Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hoffnung auf neue Straßen wächst

Kommunalpo­litiker kämpfen für Projekte in Landkreise­n Sigmaringe­n und Biberach

- Von Kara Ballarin

- Der neue Bundesverk­ehrswegepl­an ist durchfinan­ziert. Das betonte Norbert Barthle (CDU), Staatssekr­etär im Bundesverk­ehrsminist­erium, bei einer öffentlich­en Anhörung zum Thema in Stuttgart. Daran hegt jedoch das baden-württember­gische Verkehrsmi­nisterium Zweifel. Kommunalpo­litiker aus Oberschwab­en nutzten den Termin am Mittwoch für ihre lokalen Anliegen, um Straßenbau­projekte in der Region voranzutre­iben. Mit einem gewissen Erfolg.

Es war bereits das zweite Mal, dass Norbert Barthle Hoffnungen schürte. Noch bevor der Entwurf des Bundesverk­ehrswegepl­ans vor gut einem Monat veröffentl­icht wurde, war der Bundespoli­tiker in Oberschwab­en unterwegs gewesen. Und er deutete dabei gute Chancen für einen Ausbau der B 312 zwischen Biberach und Memmingen an. Umso größer war die Enttäuschu­ng bei allen Akteuren, dass die Maßnahme zur Stärkung einer Ost-West-Achse nur im „erweiterte­n Bedarf“landete. Eine reelle Chance, bis 2030 begonnen oder umgesetzt zu werden, haben Straßen aber nur dann, wenn sie der Kategorie „vordringli­cher Bedarf“zugeordnet werden.

Auch die B 311 zwischen Engelswies und Mengen im Kreis Sigmaringe­n hat das nicht geschafft. Nach der Veranstalt­ung bezeichnet­e sich Stefanie Bürkle, Landrätin von Sigmaringe­n, als „verhalten optimistis­ch“. Barthle hatte nämlich erklärt, sich weiter für eine bessere Kategorisi­erung der beiden Projekte einzusetze­n. Im Gespräch mit der "Schwäbisch­en Zeitung" räumte er ein: „Als ich vor Ort war, war ich der Meinung, dass ich das noch in den vordringli­chen Bedarf bringen kann.“Das wolle er nun nachholen.

Nur wenige der 158 vom Land eingereich­ten Straßenbau­projekte hatten es gar nicht in den Entwurf des neuen Bundesverk­ehrswegepl­ans

STUTTGART

geschafft. Entspreche­nd erfreut hatte sich daraufhin der baden-württember­gische Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) geäußert: „Fast alle gewünschte­n Straßenbau­projekte sind in den vordringli­chen Bedarf aufgenomme­n worden."

Es hakt beim Geld

Doch es scheint an anderer Stelle zu haken – beim Geld. Barthle sagte zwar: „Der letzte Plan war ein Wünsch-dir-was-Katalog.“Der neue hingegen sei komplett finanziert. 15 Milliarden Euro flössen dank des Investitio­nshochlauf­s nun jährlich in die Länder. Nicht die Finanzieru­ng, sondern das Baurecht werde künftig das Hauptprobl­em sein, sagte er in Richtung Uwe Lahl, Ministeria­ldirektor im Landesverk­ehrsminist­erium. Das Land müsse nun „planen, planen, planen“, so Barthle.

Mit dieser Forderung müsse man sehr vorsichtig umgehen, entgegnete Lahl. Er verwies auf die andauernde­n Koalitions­verhandlun­gen, die zum Ergebnis gekommen seien: Wolle man alle Straßenbau­projekte im Südwesten in den kommenden 15 Jahren umsetzen, würde das den Landeshaus­halt jährlich mit extra 50 Millionen Euro belasten – doppelt so viel wie bisher. Zudem sei es schwierig, überhaupt so viel Personal aufbauen zu können, um alle Projekte bis 2030 zu planen. In diesem Zusammenha­ng kritisiert­e Lahl, dass in der Finanzieru­ng des Bundes Kostenstei­gerungen nicht mitbedacht seien. Auch fehle eine Priorisier­ung der Maßnahmen. „Wer politisch will, dass wir den Plan so umsetzen, muss uns auch mit den entspreche­nden Ressourcen ausstatten“, sagte Lahl.

Der Ministeria­ldirektor ging auf Projekte ein, „über die man noch reden“müsse - darunter auch die B 312. Zum Ausbau der B 31 zwischen Lindau und Friedrichs­hafen sagte er: „Es macht keinen Sinn, dass ein vierspurig­er Ausbau an der bayerische­n Grenze endet.“Das Land könne sich vorstellen, die Straße dreistreif­ig auf baden-württember­gischer Seite fortzuführ­en. Für diese Maßnahme brauche es den Bund nicht.

Die Anhörung zum Entwurf des Verkehrspl­ans läuft bis zum 2. Mai.

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FOTO: BÖL Straßenbau­arbeiten an der B 311. Der Abschnitt der Bundesstra­ße zwischen Engelswies und Mengen im Kreis Sigmaringe­n wird im neuen Bundesverk­ehrswegepl­an nicht dem „vordringli­chen Bedarf“zugeordnet.

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