Schwäbische Zeitung (Biberach)
Laufen und liegen – den Venen zuliebe
Krampfadern können zu schwerwiegenden Erkrankungen führen
- Krampfadern sind kein harmloses Schönheitsproblem, sondern können zu gefährlichen Folgeerkrankungen wie Ekzemen, Thrombosen oder im schlimmsten Fall zu offenen Beinen führen. Schon bei den ersten Anzeichen wie schweren Beinen oder geschwollenen Füßen sollte man einen Venenspezialisten (Phlebologen) aufsuchen, rät die Deutsche Venen-Liga. Er wird mithilfe verschiedener Untersuchungsmethoden zum einen den Schweregrad der Erkrankung ermittelt, zum anderen die geeignete Therapie empfehlen.
Venenerkrankungen sind in Deutschland weit verbreitet: Ungefähr 27 Millionen Menschen haben krankhaft veränderte Beinvenen, davon rund fünf Millionen im fortgeschrittenen Stadium. 80 000 leiden sogar an einem offenen Bein. 2500 Menschen gehen wegen eines Venenleidens jährlich frühzeitig in den Ruhestand. Die Sport- und Gymnastiklehrerin Heike Höfler bemerkt dazu in ihrem neuen Ratgeber über gesunde Venen an: „Naturvölker kennen dieses Problem kaum.“Soll also heißen, dass unser Leben nicht besonders venenfreundlich ist. Tatsächlich gibt es neben einer erblichen Vorbelastung auch Umstände, die das Leiden verstärken. Dazu zählen wenig oder eine einseitige Bewegung, Übergewicht und falsche Ernährung.
RAVENSBURG
Runter mit dem Winterspeck
Auf der Homepage der Venen-Liga lautet die Empfehlung für das Frühjahr: Runter mit dem Winterspeck. „Jedes Kilo mehr ist eine zusätzliche Belastung für unser Venensystem. Dadurch wird der Rücktransport des Bluts zum Herzen immer mühsamer und Stauungen können entstehen“, schreiben Experten des gemeinnützigen Vereins. Höfler empfiehlt neben zahlreichen Übungsprogrammen deshalb auch eine ballaststoffreiche Ernährung, die zum einen gut sättigt, zum anderen den Stuhlgang anregt, damit kein Druck auf die großen Beinvenen im Bauchraum entstehen kann. Wer sich also verstärkt Gemüse und Obst gönnt und auf Fastfood verzichtet, tut sowohl seiner Figur, als auch seinen Venen etwas Gutes.
Wie wichtig Bewegung für die Gesundheit ist, dürfte inzwischen auch bei jeder Sofa-Kartoffel (couch potato) angekommen sein. Als besonders venengesund gelten Schwimmen, Radfahren, Langlauf, Walking. Doch im Alltag sitzen oder stehen eben die meisten Menschen mehr oder weniger unbeweglich an ihrem Arbeitsplatz. Aber auch für diese Situationen gibt es Übungen, die den Venen zugutekommen. „Sie sollten mehrmals am Tag im Zehengang im Raum umhergehen, danach eine Weile auf den Fersen“rät Höfler. Ein kleiner Igelball und ein TheraBand gehören ihrer Meinung nach auch in die Schreibtischschublade, um in den Pausen Dehnübungen zu machen und die Muskelpumpe zu aktivieren, damit das venöse Blut zirkulieren kann. Auch das Hochlegen der Beine sollte man sich gelegentlich gestatten. Es muss ja nicht gerade beim Kundengespräch sein. Denn die Faustregel für gesunde Venen heißt eben: Lieber laufen und liegen statt stehen und sitzen.
Auch bei langen Reisen, ob mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug, sollte man sich immer wieder bewegen. Entweder auf Rastplätzen oder im Flur des Zugwaggons. Selbst im Flugzeug, wo es besonders eng zugeht, kann man dafür sorgen, dass das Blut nicht in den Beinvenen versackt. Hilfreich sind Dehnübungen, aber auch das Tragen von Stütz- und Kompressionsstrümpfen.
Selbst die Atmung kann für den Rückstrom des Blutes zum Herzen sorgen, berichtet Höfler in ihrem Ratgeber. Allerdings funktioniert das nur mit der tiefen Zwerchfellatmung, die man ebenfalls üben kann.
Es gibt viele Tipps für ein venengesundes Verhalten. Wichtig ist eben, dass man sie befolgt und den Weg zum Facharzt frühzeitig antritt.