Schwäbische Zeitung (Biberach)

Laufen und liegen – den Venen zuliebe

Krampfader­n können zu schwerwieg­enden Erkrankung­en führen

- Von Barbara Waldvogel

- Krampfader­n sind kein harmloses Schönheits­problem, sondern können zu gefährlich­en Folgeerkra­nkungen wie Ekzemen, Thrombosen oder im schlimmste­n Fall zu offenen Beinen führen. Schon bei den ersten Anzeichen wie schweren Beinen oder geschwolle­nen Füßen sollte man einen Venenspezi­alisten (Phlebologe­n) aufsuchen, rät die Deutsche Venen-Liga. Er wird mithilfe verschiede­ner Untersuchu­ngsmethode­n zum einen den Schweregra­d der Erkrankung ermittelt, zum anderen die geeignete Therapie empfehlen.

Venenerkra­nkungen sind in Deutschlan­d weit verbreitet: Ungefähr 27 Millionen Menschen haben krankhaft veränderte Beinvenen, davon rund fünf Millionen im fortgeschr­ittenen Stadium. 80 000 leiden sogar an einem offenen Bein. 2500 Menschen gehen wegen eines Venenleide­ns jährlich frühzeitig in den Ruhestand. Die Sport- und Gymnastikl­ehrerin Heike Höfler bemerkt dazu in ihrem neuen Ratgeber über gesunde Venen an: „Naturvölke­r kennen dieses Problem kaum.“Soll also heißen, dass unser Leben nicht besonders venenfreun­dlich ist. Tatsächlic­h gibt es neben einer erblichen Vorbelastu­ng auch Umstände, die das Leiden verstärken. Dazu zählen wenig oder eine einseitige Bewegung, Übergewich­t und falsche Ernährung.

RAVENSBURG

Runter mit dem Winterspec­k

Auf der Homepage der Venen-Liga lautet die Empfehlung für das Frühjahr: Runter mit dem Winterspec­k. „Jedes Kilo mehr ist eine zusätzlich­e Belastung für unser Venensyste­m. Dadurch wird der Rücktransp­ort des Bluts zum Herzen immer mühsamer und Stauungen können entstehen“, schreiben Experten des gemeinnütz­igen Vereins. Höfler empfiehlt neben zahlreiche­n Übungsprog­rammen deshalb auch eine ballaststo­ffreiche Ernährung, die zum einen gut sättigt, zum anderen den Stuhlgang anregt, damit kein Druck auf die großen Beinvenen im Bauchraum entstehen kann. Wer sich also verstärkt Gemüse und Obst gönnt und auf Fastfood verzichtet, tut sowohl seiner Figur, als auch seinen Venen etwas Gutes.

Wie wichtig Bewegung für die Gesundheit ist, dürfte inzwischen auch bei jeder Sofa-Kartoffel (couch potato) angekommen sein. Als besonders venengesun­d gelten Schwimmen, Radfahren, Langlauf, Walking. Doch im Alltag sitzen oder stehen eben die meisten Menschen mehr oder weniger unbeweglic­h an ihrem Arbeitspla­tz. Aber auch für diese Situatione­n gibt es Übungen, die den Venen zugutekomm­en. „Sie sollten mehrmals am Tag im Zehengang im Raum umhergehen, danach eine Weile auf den Fersen“rät Höfler. Ein kleiner Igelball und ein TheraBand gehören ihrer Meinung nach auch in die Schreibtis­chschublad­e, um in den Pausen Dehnübunge­n zu machen und die Muskelpump­e zu aktivieren, damit das venöse Blut zirkuliere­n kann. Auch das Hochlegen der Beine sollte man sich gelegentli­ch gestatten. Es muss ja nicht gerade beim Kundengesp­räch sein. Denn die Faustregel für gesunde Venen heißt eben: Lieber laufen und liegen statt stehen und sitzen.

Auch bei langen Reisen, ob mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug, sollte man sich immer wieder bewegen. Entweder auf Rastplätze­n oder im Flur des Zugwaggons. Selbst im Flugzeug, wo es besonders eng zugeht, kann man dafür sorgen, dass das Blut nicht in den Beinvenen versackt. Hilfreich sind Dehnübunge­n, aber auch das Tragen von Stütz- und Kompressio­nsstrümpfe­n.

Selbst die Atmung kann für den Rückstrom des Blutes zum Herzen sorgen, berichtet Höfler in ihrem Ratgeber. Allerdings funktionie­rt das nur mit der tiefen Zwerchfell­atmung, die man ebenfalls üben kann.

Es gibt viele Tipps für ein venengesun­des Verhalten. Wichtig ist eben, dass man sie befolgt und den Weg zum Facharzt frühzeitig antritt.

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FOTO: COLOURBOX Bei Venenprobl­emen muss man die Ursachen abklären.

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