Schwäbische Zeitung (Biberach)
Doktorhut ab im Schneechaos
Es gibt Erkenntnisse, auf die wir normal Irdischen nie und nimmer gekommen wären und von denen wir bislang glaubten, dass sie in ihrer Weisheit nicht zu überbieten seien. Sätze wie „Der Ball ist rund“, „Das Spiel dauert 90 Minuten“, „Der nächste Gegner ist immer der schwerste“und „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“– Frühgeborene erinnern sich gern an den Philosophen und Wortakrobaten Sepp Herberger – gehören in diese Kategorie und versetzen uns stets in Entzücken.
Besser geht’s nicht, denken Sie? Oh doch, viel besser! Pünktlich zum Schneechaos schlittert uns nämlich eine wohlmeinende Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie auf den spiegelglatten Schreibtisch – mit mahnenden Worten eines Berufsstandes, der bekanntlich reich an Wissen ist, dafür aber so arm an liquiden Mitteln, dass es bisweilen nicht mal mehr für die Füllung des Swimmingpools im Garten reicht. Besagte Orthopäden und Unfallchirurgen raten also in ihrer grenzenlosen Fürsorglichkeit – und unter Verzicht auf jedwede Art von Honorar! –, sich bei Glatteis nur „äußerst langsam und mit kleinen Schritten über den Boden zu schieben“. Fiese Stürze auf Hüfte oder Kopf seien so wesentlich leichter zu vermeiden. Doktorhut ab, werte Mediziner, und recht herzlichen Dank auch!
Was wir darüber hinaus an dieser Stelle lernen können? Sagen wir mal so: Andere Berufsstände sollten uns ebenfalls vom Baum der Erkenntnis naschen lassen. Meteorologen etwa könnten erklären, dass wir bei Regen pitschnass werden. Ist doch wohl nicht zu viel verlangt.