Schwäbische Zeitung (Biberach)
Trauer nach tragischem Tod eines Dreijährigen
Junge in Gartenteich wohl ertrunken – Bad Wurzachs Bürgermeister: „Verkettung unglücklicher Umstände“
- Am Tag nach dem Tod des dreijährigen Onur Enver Kalin herrscht in ganz Bad Wurzach große Trauer. Gleichzeitig danken die Stadt, der Vater des Jungen und die türkische Gemeinde für die enorme Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Der Leichnam des Jungen wurde am Montag zur Obduktion nach Ulm gebracht, um letzte Klarheit über die Todesursache zu erlangen. Nach derzeitigen Erkenntnissen war der Junge am Sonntagnachmittag im Gartenteich eines Privatgrundstücks ertrunken.
Sollte die Leiche freigegeben sein, würde am Mittwoch eine öffentliche Trauerfeier stattfinden. „Für alle Menschen, egal welcher Religion und Sprache“, wie Ayne und Fuat Karaismailoglu, Vorsitzender des Türkischen Kulturvereins in Bad Wurzach, betonen. Anschließend wird der Leichnam in die Türkei überführt werden, wo Onur Enver in Kayseri, der Heimat seiner Familie, seine letzte Ruhe finden soll.
Am Sonntag war der Junge nach ersten Erkenntnissen aus einem Privatgrundstück nahe der Riedsporthalle mit einem anderen dreijährigen Kind aus Bergatreute verschwunden. Die beiden Buben hatten sich gerade erst kennengelernt. Gegen 22.45 Uhr wurde Onur von Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei gefunden. Vorausgegangen war eine Suchaktion von beispiellosem Umfang. Im Einsatz waren zunächst acht Polizeibeamte, 50 Bad Wurzacher Feuerwehrkameraden, 26 Mitglieder der DLRG und 41 Rotkreuzler. Sie wurden unterstützt von Hunderten freiwilliger
BAD WURZACH
Helfer, die bis in die Nacht die gesamte Stadt durchkämmten.
Der zweite Junge wurde gegen 15.40, Uhr keine 1000 Meter von der Riedsporthalle entfernt, gefunden. Da er erzählte, sein Freund sei ins WWasser gefallen, den Ort aber nicht nennen konnte, wurde in der Folge die Ach weiträumig zu Fuß und mit Booten durchkämmt. Zudem wurden Hubschrauber mit Wärmebildkameras eingesetzt.
Sie suchten das mittlerweile komplett abgeschlossene Ried ab – ergebnislos. Gegen 22 Uhr traf die Bereitschaftspolizei aus Richtung Ravensburg ein, gegen 22.45 Uhr wurde der Leichnam des Jungen gefunden – in einem nur schwer zugänglichen und sehr unübersichtlichen Gartengrundstück. Wie der Junge dorthin gelangt war, muss jetzt die Kriminalpolizei klären. „Wir gehen derzeit davon aus, dass der Junge dort schon länger lag“, so Ferdinand Hofmann, Erster Polizeihauptkommissar vom Polizeirevier Leutkirch.
Am Tag nach dem Unglück bezeichnete Bürgermeister Roland Bürkle, der seinen Urlaub wegen der Tragödie ausfallen ließ, den Tod des Jungen als eine Verkettung unglücklicher Umstände: Der Junge, der mit Onur verschwand, besaß keine Ortskenntnis, der Hausbesitzer kehrte erst tief in der Nacht zurück; der TTeich ist nur an einer Stelle so tief, dass ein Kind darin ertrinken kann. Gelobt wurde am Montag die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung: „Diese Flut an Hilfe ist überwältigend“, so Feuerwehrkommandant Norbert Fesseler. Auch Bürkle und ein Vertreter der türkischen Gemeinde in Bad Wurzach betonten dies am Montag ausdrücklich.
„Es hat sich gezeigt, dass der Zusammenhalt in der Stadt größer ist als viele vielleicht gedacht haben“, so Bürkle. Fuat Karaismailoglu sieht es als Zeichen eines letztlich doch „sehr harmonischen Zusammenlebens. Es hat sich eine Geschlossenheit gezeigt, für die wir dankbar sind.“Dieser Einschätzung schloss sich Ayne an. „Wir fühlen uns nicht alleine“, sagte auch Ilhami Kalin, der Vater des Dreijährigen, der trotz seines sichtbaren Schmerzes ebenfalls seinen Dank an die Menschen ausrichten wollte. Onur Enver, der am 2. Februar Geburtstag hatte, sei ein lebhafter Junge gewesen, erzählte der Vater. „Man fragt sich immer wieder, ob es nicht auch hätte anders enden können. Hätte man die nahe Umgebung statt des Parks so intensiv absuchen sollen?“, fragte er und nahm sich selbst in die Pflicht: „Das ist kein Vorwurf an die anderen Suchenden. Ich selbst hätte dort, gleich bei unserem Haus, suchen müssen.“Stadtoberhaupt Bürkle betonte, man habe am Sonntag alles richtig gemacht und die richtigen Entscheidungen getroffen. Wie der Bürgermeister weiter erzählte, sei die Trauer bei der Feuerwehr und der Stadtverwaltung besonders groß, da Onurs Mutter für die Feuerwehr arbeitet. Viele Kameraden kannten auch ihren Sohn.