Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mittelstand wird abgehängt
Leserbrief zum Bericht über das Forum der Wirtschaftsjunioren in Schwendi (SZ vom 18. Februar): Was würde denn passieren, wenn wir alles so weiterlaufen ließen. Die Quandt-Geschwister würden wie bisher alle zehn Jahre ihr Vermögen verdoppeln – bis 2030 auf über 50 Milliarden Euro. Die 100 reichsten Deutschen hätten dann mit 860 Milliarden mehr als das doppelte des Bruttosozialprodukts der Schweiz und bis 2050 ein Vermögen in Höhe des derzeitigen BSP von Deutschland.
Weltweit besitzt ein Prozent der Menschen bereits die Hälfte des Weltvermögens und da nicht alle so sozial walten wie ein Siegfried Weishaupt oder ein Herbert Quandt führt dies unausweichlich in eine Plutokratie, eine Oligarchenherrschaft mit mafiosen Strukturen, die sich massiv in die Politik einmischt. Siehe Russ- land, siehe Amerika, siehe SaudiArabien usw.
Konzerne mit Milliardenumsätzen haben heute schon mehr Macht als die meisten gewählten Regierungen dieser Welt. Wenn die Reichsten immer reicher werden, muss irgendjemand mehr Schulden tragen, um den Wirtschaftskreislauf zu schließen. Guthaben und Schulden halten sich immer die Waage.
Den Quandts das Vermögen nehmen, wäre der falsche Weg. Die Politik muss aber Rahmenbedingungen schaffen, die eine exponenzielle Verdoppelung dieser Riesenvermögen im Zehn-Jahres-Rhythmus einschränkt. Nur Wohlstand für alle erhält/schafft eine friedliche Gesellschaft. Dass es so nicht weitergehen kann, zeigen die Flüchtlingszahlen und auch, dass der Mittelstand immer mehr abgehängt wird.
Ochsenhausen
Josef Bopp,