Schwäbische Zeitung (Biberach)
Britisches Fernsehen blickt auf Biberach
Sky News interessiert sich fürs oberschwäbische Stimmungsbild zum Thema „Brexit“
- Vielen Passanten ist das Kamerateam aufgefallen: Der britische Fernsehsender Sky News hat am Dienstag in Biberach gedreht. Die Fernsehleute befragten Wirtschaftsvertreter und machten eine LiveSchalte, bei der der Biberacher Marktplatz prominent ins Bild gesetzt wurde.
Die Berichte waren Teil eines ganzen Thementags zur Volksabstimmung am 23. Juni über einen Austritt des Königreichs aus der Europäischen Union (EU). Anscheinend gehören die Einwohner der Biberacher Partnerstadt Clacton-on-Sea zu den glühendsten „Brexit“-Befürwortern. Gerade deshalb schaute sich die SkyRedaktion im Tendring District um – und der internationalen Perspektive wegen eben auch in dessen Partnerstädten Biberach, Valence und Schweidnitz.
BIBERACH Nicht zufällig ausgesucht
Im „wohlhabenden und weltoffenen“Biberach mit seiner exportorientierten Wirtschaft, so die Annahme der Reporter, müsste doch eine andere Stimmung herrschen. Ungeteilt mag die EU-Euphorie auch hier nicht sein, aber die Grundannahme wurde in einem Interview bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) bestätigt. Auch im Café Weichhardt (wenngleich nicht Teil der exportorientierten Wirtschaft) und beim Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins, Wolfgang Grimm, erkundigte sich das Fernsehteam nach der Stimmung.
Außerdem gab Alexei Makartsev, bis 2013 sieben Jahre London-Korrespondent und seither Politikredakteur der „Schwäbischen Zeitung“in Ravensburg, in einem Live-Interview Auskunft zur deutschen Sichtweise zum Thema. Nicht nur ökonomisch würde ein „Brexit“die Exportnation Deutschland unter allen EULändern „am härtesten treffen“, gab der Journalist die Einschätzung vieler Experten wieder. Sorgen um den derzeitigen Zustand der EU machten sich Deutsche und Briten gleichermaßen, so Makartsev. Ohne das Königreich könnten sich die politischen Gewichte in der EU hin zu mehr Regulierung verschieben und es wäre „für Deutschland ein schwierigeres Europa“.
Diese an die britischen Zuschauer gerichtete Botschaft allein hätte sicher keinen Biberacher auf den Marktplatz gelockt. Aber wie es bei so einer Live-Schalte zugeht, das interessierte dann doch den einen oder anderen – ob extra deswegen gekommen oder zufälliger Passant. Kamera, Beleuchtung und Mikrofon aufbauen, das alles dauert länger als das Kurzinterview selbst. Während Kameramann Michael Herd alles justiert und den deutschen Kollegen verkabelt, tippt seine Kollegin Julia Karmo schnell noch Name und Funktion des Gesprächspartners ins Mobiltelefon. Die Daten braucht die Redaktion daheim, um sie ins TV-Bild einzublenden. Ein kurzer Smalltalk mit dem Moderator Ian King zeigt: die Leitung steht.
Im Fernsehbild sieht man nichts davon, aber drumherum herrscht ganz schön Trubel. Kameramann Herd winkt zwar Schaulustige direkt im Rücken des Interviewpartners freundlich zur Seite, aber wenige Meter daneben fahren Kinder Fahrrad und Tauben fliegen auf. „Es ist schwierig, sich zu konzentrieren“, sagt Makartsev denn auch später. „Ich hatte zum ersten Mal den Knopf im Ohr, normalerweise befragen ja wir andere.“
Mit dem Ergebnis zufrieden
Der Kameramann Herd sagt danach: „We’re very happy.“Glücklich können auch die hiesigen Touristiker sein: Auf der Insel wissen jetzt viele, wo Biberach liegt und wie schön der Marktplatz ist.
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