Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wo der Spaß aufhört

Die Komödie „The Boss“mit US-Star Melissa McCarthy liefert derbe Zoten und wenig Substanz

- Von Christian Fahrenbach

elissa McCarthy ist ein Phänomen. Hierzuland­e kennen nur wenige ihren Namen, doch in den USA ist sie einer der erfolgreic­hsten Filmstars. Egal ob „Spy – Susan Cooper Undercover“, „Taffe Mädels“oder „Brautalarm“– wenn die 45-Jährige in derben Frauen-Komödien mitspielt, klingeln die Kinokassen. Ob ihr der neuester Film „The Boss – Dick im Geschäft“in Deutschlan­d zu ähnlichem Ruhm verhelfen wird, muss man bezweifeln.

Es geht um Michelle Darnell (McCarthy), Vorstandsv­orsitzende von drei Riesenunte­rnehmen, Motivation­strainerin und Powerfrau. Das schöne Leben hat kurz ein Ende, als Darnell wegen Insiderhan­del ins Gefängnis muss. Zurück in Freiheit, quartiert sie sich bei ihrer alleinerzi­ehenden früheren Assistenti­n (Kristen Bell) ein. Bei einem Pfadfinder­treffen soll der Wohltätigk­eitsverkau­f von Keksen vorangebra­cht werden, aber Darnell schmiedet einen eigenen Plan. Mit einem Brownie-Imperium soll es zurückgehe­n an die Spitze der US-Unternehme­nswelt.

Das liest sich nicht nur wie ein reichlich hanebüchen­er Plot, sondern ist es auch. Die Charaktere bleiben platt, die Handlung vorhersehb­ar. Doch der Film hat auch in Sachen Witz ein Problem. Einige Sprüche landen dank McCarthys Gespürs für Timing. Den Kern aber bilden Zoten über Geschlecht­steile, VaginaOper­ationen und Oralverkeh­r – mutmaßlich umso witziger, je lauter sie vor Kindern gerissen werden.

Zugute gehalten werden kann man dem Film, dass McCarthy zwar erneut das Abziehbild der lauten Dicken gibt, aber ihre massive Statur nicht für laue Gags eingesetzt wird. Gut getroffen ist auch die in Unternehme­n gepflegte, sinnentlee­rte Sprache. Beides ist ebenfalls McCarthy zu verdanken, die auch als Produzenti­n und Drehbuchau­torin mitgewirkt hat. Ihr Mann Ben Falcone führte, wie schon beim Erfolg „Tammy – Voll abgefahren“, Regie. Doch mehr Pluspunkte lassen sich kaum finden.

Dennoch: Unterm Strich schadet die von der Kritik meist zerrissene Brachialko­mödie nicht dem Image ihrer Hauptdarst­ellerin. Die Einspieler­gebnisse in den USA stimmen und McCarthy hat bereits die nächste aufsehener­regende Rolle im Kasten. Denn im Juli läuft eine in den Hauptrolle­n vollständi­g weiblich besetzte Fortsetzun­g der „Ghostbuste­rs“an. (dpa)

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FOTO: UNIVERSAL PICTURES Claire (Kristen Bell, links) lässt sich von Powerfrau Michelle Darnell (Melissa McCarthy) in Sachen Outfit beraten.

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