Schwäbische Zeitung (Biberach)
Münsterplatz steht im Zeichen des Bieres
Zum 500-jährigen Bestehen des Reinheitsgebots kommen 14 Brauereien zum Kleinbrauermarkt
(sz) - Bis ins 16. Jahrhundert hinein war Biertrinken ein mehr als fragwürdiger Genuss. Ochsengalle und Schlangenkraut, Ruß und Kreide, Tollkirsche, Schlafmohn und viele andere seltsame Zutaten landeten damals regelmäßig im Kessel und letztlich im Krug. Erst am 23. April 1516 war damit Schluss. An diesem Tag wurde das Bayerische Reinheitsgebot erlassen. Das gilt – leicht abgewandelt – bis heute und wird am Wochenende auch in Ulm gefeiert. Der Kleinbrauermarkt auf dem südlichen Münsterplatz steht diesmal ganz im Zeichen der berühmten Lebensmittelverordnung. Zur Jubiläumsfeier dauert die Veranstaltung erstmals einen Tag länger. Die Kleinbrauer bieten diesmal von Freitag, 22. April, bis Sonntag, 24. April, im Schatten des Münsters ihre Produkte an.
ULM Umzug mit Fuhrwerk aus Biberach
Zum Start des Kleinbrauermarkts gibt es außerdem zum ersten Mal einen Umzug. Dafür haben sich die Veranstalter ein historisches Fuhrwerk von der Schützendirektion Biberach ausgeliehen – einen Bierbonzen, also ein Fahrzeug mit einem Fass hintendrauf, der von einem alten Traktor gezogen wird. Eigentlich wollten die Brauer den Wagen stilecht von Pferden ziehen lassen. Das war ihnen dann aber letztlich zu teuer, denn dafür hätten sie einige Auflagen mehr erfüllen müssen, erläuterte Stefan Dobler vom Bräuhaus Ummendorf. Der Umzug endet am Münsterplatz, wo der Markt um 16 Uhr mit dem Fassanstich eröffnet wird.
Ausgeschenkt wird dabei Festbier aus Böhringen. Insgesamt sind mehr als 50 Biersorten im Angebot. Diesmal machen 14 Kleinbrauer mit. Zum ersten Mal auf dem Münsterplatz ANZEIGE vertreten ist die Adlerbrauerei Moos- beuren (Alb-Donau-Kreis), die seit zwei Jahren wieder Bier produziert. Wer mehrere Sorten testen will, kann dies mit dem 0,1-Probier-Gläschen tun. Auch einen Probierpass gibt es wieder. Teilnehmer können eine Brauereibesichtigung für Gruppen oder City-Gutscheine gewinnen. Am Freitag spielt die Musikkapelle Messhofen, am Samstag der Musikverein Biberach-Asch und am Sonntag die Gruppe Rohrblitz Explosion. Die Veranstalter hoffen auf gutes Wetter und rechnen mit mehreren Tausend Besuchern – möglichst „im fünfstelligen Bereich“, sagt Stefan Dobler.
Das Reinheitsgebot, das am Wochenende im Mittelpunkt steht, ist für Stefan Stang, den Geschäftsführer des Verbands Private Brauereien in Bayern, „keine verstaubte Tradition, sondern aktueller denn je“. Die Vielfalt an Hopfen- und Malzsorten biete Brauern viele Möglichkeiten. „Da kann man wahnsinnig variieren“, ist er überzeugt. Auch „Craft Beer“, also handwerklich gebrautes Bier, ein Trend, der aus den USA nach Europa geschwappt ist, sei mit den Vorgaben des Reinheitsgebots möglich, etwa Pale Ale oder Stout. „Aber auch fast vergessene Biersorten wie Kellerbier oder Märzen findet man wieder im Sortiment.“
Experimente außerhalb des Reinheitsgebots, etwa mit Zusätzen wie Kräutern oder Früchten, lehnt Stang nicht generell ab: „Das sind spannende Biere.“In Bayern brauche man das aber nicht. Die Kleinbrauer sehen das nicht so streng und sind durchaus offen für Neues, etwa Schokoladenbier.
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