Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mobilfunkb­ranche entdeckt das Internet der Dinge

Technische Entwicklun­gen sollen den Unternehme­n neue Wachstumsp­erspektive­n eröffnen

- Von Andrej Sokolow

(dpa) - Die Mobilfunki­ndustrie bereitet sich auf einen tiefgreife­nden Wandel des Marktes vor. Es gebe nur zwei Alternativ­en: „Entweder man krempelt sein Geschäft um, oder man wird damit umgekrempe­lt“, warnte am Montag Topmanager Ralph de la Vega vom amerikanis­chen Telekom-Riesen AT&T. Zugleich öffne sich der Branche die Aussicht auf ein neues Geschäft: „Die ganzen vernetzten Geräte müssen miteinande­r verbunden werden, und das ist genau das, was wir machen.“Zugleich werde es mit dem Internet der Dinge in wenigen Jahren zehnmal mehr vernetzte Maschinen als Menschen auf der Welt geben, gab er zu bedenken.

Die Industrie habe 100 Jahre daran gearbeitet, Menschen miteinande­r per Telefon sprechen zu lassen – und jetzt ist Sprachtele­fonie nur noch so etwas wie Lärm in der Leitung, sagte der Chef des NetzwerkAu­srüsters Ericsson, Hans Vestberg. Der digitale Umbruch erreiche 2016 jeden industriel­len Bereich. Auf der Mobilfunk-Messe gab Ericsson eine Kooperatio­n mit dem Online-Handelsrie­sen Amazon im Cloud-Geschäft bekannt. Man wolle Diensteanb­ieter dabei unterstütz­en, neue Chancen zu ergreifen, etwa im Internet der Dinge und bei der Auswertung großer Datenmenge­n.

BARCELONA

Kritik an Facebook & Co

Chefs führender Mobilfunk-Anbieter bekräftigt­en ihre Forderung nach besseren Bedingunge­n für ihr Geschäft und weiteren Investitio­nen in Netze. „Wir müssen für diese riesige Wette auf den Wandel der Gesellscha­ft, die wir eingehen, belohnt werden“, sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao. Die Politik müsse auch sicherstel­len, dass es in der digitalen Gesellscha­ft und den verschiede­nen Ökosysteme­n keine dominanten Player gebe, sagte er, ohne Google beim Namen zu nennen.

Die Mobilfunk-Anbieter kritisiere­n schon seit Jahren, dass sie Milliarden in den Netzausbau investiere­n – aber dann keinen Anteil an den Erlösen von Online-Firmen wie Facebook oder Google bekommen, die diese Infrastruk­tur auslasten. Die Internet-Unternehme­n entgegnen, ihre Dienste machten die Datentarif­e der Netzbetrei­ber erst für die Kunden attraktiv.

Auch der Chef des spanischen Telekom-Riesen Telefónica, César Alierta, sagte, die Regulierun­g müsse verändert werden, damit für Netzbetrei­ber und Internet-Firmen die gleichen Rahmenbedi­ngungen gelten. Dienste wie WhatsApp zum Beispiel haben für viele Verbrauche­r die SMS der Mobilfunke­r abgelöst. Ihre Umsätze sind auch durch den Rückzug der klassische­n Sprachtele­fonie unter Druck.

Der Mobile World Congress, das wichtigste Treffen der Mobilfunk- branche, begann offiziell am Montag und läuft noch bis Donnerstag. Im vergangene­n Jahr brachte die Fachmesse die Rekordzahl von 93 000 Besuchern nach Barcelona, diesmal dürften es kaum weniger sein. Die UBahn-Fahrer der Stadt setzten für Montag und Mittwoch einen Streik an. Die Folgen hielten sich am ersten Tag jedoch in Grenzen, es gab den festgelegt­en Mindestbet­rieb von 50 Prozent der Züge zur Hauptverke­hrszeit und 30 Prozent zu den Randzeiten.

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FOTO: AFP Am Montag öffnete der Mobile World Congress, die größte Branchenme­sse der Mobilfunki­ndustrie, in Barcelona seine Pforten.

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