Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine (subjektive) Typologie der Biertrinker
Sie leben in der Wirtschaft, im Biergarten oder zu Hause auf dem Sofa. Es gibt viele Arten von Biertrinkern, hier eine mehr oder weniger repräsentative Auswahl von Szenekenner Markus Riedl.
Der Traditionalist:
Ihm kommt nichts ins Glas, was nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut ist, aber im Prinzip will er nur sein Bier – auch mal mittags. Für ihn bedeutet das Reinheitsgebot einen guten Anhaltspunkt.
Der Dosen-Trinker:
Ob ordnungsgemäß geöffnet oder mit dem Schraubenzieher aufgestochen – die Bierdose ist Kult. Der Bierdosen-Trinker selbst hingegen genießt keinen guten Ruf. Er trägt in der Regel Vokuhila, Trainingshose und Feinripp. Dosenbier schmeckt übrigens auch eingeschenkt noch nach Dosenbier, was dessen Genuss noch unverständlicher macht. Für ihn bedeutet das Reinheitsgebot nicht viel, Hauptsache es ballert ordentlich.
Der Feinschmecker:
während des Abends ganz viele schlaue Sachen erzählt. Für ihn bedeutet das Reinheitsgebot das höchste der Gefühle.
Die Biergurgel:
Nicht, dass er keine Zeit hätte, aber es schmeckt einfach so gut. Während bei normalen Menschen mit höherem Konsum die Trinkgeschwindigkeit steigt, lässt es die Biergurgel nach ein paar Halben mitunter gemächlicher angehen. Nach einem Raketenstart wäre auch keine Steigerung mehr drin, wenn kein Unglück passieren soll. Für ihn bedeutet das Reinheitsgebot ein Kriterium für soliden Geschmack. Und ohne Geschmack keine Geschwindigkeit.
Der Biermischgetränke-Trinker:
Er gibt sich als Kenner und Exot, ist aber doch nur der GlutamatEsser unter den Biertrinkern. Tequila-Bier, Bier mit Grapefruit und anderes Spülwasser bereiten ihm Vergnügen – und tags darauf Kopfschmerzen. Da viele Biermischgetränke vor allem von jungen Menschen getrunken werden, besteht allerdings noch Hoffnung, dass sich das herauswächst. Für ihn bedeutet das Reinheitsgebot: Reinheitsgebot?
Von Hand gebraut, feinste Zutaten, im Abgang ein wenig nussig. Der Feinschmecker redet solange auf sein Bier ein, bis es ganz rot wird und sich in Wein verwandelt. Er würde niemals Becks oder Warsteiner trinken. Ihm schmeckt Bier nicht nur, es mundet. Endet selten sturzbetrunken, aber dafür hat er
Der Alkoholfrei-Trinker:
Über diesen Veganer unter den Biertrinkern wollen wir kaum Worte verlieren. Denn ein Bier ohne Alkohol kann gar nicht rein sein.