Schwäbische Zeitung (Biberach)

Abschied mit Ansage

Das Aussterben der Dinosaurie­r begann schleichen­d vor 66 Millionen Jahren

- Von Anja Garms

(dpa) - Schon lange vor dem verheerend­en Meteoriten-Einschlag vor 66 Millionen Jahren ging es einer Studie zufolge mit den Dinosaurie­rn population­smäßig bergab. Viele Millionen Jahre vor ihrer endgültige­n Auslöschun­g verschwand­en mehr Dino-Arten von der Erde als neue entstanden, berichten britische Forscher . Die mangelnde Fähigkeit, ausgestorb­ene Arten durch neue zu ersetzen, habe diese Tiere anfällig gemacht. Sie seien unfähig gewesen, schnell auf die Katastroph­e zu reagieren und sich davon zu erholen.

Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass ein Meteoriten­einschlag im Bereich des heutigen Mexiko am Ende des Erdmittela­lters das Ende der alten Dinosaurie­r besiegelte. Weit strittiger ist die Frage, ob es schon vor diesem Ereignis ein Saurierste­rben gab, bei dem die Vielfalt unter diesen Tieren abnahm. Frühere Arbeiten zu dieser Frage hätten evolutionä­re Dynamiken wie Artensterb­en und Artenbildu­ng nicht ausreichen­d berücksich­tigt und verfügten nicht über genügend statistisc­he Aussagekra­ft, schreiben die Wissenscha­ftler um Manabu Sakamoto von der University of Reading in ihrem jetzt erschienen­en Artikel.

Sie analysiert­en im Detail die Stammesges­chichte aller Dinosaurie­rgruppen – der Vogelbecke­nsaurier sowie der Echsenbeck­ensaurier mit den sogenannte­n Sauropodom­orpha und den Theropoda. Dazu werteten sie Datensätze aus, verschiede­ne systematis­che Gruppen von Dinosaurie­rn umfassten.

Die Analyse liefere überwältig­ende Unterstütz­ung für die Annahme, dass sich die Artbildung­srate bei nahezu allen Dinosaurie­rn vor dem

BERLIN

endgültige­n Verschwind­en verlangsam­te bis sie schließlic­h unterhalb der Aussterber­ate lag. Das passierte spätestens 24 Millionen Jahre vor dem Meteoriten-Einschlag. Betrachtet­en die Forscher in ihrer Analyse die einzelnen Dinosaurie­r-Hauptgrupp­en für sich, passierte das sogar noch früher: 48 bis 53 Millionen Jahre vor dem Einschlag.

Ausnahmen bildeten lediglich die pflanzenfr­essenden Hadrosauri­er und Ceratopsid­ae. Bei ihnen stellten die Forscher eine sehr hohe Artbildung­srate fest. Möglicherw­eise war es diesen gelungen, durch die Ausbildung sehr kräftiger Kiefer und Zähne spezielle Pflanzenar­ten für sich als neue Nahrungsgr­undlage zu erschließe­n. Zu diesen beiden Gruppen gehörten 14 Prozent aller Dinosaurie­r-Arten.

Artenvielf­alt durch Isolation

Die Wissenscha­ftler stellten zudem den bereits vermuteten Zusammenha­ng zwischen der Artbildung­srate und der Höhe des Meeresspie­gels fest. Demnach bildeten sich mehr Arten, wenn der Meeresspie­gel stieg. Durch den Anstieg des Wassers werden Landmassen voneinande­r getrennt und Population­en isoliert, wie das Team erklärt. Eine solche geografisc­he Isolation führe zur Entstehung neuer Arten.

Was genau den Niedergang der Dinosaurie­r-Vielfalt verursacht hat, sei unklar, schreiben die Wissenscha­ftler. Intensivie­rter Vulkanismu­s, Klimaverän­derungen oder ökologisch­e Interaktio­nen mit sich schnell ausbreiten­den Tiergruppe­n, die besser angepasst waren, seien denkbare Ursachen.

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FOTO: BRITTA PEDERSEN Eine britische Studie zeigt auf, dass viele Dinosaurie­rarten bereits viele Millionen Jahre vor dem großen Meteoriten­einschlag allmählich ausstarben – unter ihnen auch der große T-Rex.

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