Schwäbische Zeitung (Biberach)
Abschied mit Ansage
Das Aussterben der Dinosaurier begann schleichend vor 66 Millionen Jahren
(dpa) - Schon lange vor dem verheerenden Meteoriten-Einschlag vor 66 Millionen Jahren ging es einer Studie zufolge mit den Dinosauriern populationsmäßig bergab. Viele Millionen Jahre vor ihrer endgültigen Auslöschung verschwanden mehr Dino-Arten von der Erde als neue entstanden, berichten britische Forscher . Die mangelnde Fähigkeit, ausgestorbene Arten durch neue zu ersetzen, habe diese Tiere anfällig gemacht. Sie seien unfähig gewesen, schnell auf die Katastrophe zu reagieren und sich davon zu erholen.
Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass ein Meteoriteneinschlag im Bereich des heutigen Mexiko am Ende des Erdmittelalters das Ende der alten Dinosaurier besiegelte. Weit strittiger ist die Frage, ob es schon vor diesem Ereignis ein Sauriersterben gab, bei dem die Vielfalt unter diesen Tieren abnahm. Frühere Arbeiten zu dieser Frage hätten evolutionäre Dynamiken wie Artensterben und Artenbildung nicht ausreichend berücksichtigt und verfügten nicht über genügend statistische Aussagekraft, schreiben die Wissenschaftler um Manabu Sakamoto von der University of Reading in ihrem jetzt erschienenen Artikel.
Sie analysierten im Detail die Stammesgeschichte aller Dinosauriergruppen – der Vogelbeckensaurier sowie der Echsenbeckensaurier mit den sogenannten Sauropodomorpha und den Theropoda. Dazu werteten sie Datensätze aus, verschiedene systematische Gruppen von Dinosauriern umfassten.
Die Analyse liefere überwältigende Unterstützung für die Annahme, dass sich die Artbildungsrate bei nahezu allen Dinosauriern vor dem
BERLIN
endgültigen Verschwinden verlangsamte bis sie schließlich unterhalb der Aussterberate lag. Das passierte spätestens 24 Millionen Jahre vor dem Meteoriten-Einschlag. Betrachteten die Forscher in ihrer Analyse die einzelnen Dinosaurier-Hauptgruppen für sich, passierte das sogar noch früher: 48 bis 53 Millionen Jahre vor dem Einschlag.
Ausnahmen bildeten lediglich die pflanzenfressenden Hadrosaurier und Ceratopsidae. Bei ihnen stellten die Forscher eine sehr hohe Artbildungsrate fest. Möglicherweise war es diesen gelungen, durch die Ausbildung sehr kräftiger Kiefer und Zähne spezielle Pflanzenarten für sich als neue Nahrungsgrundlage zu erschließen. Zu diesen beiden Gruppen gehörten 14 Prozent aller Dinosaurier-Arten.
Artenvielfalt durch Isolation
Die Wissenschaftler stellten zudem den bereits vermuteten Zusammenhang zwischen der Artbildungsrate und der Höhe des Meeresspiegels fest. Demnach bildeten sich mehr Arten, wenn der Meeresspiegel stieg. Durch den Anstieg des Wassers werden Landmassen voneinander getrennt und Populationen isoliert, wie das Team erklärt. Eine solche geografische Isolation führe zur Entstehung neuer Arten.
Was genau den Niedergang der Dinosaurier-Vielfalt verursacht hat, sei unklar, schreiben die Wissenschaftler. Intensivierter Vulkanismus, Klimaveränderungen oder ökologische Interaktionen mit sich schnell ausbreitenden Tiergruppen, die besser angepasst waren, seien denkbare Ursachen.