Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die Götter müssen verrückt sein
„Gods of Egypt“– Unausgegorene Mischung aus Sandalenfilm und Posse
us Eitelkeit und Bruderzwist stürzen die Götter das antike Ägypten ins Chaos – und den Film „Gods of Egypt“von Alex Proyas gleich mit dazu. Denn dem ist die Mischung aus klassischem Sandalen-Drama und moderner Computertechnik nur zum Teil gelungen.
Bereits im Vorfeld sorgte die australisch-amerikanische Koproduktion für reichlich Wirbel, das allerdings nicht unbedingt im Sinne der Macher. Denn die Debatte entzündete sich daran, dass die Darsteller aus Schottland, Dänemark, den USA oder Australien stammen, aber kein einziger Ägypter mit von der Partie ist. Hautfarbe ist derzeit in Hollywood ein besonders heißes Thema, auch wenn man sich natürlich fragen darf, wie akkurat ein Film sein muss, bei dem die Erde als Scheibe dargestellt wird.
Regisseur Alex Proyas, der mit dem markanten Stil von Filmen wie „The Crow“oder „Dark City“viele Anhänger fand, entschuldigte sich darauf halbherzig und schmollt seitdem öffentlich auf Facebook. Kein gutes Omen, und dass der Film kein finanzielles Debakel wurde, war dann auch nur durch großzügige Steuererleichterungen seitens der australischen Regierung möglich.
Unausgewogene Mischung
Was kann der Film aber dem Popcornkino-Freund bieten, dem es herzlich egal ist, ob altägyptische Götter bleichgesichtig daherkommen? Nun, er bekommt eine recht unausgewogene Mischung geboten, die kein Desaster ist, aber wohl nur wenige voll zufriedenstellen dürfte. Denn „Gods of Egypt“steht in der Tradition der alten Abenteuerfilme, mildert deren Pathos aber durch humorvoll bis alberne Brechungen ab. Dagegen wäre an sich nichts einzuwenden, allerdings beißt sich die Geschichte mit der technischen Inszenierung. Zwar wurde wohl auch in der australischen Wüste gedreht, die meisten Hintergründe sind aber computergeneriert. Das merkt man leider auch, etwa durch die offenkundig künstlichen Menschenmassen, die deutlich weniger imposant wirken als einst die Statistenheere von „Kleopatra“.
Wer sich aufgrund der Inszenierung nun ein neues Gewaltspektakel à la „300“erwartet, wird ebenfalls enttäuscht, denn die Schlachten und Kämpfe häufen sich zwar, wurden aber eher comichaft-familienfreundlich inszeniert. Selbst das Blut der Götter fließt nur im milde funkelnden Gold.
Dabei teilt sich „Gods of Egypt“mit „300“einen der Hauptdarsteller: Gerard Butler spielt hier Set, den Gott der Dunkelheit. Der sprengt die Krönungszeremonie seines Neffen Horus (Nikolaj Coster-Waldau als „Game of Thrones“) und erklärt sich kurzerhand selber zum neuen Herrscher.
Mit der Schreckensherrschaft will sich allerdings der menschliche Dieb Bek (Brenton Thwaites) nicht abfinden. Er versucht, Horus im Exil wieder zum Kämpfen zu bewegen. Das geschieht nicht ganz ohne Eigennutz, schließlich ist seine große Liebe Zaya (Courtney Eaton) auf dem Weg in das Totenreich und Bek hofft, dass Horus sie wieder zum Leben erwecken kann.
Als harmloses Abenteuerspektakel für einen verregneten Sonntagnachmittag kann „Gods of Egypt“aber trotz aller Mängel seinen Zweck erfüllen. Ähnlich stilprägend wie die früheren Werke des Regisseurs wird seine neue Produktion aber sicher nicht in Erinnerung bleiben. Auch für die dem Heimkino-Erfolg förderliche Kategorie „So schlecht, dass es schon wieder gut ist“kommt der Film nicht infrage. Dafür ist er dann wiederum zu halbherzig geraten.