Schwäbische Zeitung (Biberach)
Windkraft bei Rupertshofen: „Es ist alles wieder offen“
Freiburger Projektierer informiert in Sauggart zum Bau von Windkraftanlagen – Ausgang des Verfahrens unklar
- Bernhard Wieland vom Grünen Emissionshaus, einem Freiburger Unternehmen für Projektentwicklung im Bereich Erneuerbare Energien, hat die Bürger in Sauggart auf den aktuellen Stand in Sachen Windenergie gebracht. Im April vergangenen Jahres hatte der Regionalverband Donau-Iller ein Vorranggebiet für bis zu sieben Windkraftanlagen beschlossen – dieses tangiert auch die Gemarkung des Attenweiler Teilorts Rupertshofen.
Wegen zwei Rotmilan-Horsten könnte nun aber doch alles anders kommen. Das Vorranggebiet, das im Oktober 2014 noch verkleinert worden war, umfasst nun eine Fläche von rund 70 Hektar und verläuft rechts und links der Kreisstraße 7533 zwischen Sauggart und Rupertshofen. Die Windkraftanlagen, von denen jede eine Gesamthöhe von 190 Metern hat, würde man an den Rand des Gebiets bauen, erklärte Bernhard Wieland. „So kann man die Abstände möglichst groß halten.“
Viele der Pachtverträge für die notwendigen Grundstücke sind von den Eigentümern bereits unterschrieben worden – auch von jenen, deren Grundstück sich im östlichen Bereich befindet, der seit 2014 nicht mehr zum Vorranggebiet gehört. Diese Verträge werden nun wieder aufgelöst. „Auf der östlichen Fläche wird in den nächsten zehn Jahren definitiv nichts kommen“, sagte er.
SAUGGART Behörden nicht begeistert
Bis vor kurzem war der Fachmann noch optimistisch, dass auf den übrig gebliebenen Flächen Windkraftanlagen gebaut werden können. Zwar sei die Naturschutzbehörde nicht gerade begeistert von dem Standort. Aber erst im August vergangenen Jahres habe es ein größeres Treffen zwischen Vertretern des Umweltministeriums, der EnBW, dem Biberacher Naturschutzamt, dem Regierungspräsidium Tübingen (höhere Naturschutzbehörde) und dem Planungsbüro des Grünen Emissionshauses gegeben. Daraufhin hatten sich Wieland und seine Kollegen bereit erklärt, den Vogelzug in Sauggart zu untersuchen. Die Untersuchung wird im Mai abgeschlossen sein. „So wie es aussieht, gibt es kein Problem“, sagt Wieland. Aber nun nisten zwei Rotmilan-Pärchen im Vorranggebiet.
Windräder seien in einem Umkreis von 1000 Metern um den Horst herum ausgeschlossen, so der Fachmann. Bei sieben Anlagen umfasse das nahezu das ganze Gebiet. „Jetzt ist alles wieder offen.“Zurzeit könne er sich von null bis sieben Anlagen alles vorstellen. Trotzdem betonte Wieland, dass er „weiter dafür kämpfen“wolle.
Windkraft oder Rotmilan
„Entweder wir wollen Windkraftanlagen oder wir wollen den Rotmilan. Aus meiner Sicht brauchen wir die Windkraft.“Zwar stehe im Norden Deutschlands viel Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung. Aber im Süden werde es ohne Atomkraft und Kohle schwierig werden, die Versorgung zu gewährleisten. Im Sommer soll deshalb ein weiteres Gespräch mit dem Umweltministerium stattfinden. Dort will Wieland seine Argumente vorbringen.
Abgesehen von den Vorgaben der Naturschutzbehörde sei aber auch das Ausschreibungsverfahren, das noch anstehe, eine große Hürde. Denn ohne Finanzierung keine Windkraftanlagen. Mit einem Preis zwischen sieben und acht Cent pro Kilowattstunde könne man rechnen, so Wieland. „Hoffentlich nicht darunter.“An der Strombörse werde derzeit mit einem Preis von lediglich 2,5 Cent gehandelt, weil die Investitionskosten nicht mitberücksichtigt werden. Der Rest wird daher über die EEG-Umlage finanziert.
Wieland sicherte den Sauggartern und vor allem den Grundstückseigentümern zu, regelmäßig über die weiteren Entwicklungen zu informieren. Denn für sie ist vor allem die Vergütung von Interesse. 10 000 Euro Bereitstellungsprämie sollen nach jetzigem Stand für das gesamte Vorranggebiet ausbezahlt werden, plus eine Beteiligung am Erlös aus dem laufenden Betrieb der Anlagen.