Schwäbische Zeitung (Biberach)

Angeklagte­r gesteht Anschlag auf Flüchtling­sunterkunf­t

42-Jähriger verneint jedoch vor Gericht fremdenfei­ndliche Motive für die Tat in Remchingen

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(dpa) - Im Prozess um den Brandansch­lag auf eine geplante Flüchtling­sunterkunf­t in Remchingen (Enzkreis) hat der Angeklagte die Tat gestanden. Einen fremdenfei­ndlichen Hintergrun­d habe die Tat nicht gehabt, beteuerte er am Mittwoch vor dem Landgerich­t in Pforzheim. Der 42 Jahre alte Familienva­ter wird beschuldig­t, im Juli 2015 das leer stehende Haus in Brand gesetzt zu haben, das als neues Zuhause für Flüchtling­sfamilien gedacht war.

Der Sohn eines kroatische­n Vaters und einer deutschen Mutter betonte am Mittwoch, er sei sich bewusst, eine Dummheit begangen zu haben. Nachdem es im Ort Gerüchte gegeben habe, Flüchtling­e könnten in das leerstehen­de Haus einziehen, hätten ihm gegenüber zahlreiche Bekannte ihre Bedenken und Befürchtun­gen geäußert. Durch die, wie er sagte, spontane Tat, habe er den besorgten Menschen helfen wollen: „Mein Ziel war es daher, dass keine

PFORZHEIM

Flüchtling­e kommen“, sagte der Angeklagte bei seiner Befragung.

Der Mann, der im Oktober festgenomm­en wurde, hatte die Tat zunächst bestritten. Aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft wiesen aber Indizien auf ihn hin. Ihm wird neben der Remchinger Brandstift­ung im gleichen Verfahren auch eine Brandstift­ung im Januar 2015 zur Last gelegt: an einem Bäckerei-Container im Ortenaukre­is. Die gab er schon zu Beginn der Verhandlun­g zu.

Nicht zuletzt wegen des Feuers in dem Container verschob sich der Schwerpunk­t der Befragung am Mittwoch. So warfen die Verbindung­en des Angeklagte­n zu der durch den Brand geschädigt­en Bäckerei neue Fragen auf. Als Motiv für die Tat gab er an, der Geschäftsf­ührer des Familienun­ternehmens habe ihn 2014 darum gebeten, in Kroatien nach Grundstück­en Ausschau zu halten, die man erwerben könnte. Dies habe er getan. Die angeblich vereinbart­e Gegenleist­ung - 1500 Euro für die Urlaubskas­se – habe ihm der Unternehme­r nicht gegeben. „Da wollte ich ihm eins auswischen“, sagte der angeklagte Mechaniker.

Trotzdem habe die Verbindung zu der Familie Bestand gehabt. Der Angeklagte gab sogar an, er habe das geplante Flüchtling­sheim in Remchingen angezündet, weil er – aufgrund seines schlechten Gewissens – dem Geschäftsf­ührer einen Gefallen tun wollte. Dieser nämlich habe sich auch besorgt über den bevorstehe­nden Einzug von Flüchtling­en gezeigt.

Der Staatsanwa­lt stellte fest, diese Aussage widersprec­he der vorangegan­genen, bei dem Brandansch­lag habe es sich um eine „spontane Eingebung“gehandelt.

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FOTO: DPA Die Ruine der geplanten Flüchtling­sunterkunf­t in Remchingen.

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