Schwäbische Zeitung (Biberach)
Cosby-Prozess im Juni 2017
Dem früheren Fernsehstar drohen bis zu zehn Jahre Haft
NORRISTOWN (AFP) - Auf US-Fernsehlegende Bill Cosby kommt ein aufsehenerregender Prozess wegen sexuellen Missbrauchs zu. Der zuständige Richter in Montgomery im US-Bundesstaat Pennsylvania legte den 5. Juni 2017 als Prozessbeginn fest, nachdem Cosbys Anwälte mit dem Versuch gescheitert waren, das Verfahren abzuwenden. Sie kündigten weiteren Widerstand an. Die Staatsanwaltschaft wirft Cosby „schwere sexuelle Nötigung“vor. Dem Ex-Comedian drohen bis zu zehn Jahre Haft und 25 000 Dollar (rund 22 000 Euro) Geldstrafe.
In dem Prozess soll es um einen mutmaßlichen Missbrauchsfall aus dem Jahr 2004 gehen: Eine Frau wirft Cosby vor, sie unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht zu haben.
Nach Aussagen der Klägerin gab Cosby ihr damals „blaue Pillen“und versicherte, diese seien pflanzlich. Etwa eine halbe Stunde später habe sich die junge Frau, die auch Wein getrunken hatte, schlecht gefühlt, ihr Sehvermögen sei gestört gewesen und sie habe kaum sprechen können.
Anschließend habe der Schauspieler sie missbraucht. Cosby hat gestanden, der Frau eine Pille gegeben zu haben. Seine Anwälte bestreiten jegliches Fehlverhalten ihres Mandanten. Sie bestreiten nicht, dass es im Jahr 2004 in Cosbys Haus in Philadelphia zu der Begegnung mit der Frau kam; der Sex sei allerdings einvernehmlich gewesen, argumentieren sie. Cosby und die Universitätsmitarbeiterin hatten sich im Jahr 2006 bereits in einem Zivilverfahren geeinigt. Seine Anwälte führten vergeblich ins Feld, in der damaligen Vereinbarung sei ein Strafverfahren ausgeschlossen worden.
Bis zu 13 weitere Frauen als Zeugen
Die Anklage kündigte an, in dem anstehenden Verfahren bis zu 13 weitere Frauen zu Wort kommen zu lassen, die ebenfalls von Cosby missbraucht worden sein sollen. Da diese Fälle verjährt sind, sollen sie als Zeuginnen angehört werden.
Zu erwarten wären bei einem solchen Verfahrensverlauf massive öffentliche Anschuldigungen, die das ohnehin angeschlagene Image des 79-Jährigen weiter schädigen dürften. Seine Anwälte wollen ihm diese Peinlichkeit ersparen; sie kündigten an, die Entscheidung des Richters zur Festsetzung des Prozesstermins vor dem Obersten Gerichtshof des Bundesstaates anzufechten.
Zudem unterstellten sie der Hauptklägerin rassistische Motive. Die Anschuldigungen gründeten auf „rassistischer Voreingenommenheit“, erklärte Cosbys Verteidigerteam. Die Medien hätten die Anschuldigungen ohne Beweis weiterverbreitet, klagten sie.
Der Richter schloss nicht aus, dass der Beginn des Verfahrens vom 5. Juni noch vorgezogen wird, sollten die noch anhängigen Einsprüche ausreichend früh geprüft werden. Cosby werde im Gerichtssaal bei Bedarf zusätzliche Unterstützung bekommen, da seine Anwälte angegeben hätten, er sei beinahe blind. In den vergangenen Monaten hatten mehr als 50 Frauen Cosby sexuelle Vergehen bis hin zur Vergewaltigung vorgeworfen, die teils Jahrzehnte zurückliegen. Viele berichteten, sie seien durch Alkohol und Tabletten willenlos gemacht worden. Cosby wurde in den 1980er-Jahren als Familienvater in der Comedyserie „The Bill Cosby Show“bekannt.