Schwäbische Zeitung (Biberach)

Freizeitba­d Wonnemar steht vor dem Aus

Betreiber kündigen überrasche­nd Ausstieg an – Grund sind gescheiter­te Verhandlun­gen

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(sz) - Das Donaubad in Neu-Ulm steht vor einer ungewissen Zukunft. Am Mittwoch gab die Interspa-Gruppe aus Stuttgart überrasche­nd bekannt, zum Ende des Jahres als Betreiber der Freizeitan­lage namens Wonnemar auszusteig­en und ihren auslaufend­en Vertrag nicht, wie ursprüngli­ch geplant, zu verlängern. „Auch nach langwierig­en Verhandlun­gen mit den Städten sehen wir leider keine Möglichkei­t, das Bad unter diesen für uns finanziell unannehmba­ren Bedingunge­n weiterzufü­hren“, ließ Geschäftsf­ührer Volker Kurz in einer Pressemitt­eilung verlauten.

Als Hauptgrund für den Ausstieg werden gescheiter­te Verhandlun­gen über den in diesem Jahr geplanten 2,7 Millionen Euro teuren Umbau des Thermalber­eichs genannt. Hier hätten sich Interspa und die Städte Ulm und Neu-Ulm – sie sind die Eigentümer des Bades – trotz wochenlang­er Gespräche nicht einigen können.

Anders als zunächst angedacht, hätte das Bad im Zuge der Bauarbeite­n offenbar mindestens elf Wochen geschlosse­n werden müssen. Für die

NEU-ULM/ULM

dadurch ausbleiben­den Einnahmen sowie die weiterhin anfallende­n Kosten für Personal oder Energie forderte Interspa von den Städten eine finanziell­e Unterstütz­ung – dem Vernehmen nach eine hohe sechsstell­ige Summe.

Zu hohe Ausfallkos­ten

„Das Angebot der Städte lag 200 000 Euro unter der Forderung von Interspa“, heißt es in der Pressemitt­eilung. Diese Summe wolle Geschäftsf­ührer Kurz jedoch „nicht zusätzlich übernehmen“, da das Unternehme­n bezüglich des Umbaus bereits aus eigener Tasche Planungsko­sten und das Projektman­agement für die Städte übernommen habe.

„Da wir lediglich Pächter des Bades sind und die Vertragsve­rlängerung nur über vier Jahre läuft, sind wir nicht bereit, noch mehr Geld in das Bad zu stecken, obwohl es uns sehr am Herzen liegt“, wird Kurz zitiert. Seit 2011 habe Interspa rund 1,7 Millionen Euro für Sanierunge­n bezahlt, „die eigentlich Aufgabe der Städte waren“. Insgesamt habe das Donaubad Wonnemar in den vergangene­n fünf Jahren ein Minus im siebenstel­ligen Bereich erwirtscha­ftet. Als Geschäftsf­ührer der Interspa-Gruppe, die momentan bundesweit sieben Bäder betreibt, könne er nicht mehr verantwort­en, dass ein weiteres Geschäftsj­ahr mit hohem Verlust dazukommt.

Von den Städten Ulm und NeuUlm fühlt sich Kurz ungenügend informiert, nicht ausreichen­d unterstütz­t und sogar gegängelt. „Uns wurde damals ein technisch veraltetes Bad übergeben, obwohl zugesicher­t wurde, dass alles in Ordnung sei.“

Als weiteres Beispiel für die unbefriedi­gende Zusammenar­beit nannte er einen Vorfall rund um den „sehr beliebten Salsa-Abend“im Restaurant des Bades, der seit fünf Jahren zweimal im Monat stattfinde­t. Diesen habe das Neu-Ulmer Ordnungsam­t „überrasche­nd verboten“, weil Tanzen zwar auf der Eislaufanl­age, nicht aber im 30 Meter entfernten Restaurant erlaubt sei.

Für Badegäste sowie die rund 90 Mitarbeite­r des Wonnemars, die ebenfalls erst am Mittwoch von Kurz über die Entscheidu­ng informiert wurden, soll sich vorerst nichts ändern. Die Städte hätten nun bis Ende des Jahres Zeit, sich um eine Nachfolgel­ösung zu kümmern.

Städte für Notfall gerüstet

Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg zeigte sich am Mittwoch von der Entscheidu­ng der Betreiber auf Nachfrage nur bedingt überrascht. Schon im Lauf der vergangene­n Monate sei bei ihm der Eindruck entstanden, dass Interspa nicht mehr „den ganz großen Willen“an den Tag lege, so mit den Eigentümer­n des Bades zusammenzu­arbeiten, „dass es für beide Seiten erquicklic­h ist“. Große Sorgen bereite ihm der Ausstieg der Betreiber zum Ende des Jahres aber nicht. „Uns trifft das nicht ganz unvorberei­tet. Im Notfall sind wir in der Lage, innerhalb weniger Wochen die Strukturen zu schaffen, um das Bad selbst zu betreiben.“Ob das eine Dauerlösun­g sein kann, müsse die Politik entscheide­n.

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