Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bibliothek mit Eselsohren
Ein Lehrer bringt auf zwei Maultieren Bücher in abgelegene Dörfer Kolumbiens
noch weiß, wo er sie daheim verstauen soll. Denn Soriano und seine Eselsbibliothek sind in dem südamerikanischen Land inzwischen eine Berühmtheit – Städte, Büchereien und Bibliotheken in ganz Kolumbien haben Lesestoff gespendet. Inzwischen kann Soriano sogar Bestellungen von seinen Schülern aufnehmen, die er dann beim nächsten Besuch einfach mitbringt.
Beschwerliche Reisen
Sorianos Arbeitstage sind lang und beschwerlich. Meist ist er acht Stunden oder mehr auf dem Rücken der Esel unterwegs – über Stock und Stein, reißende Bäche und an steilen Hängen vorbei. Manchmal muss er auch mit einer der vielen bewaffneten Gruppen Kolumbiens verhandeln, dass sie ihn weiter reiten lassen. „Aber das Lachen und die Freude der Kinder sind meine größte Belohnung.“Übrigens auch seine einzige. Denn Soriano macht das alles ehrenamtlich.
Seit ein paar Jahren ist ihm die Arbeit noch ein Stück beschwerlicher geworden. Denn im Februar 2009 stolperte Esel Alfa, Reiter und Tier fielen hin, wobei der Esel dem Lehrer den linken Unterschenkel zerquetschte. Die Verletzung heilte nie ganz, es setzten sich Bakterien in die Wunde und vor fünf Jahren amputierten Ärzte dem Lehrer den Unterschenkel. An die hochmoderne und leichte Prothese – ebenfalls eine Spende – gewöhnte er sich schnell. Und so reitet Soriano trotzdem weiter. „Eine Amputation wird meine Eselsbibliothek nicht stoppen. Ich kann doch die Kinder nicht alleine lassen.“