Schwäbische Zeitung (Biberach)
Preisträger zeigen imponierende Leistungen
Junge Musiker werden im Bibliothekssaal in Ochsenhausen mit dem Bruno-Frey-Musikpreis ausgezeichnet
- Die 1993 gegründete Bruno-Frey-Stiftung hat in Ochsenhausen am Sonntag Preise an junge Musiker mit außergewöhnlichem Können vergeben. Das 2014 ins Leben gerufene „Daidalos Percussion Quartett“mit Vanessa Porter, Aya Fujita, Richard Gläser und Jessica Porter – sie war kurzfristig eingesprungen – eröffnete mit einer ungewöhnlichen Bearbeitung von Bachs Fuge Nr. 20, a-moll. Die klassisch barocken Klangfolgen erzeugten auf den vier Marimbaphonen exotische Anmutungen.
Die Gruppe spielte dann das „Mallet Quartet“von Steve Reich. Der Komponist hatte sich mit afrikanischen Trommeln und balinesischer Gamelan-Musik beschäftigt, das führte zu einem pulsierenden Klanggeflecht. Es begann mit schnellen rhythmischen Tonfolgen, zog eine intensive Klangarchitektur
OCHSENHAUSEN
hoch. Der langsame Mittelsatz ließ mit träumerischer Spannung eine Abendstimmung über idyllischer Landschaft entstehen. Die Gruppe erhielt einen Bruno-Frey-Preis, dotiert mit 6000 Euro.
Selbstbewusste Interpretation
Dann ein abrupter Wechsel der Harmonien: Stefano Menna spielte, begleitet von Alan Brown am Flügel, zwei Sätze aus der Violinsonate Nr. 2 von Béla Bartók. Ein langer Eingangston eröffnete irrationale Stimmung, weiter getrieben durch starke dissonante Reibungen. Der eher konventionelle Klavierpart stützte die verwegen atonalen Klangkonstruktionen der Violine. Das Allegretto war eher ein destruktiv aufsässiges, dahinjagendes Allegro. Menna präsentierte eine sehr selbstbewusste Interpretation mit offensivem Zugriff, beherrschte die technischen Anforderungen mühelos und wurde mit 4000 Euro be- lohnt. Nikita Mikhailovsky folgte mit Patricia Ulrich am Flügel mit dem schnellen Satz aus dem Trompetenkonzert von Vladimir Peskin, das musikalisch mit feinen lyrischen Phrasen und konventionellen Strahltönen zum klassisch-romantischen Repertoire der Trompete gehört.
Die Führungsmelodie assoziierte in bezaubernder romantischer Anmutung eine tenorale Liebesarie von Verdi. Dann noch „premier solo“von Gabriel Pares mit ebenfalls opernhaft lyrischem Melos. Nikita Mikhailovsky wurde ebenfalls mit 4000 Euro ausgezeichnet.
Der Höhepunkt des Abends in künstlerischer Ausdruckskraft, in virtuoser Technik, war das Klavierduo und Ehepaar Alina Shalamova und Nikolay Shalamov. Zuerst vierhändig Schubert mit zwei der „Six Grandes Marches“. Das Allegretto ist ein wienerisch elegantes Scherzo, das Trio kommt in biedermeie- risch verhalten-freudiger Stimmung daher. Das Allegretto con Brio tobt in jugendlichem Elan.
Maurice Ravel schrieb 1905 „Introduktion und Allegro für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett. Er selbst hat davon eine Fassung für zwei Klaviere angefertigt. Das wunderbare Werk von berauschender Klangfülle verbindet Ravels luziden Klassizismus mit einer klangvollen, warmen Tongebung. Die „Introduction“bringt ein zartes Thema mit den Harfen-Arpeggien der Originalkomposition. Von den Interpreten fordert das Werk technische Meisterleistungen. Die beiden beherrschten dies aber mit großer interpretatorischer Kunst. Standing ovations – und 8000 Euro.
Zudem wurden mehrere Förderpreise in Höhe von 1500 Euro vergeben, unter anderem an den „Oberschwäbischen Chorverband“für exemplarische pädagogische Arbeit.