Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Balkan trifft auf Alphorn und Quetsche“
Neues Album und neue Volksmusik: Christian Schild von Voxxclub zu Tradition und Moderne
- Songs wie „Rock mi“oder „Ziwui Ziwui“haben die ACappella-Band Voxxclub in der Volksmusik-Szene bekannt gemacht. Kommenden Freitag erscheint ihr drittes Album „Geiles Himmelblau“. Anschließend startet die Band in ihre Tournee, die auch durch unsere Region führt. Sänger Christian Schild hat im Interview mit Eva-Maria Peter über das neue Album gesprochen und verraten, wie Voxxclub Volksmusik modern machen will und wie sie den Ausstieg ihres ehemaligen Bandmitglieds Julian David verkraftet haben.
RAVENSBURG Robbie Williams bei „Take That“oder Geri Halliwells alias Ginger Spice bei den „Spice Girls“: Bandausstiege bedeuten immer Veränderung. Wie war das bei euch nach dem Bandaustritt von Julian David im vergangenen Jahr?
Bislang merken unsere Zuschauer keinen Unterschied. Aber man weiß nie was noch kommt. Voxxclub ist lediglich eine Person weniger. Wir sind jedoch immer noch zu fünft und das reicht völlig aus. Es mussten ein paar Choreografien umgestellt werden. Wir wollen aber niemanden mehr in unser eingeschworenes Team aufnehmen.
Euer drittes Album „Geiles Himmelblau“erscheint Ende Februar. Es ist lateinamerikanisch angehaucht und hat Balkaneinflüsse. Weshalb so multikulti?
Das Album sollte sich von den vorherigen unterscheiden und dabei trotzdem den Voxxclub-Stil enthalten. Wir mischen traditionelle Volksmusik mit deutschen Texten und anderen Musikeinflüssen. So trifft der Balkan auf Alphorn und Quetsche. Die Texte haben wir zum ersten Mal selber geschrieben.
Im Songvideo zu „Geiles Himmelblau“wird alles besser, sobald ein Junge durch die rosarote Brille schaut. Was sind eure größten Bandsorgen, die ihr gerne durch diese Brille sehen würdet?
Wir sind in den letzten drei Jahren sehr schnell aufgestiegen. Wir wünschen uns schon sehr, dass es nicht nur ein Hype ist und dass wir noch lange weiter Musik machen können. Dafür wollen wir hart arbeiten. Es kommt eben auch auf unser Publi- kum an und wir hoffen, dass die Leute noch lange mögen was wir spielen.
Wenn euer Erfolg eines Tages nachlässt – könntet ihr euch vorstellen, an einem Format wie dem Dschungelcamp teilzunehmen?
Da sind wir geteilter Meinung. Aber wir haben schon einmal überlegt, dass es sicher spannend wäre, wenn wir zu fünft im Dschungel wären. Da gäbe es ein bisschen mehr Halligalli und die Dschungelprüfungen würden wir schon überstehen.
Wie läuft das eigentlich in einer Bandbeziehung mit fünf Männern, die permanent auf einem Haufen sind?
Es fühlt sich an wie eine Ehe. Ich bin mit vier Jungs verheiratet. Grundsätzlich sind wir auf einer Wellenlänge. Natürlich gibt es Meinungsverschiedenheiten, aber wir haben gelernt miteinander umzugehen. Wichtig ist es, dass wir ehrlich zueinander sind und über Probleme offen reden.
Wie würdest du euren Musikstil mit drei Worten beschreiben?
Frech, cool und spaßig.
Ihr werdet immer in die „Volksmusik-Schublade“gesteckt …
In der Schule früher fanden Volksmusik alle doof. Ich wurde ausgelacht, dass ich Quetsche spiele. Heute ist das wieder cool. Auch der Hype um die Lederhosen bestätigt das. Volksmusik muss nicht alt, staubig und langweilig sein. Wir sind die neue Volksmusik.
Was sind die entscheidenden Merkmale, wie man Volksmusik hip, trendy und modern machen kann?
Wir nehmen die klassische Volksmusik und mischen sie mit modernen Elementen wie Hip-Hop oder Reggae. Vor allem auch durch unser Auftreten oder diverse Tanzchoreografien. Unser Outfit ist wie unsere Musik. Auch hier kombinieren wir traditionelle Lederhosen mit modernen Westen.
Was war euer peinlichstes Erlebnis auf der Bühne?
Dem Flo ist schon mal die Lederhose gerissen in einer Live-Fernsehsendung, das war wirklich peinlich.
Ihr tourt fast nur durch den Süden Deutschlands, durch Österreich und die Schweiz. Gibt es eine Sprachbarriere im Norden?
Unser Dialekt erschwert den Leuten manchmal die Texte zu verstehen, aber unsere Performance finden sie trotzdem super. Wir sind auch schon in Holland und Kroatien aufgetreten. Irgendwas machen wir auf der Bühne, das die Leute fesselt und neugierig macht.
Wie steht ihr zu Dialekten?
Dialekte sind großartig. Ich würde sagen, sie sind sogar sexy. Sie sind ein Stück Heimat und Identität. Wir haben deshalb auch extra einen Song auf unserem neuen Album mit dem Titel „I red wie mir der Schnabel gwochsen is“aufgenommen.
Wen würdet ihr denn eigentlich gerne mal mit auf eure Tour nehmen?
Es ist krass, wie lieb und schnell wir in der Branche aufgenommen worden sind. Deshalb kommen da ganz viele tolle Künstler infrage. Ein bisschen ausgefallener gedacht wären David Hasselhoff oder Bonnie Tyler cool. Aber ich glaube nicht, dass die mit uns auf Tournee gehen wollen.