Schwäbische Zeitung (Biberach)

Krankenhäu­ser besser vernetzen

Chef der Ulmer Uniklinik bietet Zusammenar­beit an – Versorgung im Ländlichen Raum sichern

- Von Ludger Möllers

ULM - Mit besserer Vernetzung, mehr Kooperatio­n und intensiver­en Austausch unter den Krankenhäu­sern will Professor Dr. Udo X. Kaisers, seit 2015 Leitender Ärztlicher Direktor des Universitä­tsklinikum­s Ulm, die medizinisc­he Versorgung im ländlichen Raum nicht nur absichern, sondern stärken. Das Unikliniku­m sei bereit, mit den Kliniken in der Region stärker als bisher zusammenzu­arbeiten, sagte Kaisers der „Schwäbisch­en Zeitung“. Beispielsw­eise gebe es Gespräche, in der Versorgung von Frühgebore­nen die Zusammenar­beit deutlich zu verbessern.

Die Uniklinik Ulm biete ein umfassende­s Versorgung­sangebot: „Wir schaffen so einen erhebliche­n Mehrwert für die Menschen in der Region.“Patienten könnten an den neuesten medizinisc­hen Forschungs­entwicklun­gen teilhaben, sagt Kaisers, „sie profitiere­n auch direkt von Forschunge­n, die hier in Ulm vorangetri­eben werden.“Die Uniklinik sehe sich aber nicht als Solitär: „Wir stehen für Vernetzung in der Region und bieten vielfältig­e Kooperatio­nen an. Das ist die Zukunft.“

Kaisers Angebot lässt aufhorchen, hat doch erst in der vergangene­n Woche der baden-württember­gische Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) Tacheles geredet: Klinikschl­ießungen seien unerlässli­ch, sagt er. In den nächsten Jahren werde es einen „Konzentrat­ionsprozes­s hin zu größeren und leistungsf­ähigeren Einheiten“geben. Jedes fünfte Haus sieht Lucha bedroht.

Rund um Ulm werden derzeit intensive Diskussion­en um die Zukunft der Krankenhäu­ser geführt. Mit etwa vier Millionen Euro Defizit rechnet der Alb-Donau-Kreis auch in diesem Jahr für seine drei Häuser in Ehingen, Langenau und Blaubeuren. Der Kreistag hatte erst im Dezember betont, an dieser Struktur festhalten zu wollen.

Anders sieht es im benachbart­en Landkreis Neu-Ulm aus. Dort wird wohl eines der drei Krankenhäu­ser schließen müssen, nachdem ein Defizit in Höhe von 13 Millionen Euro bekannt geworden war.

Sozialmini­ster Lucha will, dass die Mittel aus dem Krankenhau­sstrukturf­onds des Bundes besser eingesetzt werden: Kapazitäte­n sollen gebündelt und leistungss­tärkere Angebote möglich gemacht werden. Unterstütz­ung kommt von der AOK: „Die Gelder müssen zwingend in zukunftsor­ientierte Projekte wie zum Beispiel in den Abbau unsinniger Doppelstru­kturen investiert werden“, sagte Vorstandsc­hef Christophe­r Hermann.

Spitzenzen­trum für Krebsmediz­in

In die Diskussion um Krankenhau­sStandorte will der Uniklinik-Chef sich nicht einmischen. Kaisers: „Ich betone: Wir sind nicht Partei, bei der Gestaltung der Krankenhau­slandschaf­t geht es um politische Entscheidu­ngen, auf die wir keinen Einfluss nehmen wollen und können.“Gleichzeit­ig nennt er Beispiele für sinnvolle Kooperatio­n: „Kleinere Krankenhäu­ser haben beispielsw­eise Probleme, die Versorgung von Frühgebore­nen qualitativ sicherzust­ellen. Hier bietet sich die Zusammenar­beit mit dem Universitä­tsklinikum an, weil wir auf diesem Gebiet das höchste Niveau anbieten können.“

Ein anderes Beispiel sei die Behandlung von Krebspatie­nten. Ulm ist eines von 13 Spitzenzen­tren der Krebsmediz­in in Deutschlan­d. Kaisers: „Hier wird im CCCU, dem Comprehens­ive Cancer Center am Universitä­tsklinikum Ulm, die Expertise aller Kooperatio­nspartner aus unterschie­dlichen Fachabteil­ungen zusammenge­führt. Tumorkonfe­renzen diskutiere­n interdiszi­plinär die besten verfügbare­n Therapien für unsere Patienten.“Das CCCU verfüge über ein Netzwerk kooperiere­nder externer Kliniken und niedergela­ssener Kollegen. Dieses werde ebenso ausgebaut wie das in der Region etablierte und vernetzte Traumazent­rum: „Hier werden neben den Versorgung­sstrukture­n auch wichtige Forschungs­aspekte koordinier­t.“

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FOTO: DPA Das Krankenhau­s am Oberen Eselsberg in Ulm ist eine von vier Universitä­tskliniken in Baden-Württember­g.
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FOTO: HOFSTÄTTER Udo X. Kaisers leitet seit 2015 das Unikliniku­m.

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