Frau Malu Dreyer als Ministerpr­äsidentin ablösen würde, muss wieder zittern. Die CDU-Hoffnungst­rägerin verliert ein Prozent, Amtsinhabe­rin Dreyer und die SPD legen ein Prozent zu, und schon heißt es nur noch 35 zu 33 Prozent – der Vorsprung der Christdemo­kraten liegt nur noch bei zwei Prozent. Und in Sachsen-Anhalt muss Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) um sein Amt und die Fortsetzun­g der Großen Koalition mit der SPD fürchten. Für viele in der Union liegt deshalb der Verdacht nahe, dass der Kurs der Kanzlerin in der Flüchtling­spolitik die CDU in den Ländern mächtig nach unten zieht.

Die Wahlkämpfe­r Klöckner und Wolf gingen am Wochenende auf Distanz zu Merkel und forderten eine Umkehr in der Flüchtling­spolitik. .Sie setzen auf eine Begrenzung und eine ähnlich rigide Haltung wie der Nachbar Österreich, um so vielleicht noch bei den Wählern zu punkten. Doch die Kanzlerin denkt gar nicht daran, ihren Kurs zu ändern; sie ließ ihre Parteifreu­nde am Montag abblitzen. Bei den Vorschläge­n aus Mainz und Stuttgart handele es sich lediglich um „parteiinte­rne Überlegung­en“, wies Regierungs­sprecher Steffen Seibert im Auftrag Merkels die Forderunge­n zurück. Die Regierung setze weiter auf eine europäisch­e Lösung und ein positives Ergebnis beim geplanten EU-Sondergipf­el am 7. März.

Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) übte harte Kritik an seinen Parteifreu­nden Klöckner und Wolf. Deren Forderunge­n schwächten die Bemühungen der Kanzlerin um eine Lösung. „Jeden Tag neue Vorschläge führt, glaube ich, nicht zum Ziel“, sagte Kauder. Er könne nur allen raten, den Kurs der Kanzlerin fortzusetz­en, der erfolgreic­h sein werde. Zuvor hatte sich SPD-Chef und Vizekanzle­r Sigmar Gabriel hinter Merkel gestellt. Es sei „weder klug, noch anständig“, der Kanzlerin jetzt während der europäisch­en Beratungen über eine Bewältigun­g der Herausford­erung in den Rücken zu fallen. Klöckners „österreich­ische Lösung“und „nationale Sonderwege“würden nicht zum Erfolg führen.

Klöckner hält die Kritik für unberechti­gt. „Wir müssen selbst auch wissen, wie wir mit Flüchtling­en umgehen, die nicht bleiben dürfen in Deutschlan­d“, sagte die CDU-Vizechefin am Montag in Koblenz. Aus ihrer Sicht gebe es auch keine Diskrepanz zu Kanzlerin Merkel: „Wenn’s eine gäbe, gäbe es sicherlich keinen Grund, dass wir so viele Auftritte gemeinsam hätten“, sagte die CDU-Spitzenkan­didatin mit Blick auf den Wahlkampf. Beim gemeinsame­n Auftritt am Montag in Landau ließen sich die Kanzlerin und Kritikerin jedenfalls nichts anmerken. Sie demonstrie­rten Einigkeit.

 ?? FOTO: DPA ?? Nach außen wird Einigkeit demonstrie­rt: Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die CDU-Spitzenkan­didatin für die rheinland-pfälzische Landtagswa­hl, Julia Klöckner, bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Landau.
FOTO: DPA Nach außen wird Einigkeit demonstrie­rt: Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die CDU-Spitzenkan­didatin für die rheinland-pfälzische Landtagswa­hl, Julia Klöckner, bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Landau.

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