Schwäbische Zeitung (Biberach)
Klanglandschaften aus der Wüste
Der Ausnahmemusiker Schiller legt mit „Future“ein zukunftweisendes Album vor
- Wüste statt Weimar: Im Gegensatz zum namensgebenden Dichter seines Musikprojektes „Schiller“hat es Christopher von Deylen vor zwei Jahren in die Mojave-Wüste gezogen. Die ist so gewaltig, dass sie gleich vier US-Bundesstaaten umfasst. Der ideale Ort also für das Erträumen weiträumiger Klanglandschaften, wobei von Deylens Musik bereits während seiner 16 Jahren in Berlin nicht gerade Großstadthektik ausstrahlte. Dabei wählte er als thematischen Rahmen für seine Albumprojekte gerne die ganz großen Themen wie „Sehnsucht“, „Leben“oder schlicht „Sonne“.
Auf dem neuen Album sinniert der Komponist nun also über die Zukunft und hat sich dafür wieder reizvolle Verstärkung ins Studio geholt. Dazu zählt die erst 17-jährige Kéta Jo McCues, die Schiller in Los Angeles kennenlernte. Im vorab veröffentlichten Videoclip „The Future I + II” wandern die beiden in Raumanzügen durch die Wüste, die junge Sängerin blickt dabei durchaus hoffnungsvoll in die Zukunft und wünscht sich „Mehr Liebe und weniger Hass“.
RAVENSBURG
Stilvielfalt garantiert
Dem kann natürlich bis auf manchen Wutbürger so ziemlich jeder zustimmen und Schiller wird daher auch gelegentlich vorgeworfen, es sich in seiner flauschigen Wohlfühlmusik teils eine Spur zu bequem einzurichten. Dabei ist der 45-Jährige stets auf der Suche nach neuen Erfahrungen und setzte auf seinem letzten, schlicht „Opus“betitelten Studioalbum stark auf klassische Elemente. „Future“ist dagegen klar von seiner neuen nordamerikanischen Heimat inspiriert – so hat keine andere als Hollywood-Ikone Sharon Stone („Basic Instinct“) den Text zur Ballade „For You“geschrieben. Gesungen wird diese vom Kanadier Tawgs Salter, zu den weiteren Gästen am Mikrophon zählt mit Arlissa eine Schiller-Neuentdeckung, die die erste Single–Auskopplung „Paradise” anstimmt, sowie die etablierte italienische Metal-Sängerin Cristina Scabbia, die mit ihrer Band Lacuna Coil bekannt wurde. So ist hier in den Songs einmal mehr Stilvielfalt garan- tiert; zusammen mit den dazwischen platzierten Instrumental-Stücken ergeben die Schiller-Alben dann stets einen so langen (die Ultra Deluxe Edition umfasst gleich vier CDs und eine DVD) wie ruhig-entspannten Fluss. Und wer die Zukunft auch im Konzert erleben möchte, hat dazu im Herbst Gelegenheit.