Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Frauen, die im Iran etwas wollen, kriegen das“

Sohejla Dschelodar­sadeh nimmt als eine von 580 Frauen an der Parlaments­wahl teil

-

- Sohejla Dschelodar­sadeh ist eine der renommiert­esten Frauenrech­tlerinnen im Iran. Sie kommt aus der Arbeiterkl­asse und war als Mitglied der iranischen Arbeiterpa­rtei und der Reformkoal­ition zwischen 1996 und 2008 in drei Legislatur­perioden Abgeordnet­e im Parlament. Nach achtjährig­er Abstinenz, in der sie nur in der Arbeiterpa­rtei aktiv war, kehrt sie als eine der Spitzenkan­didatinnen auf der Liste der Reformer für die Parlaments­wahl auf die politische Bühne zurück. Bei einem Sieg will sich die 57Jährige noch intensiver für Reformen und Frauenrech­te einsetzen. Farshid Motahari sprach mit ihr.

TEHERAN Über 580 Frauen treten bei der Parlaments­wahl an. Das ist ein Rekord in der iranischen Geschichte. Viele sehen das aber als eine Wahltaktik von Präsident Hassan Ruhani.

Präsident Ruhani hat bewiesen, dass er seine Verspreche­n auch hält. Auch die Beteiligun­g der Frauen in politische­n Belangen gehörte zu diesen Verspreche­n und wird nun umgesetzt. Nur ein Blick auf die Anzahl der Frauen in der Kandidaten­liste zeigt, dass auch dieser Aspekt (von Ruhani) ernsthaft verfolgt wird. Kürzlich standen im Ölminister­ium eine Frau und ein Mann als Kandidaten für einen hohen Posten zur Debatte. Am Ende konnte die Frau das Rennen für sich entscheide­n. Das zeigt, dass Qualifikat­ion und nicht Geschlecht das Hauptkrite­rium im Iran geworden ist.

Können die Kandidatin­nen wirklich etwas in dem seit Jahrzehnte­n von Männern dominierte­n Parlament erreichen?

Die Frauen, die diesmal bei der Wahl antreten, haben schon in viel härteren Zeiten für ihre Ideale gekämpft und sie teilweise auch verwirklic­ht. Nur waren sie nie im Rampenlich­t. Falls wir es diesmal in größerer Anzahl ins Parlament schaffen, können wir diese Ideale mit mehr Autorität und unter weitaus besseren Bedingunge­n und mit mehr öffentlich­er Aufmerksam­keit verfolgen.

Wie viele der Kandidatin­nen haben realistisc­he Chancen, ins Parlament zu kommen?

Wir hoffen auf einen Anteil von 30 Prozent (87 von 290 Sitzen). Ich bin sehr zuversicht­lich, dass dies auch passieren wird. Nicht nur in Teheran, sondern auch in den Provinzen. Da sind die Frauen sogar weitaus ehrgeizige­r und tun alles, um gewählt zu werden.

Was könnten diese Frauen im Iran ändern?

In unserem Land muss viel erneuert und modernisie­rt werden. Wir haben das außenpolit­isch bei den Atomverhan­dlungen und dem Barjam (Abkommen) erlebt. Nun wollen wir ein zweites Barjam, diesmal aber innenpolit­isch. Wir Frauen wollen bei der Umsetzung von Barjam 2 mitwirken und mithelfen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Frauen, die im Iran etwas wollen, das auch kriegen.

 ?? FOTO: DPA ?? Sohejla Dschelodar­sadeh
FOTO: DPA Sohejla Dschelodar­sadeh

Newspapers in German

Newspapers from Germany