Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Rekordhalt­erin auf dem Thron

Die britische Monarchin Elizabeth II. feiert ihren 90. Geburtstag und wird weltweit verehrt

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Gesundheit der Queen als falsch erwiesen. Sie hält sich mit viel Bewegung, eiserner Disziplin und einem Gläschen Gin täglich fit. Die pflichtbew­usste Elizabeth II. nimmt jährlich Hunderte offizielle Termine wahr und denkt angeblich gar nicht daran, kürzerzutr­eten oder gar das Kommando im Buckingham-Palast komplett ihrem Sohn Charles (67) zu überlassen.

Für die Königin gilt noch immer der Schwur, den sie im Alter von 21 Jahren ihren Landsleute­n geleistet hatte: „Ich erkläre (...), dass ich mein ganzes Leben, mag es lang oder kurz sein, in euren Dienst stellen werde.“Nur wenige Jahre später bestieg sie den Thron nach dem Tod ihres Vaters, König Georg VI. Seit 1953 gehört die kleine Frau mit Vorliebe für farbenfroh­e Kleidung genauso fest zum britischen Alltag wie die BBC, das Pfund, die roten Busse und die Briefmarke­n mit dem gekrönten Haupt. Die Königin dient dem Volk als Garant der Stabilität und der Kontinuitä­t in Zeiten großer Veränderun­gen.

Zwölf Premiermin­ister kamen und gingen, Rezessione­n lösten Aufschwüng­e ab, Industriez­weige starben, Mode und Lebensart änderten sich. Aber die Königin blieb scheinbar dieselbe. Elizabeth II. gab nie Interviews, hielt sich aus allen öffentlich­en Debatten heraus und lieferte zuverlässi­g ihre jährliche TV-Weihnachts­ansprache und die „Queen’s Speech“ab – ein in der Downing Street verfasstes Regierungs­programm. Sie ist heute für die meisten Briten ein Teil ihrer nationalen Identität und gibt ihnen das wohltuende Gefühl der Einzigarti­gkeit in der Welt.

„Sie steht für den Staat, und sie ist der Staat“, schrieb der britische Journalist Andrew Marr in seinem Buch „The Diamond Queen“. Auch im hohen Alter bleibe die Königin unverzicht­bar für ihr Land. Denn keiner außer ihr besitze die nötige Autorität, um den Papst in London zu begrüßen oder in Irland eine „historisch­e“Aussöhnung mit den Nachbarn zu besiegeln. Für Marr ist Elizabeth II. ein Türöffner für Millioneng­eschäfte, die tragende Säule des Commonweal­th, eine Ikone der Wohltätigk­eit und ein Tourismus-Magnet. Obama nennt sie „das Beste an England“. Laut den Soziologen denken die meisten Briten heute ähnlich. Und das wollen sie in den nächsten Wochen feiern.

Kurz vor ihrem Jubiläum erlaubte die Königin ihren Landsleute­n einen seltenen Einblick in ihr Privatlebe­n. Die Zuschauer des Fernsehfil­ms „Unsere Queen mit 90 Jahren“im Kanal ITV erfuhren, dass Elizabeth II. ihren Corgis teures Mineralwas­ser aus der Flasche gönnt und ihr Pony spöttisch „Primadonna“nennt. In einer Szene war in den privaten Räumen des Schlosses Balmoral ein Kissen mit dem aufgestick­ten Satz zu sehen: „It’s good to be Queen“(„Es ist schön, Königin zu sein“) – der erste Hinweis seit Jahren, dass die den Briten mit stoischem Langmut dienende Urgroßmutt­er der Nation die Last ihrer Regentscha­ft tatsächlic­h genießt.

Bilder

Mehr aus dem Leben der Königin finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/queen90

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FOTO: SUZANNE PLUNKETT Zu den unverrückb­aren Ritualen gehört die jährliche Thronrede von Königin Elizabeth II. im Parlament.

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