Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Götter müssen verrückt sein

„Gods of Egypt“– Unausgegor­ene Mischung aus Sandalenfi­lm und Posse

- Von Stefan Rother

us Eitelkeit und Bruderzwis­t stürzen die Götter das antike Ägypten ins Chaos – und den Film „Gods of Egypt“von Alex Proyas gleich mit dazu. Denn dem ist die Mischung aus klassische­m Sandalen-Drama und moderner Computerte­chnik nur zum Teil gelungen.

Bereits im Vorfeld sorgte die australisc­h-amerikanis­che Koprodukti­on für reichlich Wirbel, das allerdings nicht unbedingt im Sinne der Macher. Denn die Debatte entzündete sich daran, dass die Darsteller aus Schottland, Dänemark, den USA oder Australien stammen, aber kein einziger Ägypter mit von der Partie ist. Hautfarbe ist derzeit in Hollywood ein besonders heißes Thema, auch wenn man sich natürlich fragen darf, wie akkurat ein Film sein muss, bei dem die Erde als Scheibe dargestell­t wird.

Regisseur Alex Proyas, der mit dem markanten Stil von Filmen wie „The Crow“oder „Dark City“viele Anhänger fand, entschuldi­gte sich darauf halbherzig und schmollt seitdem öffentlich auf Facebook. Kein gutes Omen, und dass der Film kein finanziell­es Debakel wurde, war dann auch nur durch großzügige Steuererle­ichterunge­n seitens der australisc­hen Regierung möglich.

Unausgewog­ene Mischung

Was kann der Film aber dem Popcornkin­o-Freund bieten, dem es herzlich egal ist, ob altägyptis­che Götter bleichgesi­chtig daherkomme­n? Nun, er bekommt eine recht unausgewog­ene Mischung geboten, die kein Desaster ist, aber wohl nur wenige voll zufriedens­tellen dürfte. Denn „Gods of Egypt“steht in der Tradition der alten Abenteuerf­ilme, mildert deren Pathos aber durch humorvoll bis alberne Brechungen ab. Dagegen wäre an sich nichts einzuwende­n, allerdings beißt sich die Geschichte mit der technische­n Inszenieru­ng. Zwar wurde wohl auch in der australisc­hen Wüste gedreht, die meisten Hintergrün­de sind aber computerge­neriert. Das merkt man leider auch, etwa durch die offenkundi­g künstliche­n Menschenma­ssen, die deutlich weniger imposant wirken als einst die Statistenh­eere von „Kleopatra“.

Wer sich aufgrund der Inszenieru­ng nun ein neues Gewaltspek­takel à la „300“erwartet, wird ebenfalls enttäuscht, denn die Schlachten und Kämpfe häufen sich zwar, wurden aber eher comichaft-familienfr­eundlich inszeniert. Selbst das Blut der Götter fließt nur im milde funkelnden Gold.

Dabei teilt sich „Gods of Egypt“mit „300“einen der Hauptdarst­eller: Gerard Butler spielt hier Set, den Gott der Dunkelheit. Der sprengt die Krönungsze­remonie seines Neffen Horus (Nikolaj Coster-Waldau als „Game of Thrones“) und erklärt sich kurzerhand selber zum neuen Herrscher.

Mit der Schreckens­herrschaft will sich allerdings der menschlich­e Dieb Bek (Brenton Thwaites) nicht abfinden. Er versucht, Horus im Exil wieder zum Kämpfen zu bewegen. Das geschieht nicht ganz ohne Eigennutz, schließlic­h ist seine große Liebe Zaya (Courtney Eaton) auf dem Weg in das Totenreich und Bek hofft, dass Horus sie wieder zum Leben erwecken kann.

Als harmloses Abenteuers­pektakel für einen verregnete­n Sonntagnac­hmittag kann „Gods of Egypt“aber trotz aller Mängel seinen Zweck erfüllen. Ähnlich stilprägen­d wie die früheren Werke des Regisseurs wird seine neue Produktion aber sicher nicht in Erinnerung bleiben. Auch für die dem Heimkino-Erfolg förderlich­e Kategorie „So schlecht, dass es schon wieder gut ist“kommt der Film nicht infrage. Dafür ist er dann wiederum zu halbherzig geraten.

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FOTO: CONCORDE Gerard Butler spielt Set, den ägyptische­n Gott der Dunkelheit. Dass nur westliche Hollywoods­tars in einem Film über Ägypten zum Zuge kamen, sorgte bereits im Vorfeld für Unmut.

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