Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wo der Spaß aufhört
Die Komödie „The Boss“mit US-Star Melissa McCarthy liefert derbe Zoten und wenig Substanz
elissa McCarthy ist ein Phänomen. Hierzulande kennen nur wenige ihren Namen, doch in den USA ist sie einer der erfolgreichsten Filmstars. Egal ob „Spy – Susan Cooper Undercover“, „Taffe Mädels“oder „Brautalarm“– wenn die 45-Jährige in derben Frauen-Komödien mitspielt, klingeln die Kinokassen. Ob ihr der neuester Film „The Boss – Dick im Geschäft“in Deutschland zu ähnlichem Ruhm verhelfen wird, muss man bezweifeln.
Es geht um Michelle Darnell (McCarthy), Vorstandsvorsitzende von drei Riesenunternehmen, Motivationstrainerin und Powerfrau. Das schöne Leben hat kurz ein Ende, als Darnell wegen Insiderhandel ins Gefängnis muss. Zurück in Freiheit, quartiert sie sich bei ihrer alleinerziehenden früheren Assistentin (Kristen Bell) ein. Bei einem Pfadfindertreffen soll der Wohltätigkeitsverkauf von Keksen vorangebracht werden, aber Darnell schmiedet einen eigenen Plan. Mit einem Brownie-Imperium soll es zurückgehen an die Spitze der US-Unternehmenswelt.
Das liest sich nicht nur wie ein reichlich hanebüchener Plot, sondern ist es auch. Die Charaktere bleiben platt, die Handlung vorhersehbar. Doch der Film hat auch in Sachen Witz ein Problem. Einige Sprüche landen dank McCarthys Gespürs für Timing. Den Kern aber bilden Zoten über Geschlechtsteile, VaginaOperationen und Oralverkehr – mutmaßlich umso witziger, je lauter sie vor Kindern gerissen werden.
Zugute gehalten werden kann man dem Film, dass McCarthy zwar erneut das Abziehbild der lauten Dicken gibt, aber ihre massive Statur nicht für laue Gags eingesetzt wird. Gut getroffen ist auch die in Unternehmen gepflegte, sinnentleerte Sprache. Beides ist ebenfalls McCarthy zu verdanken, die auch als Produzentin und Drehbuchautorin mitgewirkt hat. Ihr Mann Ben Falcone führte, wie schon beim Erfolg „Tammy – Voll abgefahren“, Regie. Doch mehr Pluspunkte lassen sich kaum finden.
Dennoch: Unterm Strich schadet die von der Kritik meist zerrissene Brachialkomödie nicht dem Image ihrer Hauptdarstellerin. Die Einspielergebnisse in den USA stimmen und McCarthy hat bereits die nächste aufsehenerregende Rolle im Kasten. Denn im Juli läuft eine in den Hauptrollen vollständig weiblich besetzte Fortsetzung der „Ghostbusters“an. (dpa)