Schwäbische Zeitung (Biberach)
Professionell unterwegs
Leistungsschau informiert über Studiengänge an der Mannheimer Popakademie
- Hunderte von Interessenten sind zum alljährlichen Tag der Offenen Tür in die Mannheimer Popakademie gekommen. Die meisten Besucher sind jung, dennoch sind alle Altersgruppen vertreten. Schon im Foyer des modernen Gebäudes an der Hafenstraße herrscht nachmittags drangvolle Enge. Ein Dozent gibt hier einen Überblick über die einzelnen Studiengänge des Instituts. Mit ihrer einzigartigen Verbindung von Musik- und Wirtschaftspraxis hebt sich die Einrichtung deutlich vom Angebot anderer Kunsthochschulen Baden-Württembergs ab.
Die Mannheimer Popakademie wurde 2003 gegründet. Im Folgejahr konnte der Neubau westlich der Innenstadt bezogen werden. Der ehemalige Gründerzeitbezirk Jungbusch zwischen Neckar und dem Verbindungskanal zum Rhein war damals als sozialer Brennpunkt mit Rotlichtmeile und hohem Migrantenanteil in Verruf geraten. Mittlerweile hat er sich ansatzweise zum angesagten Multikulti- und Startup-Viertel gemausert. Die 2011 baulich erweiterte Akademie verfügt jetzt über vier Stockwerke. Am Infotag findet man im ganzen Haus offene Türen.
Unterrichts- und Übezimmer, Vorlesungs- und Proberäume, Studios und Büros laden ein, sich in familiärer Atmosphäre ein Bild zu ma-
MANNHEIM
chen von den Ausbildungsmöglichkeiten und vom studentischen Alltag. Dem großen Ansturm auf Einführungen, Präsentationen und Beratungen weicht man am besten zunächst in die geräumige Cafeteria aus. Sie hat eine Terrasse mit Ausblick auf den Kanal und über die Dächer der Stadt. Hier kommt man schnell ins Gespräch mit Lehrkräften, jungen Künstlern und Neugierigen von nah und fern.
Neu ist das Fach Weltmusik
Die Popakademie Baden-Württemberg bot 2004 erstmals in Deutschland ein Bachelor-Studium der Popmusik und der Musikwirtschaft an. Inzwischen gibt es drei Bachelorund zwei Master-Studiengänge. Neu seit 2015 ist das Fach Weltmusik mit Studenten und Dozenten auch aus dem Orient und aus Asien. Hier steht – wiederum erstmals an einer staatlichen deutschen Hochschule – türkisch-arabisch-persische Musik im Fokus. Auf ein einjähriges Grundstudium folgt ein zweijähriges Hauptstudium.
Zum Bachelor of Arts führt auch der Studiengang Musikbusiness. Während in den ersten beiden Semestern hier ganz praxisbezogen Betriebswirtschaft, Management und Themen wie Medien, Business und Recht im Bereich der Popkultur gebüffelt werden, stehen danach vier Semester lang Projekte und Pflichtpraktika auf dem Programm. Das dritte Bachelor-Studium widmet sich dem Popmusik Design. Es umfasst Instrumentalkurse und Projektarbeit (Studio, Ensemble, Bühne).
Im zweijährigen Master-Studiengang Popular Music geht es nicht nur um die Arbeit an eigenen Kompositionen, Songs, Texten und Produktionen, sondern auch um ihre Umsetzung (live und im Studio) und ihre mediale Präsentation. Die Palette der Genres reicht von Pop, Rock, Soul oder Funk über Reggae, Punk, Hardcore, Metal und Industrial bis hin zum Singer/Songwriter, zu experimenteller elektronischer Musik, Dubstep, Techno oder Hip-Hop. Dazu kommt als weiterer möglicher Schwerpunkt die pädagogische Vermittlung populärer Musik.
Ziel ist es, Allrounder auszubilden, die ihre kreativen Produkte managen und auch in den Bereichen Film, Werbung, Design, Games, Verlage oder Kommunikationsbranche vermarkten können. Großen Wert legt man auf internationale Themen und Kooperationen mit Hochschulen und Institutionen in aller Welt. Mehr als zehn Prozent der Studierenden stammen aus dem Ausland. Beim jährlichen Future Music Camp Ende April kommen Gäste von überall her. Auch das International Summer Camp punktet mit Dozenten und Teilnehmern aus ganz Europa und den USA.
Beim Konzert nach dem Tag der Offenen Tür konnte man heuer erle- ben, was Bands nach dem ersten Bachelor-Semester so alles drauf haben. Zur Einstimmung für Gäste gab es Body-Percussion mit Udo Dahmen, dem künstlerischen Leiter der Akademie. Seit mehr als 40 Jahren ist er als Drummer aktiv und mit Bands wie Lake und Kraan sowie mit Sting oder Gianna Nannini aufgetreten. Souverän präsentierten sich danach die „Ivy’s Brothers“mit frischen, individuell ausgearbeiteten Rock-Songs. Weitere Bands deckten beeindruckend andere stilistische Bereiche ab.