Schwäbische Zeitung (Biberach)

Grüne und CDU stellen Wunschlist­e auf

Delegation­en einig bei Projekten aus Wirtschaft und Wissenscha­ft – Knackpunkt bleibt die Finanzieru­ng

- Von Katja Korf

- Das ging schneller als geplant: Drei Stunden lang wollten sich Grüne und CDU am Mittwoch in Stuttgart auf Linien in Wirtschaft­sund Wissenscha­ftspolitik einigen, am Ende waren sie nach etwas mehr als 120 Minuten durch. Allerdings landeten rund zwei Dutzend von beiden Seiten gewünschte Projekte auf der „Z-Liste“. Diese hat das Potential, für Zündstoff in den andauernde­n Koalitions­verhandlun­gen zu sorgen.

„Z“steht für „zurückgest­ellt“. In der so getauften Aufstellun­g landen Wünsche, die das Land Geld kosten – zusätzlich zu den Ausgaben, die in der Finanzplan­ung bis 2020 bereits auftauchen. „Am Ende müssen wir anhand dieser Liste über die Prioritäte­n

STUTTGART

entscheide­n“, beschrieb Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne), was noch auf die Verhandler zukommt. Dabei, auch da sind sich Kretschman­n und sein CDU-Gegenüber Thomas Strobl einig, werden Wahlverspr­echen beider Parteien auf der Strecke bleiben. „Nicht alles, auf was wir uns inhaltlich einigen, ist auch finanzierb­ar“, so Strobl. Seine Partei war bei den Landtagswa­hlen mit 27 Prozent der Stimmen hinter den Grünen gelandet.

Die Gesprächsr­unde am Mittwoch war die erste, in der sich die kleine Koalitions­runde mit Ergebnisse­n der neun Arbeitsgru­ppen beschäftig­te. In diesen hatten Vertreter beider Parteien Vorschläge zusammenge­tragen und Konflikte benannt. Bis zu 50 Seiten starke Papiere waren das Ergebnis. Diese gehen sechs Vertreter der Grünen und vier der CDU in den kommenden Tagen durch.

Konflikt um Bildungsze­itgesetz

Am Mittwoch gab es große Übereinsti­mmungen, nur wenige Themen habe man vertagt, betonten Kretschman­n und Strobl. Dazu gehören das Bildungsze­it- und das Tariftreue­gesetz. Ersteres billigt Arbeitnehm­ern Bildungsur­laub zu, zweiteres regelt die Beschaffun­gspolitik des Landes. Öffentlich­e Aufträge dürfen demnach nur an Unternehme­n gehen, die sich an den Mindestloh­n und geltende Tarifbesti­mmungen halten.

Auf der Wunschlist­e stehen zum Beispiel der Ausbau schneller Internetve­rbindungen, die Förderung exzellente­r Wissenscha­ft oder Investitio­nen in den Wohnungsba­u. Doch die Knackpunkt­e stehen an, wenn Grüne und CDU spätestens Anfang kommender Woche entscheide­n müssen, welche Projekte bezahlbar sind und welche nicht. Denn das Land hat schon jetzt ein Finanzprob­lem. Bis 2020 fehlen pro Jahr mehr als zwei Milliarden Euro im Haushalt.

Ab 2020 muss das Land aber ohne neue Schulden auskommen, das schreibt die Verfassung vor. Darum muss Geld für bislang nicht vorgesehen­e Projekte anderswo eingespart werden. Thomas Strobl wollte daher am Mittwoch auch nicht ausschließ­en, dass Baden-Württember­g 2017 noch einmal neue Kredite aufnehmen wird – sollten sich Grüne und CDU wie geplant bis zum 11. Mai auf eine gemeinsame Regierung einigen.

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