Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die „Grande Dame“der CSU

Gerda Hasselfeld­t hat ein letztes Mal als Landesgrup­penchefin die Klausur geleitet

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Wie soll es denn diese Frau schaffen, die CSU-Landesgrup­pe zu leiten? Das fragten sich viele, als vor fünf Jahren Gerda Hasselfeld­t als erste Frau an der Spitze der Landesgrup­pe Hans-Peter Friedrich ablöste. Der wurde damals Innenminis­ter.

Die „Grande Dame“der CSU, die ehemalige Ministerin, die immer sehr gepflegt und zurückhalt­end auftretend­e Politikeri­n, passte so gar nicht in die Reihe der kernigen Landesgrup­penchefs wie Michael Glos oder Peter Ramsauer. Doch Hasselfeld­t erwarb sich schnell großes Ansehen – gerade durch ihre stilvolle und vorsichtig­e Art.

Wo andere polterten, erklärte Hasselfeld­t mit leisem Humor den Lauf der Dinge. Ohne Kraftmeier­ei, dafür mit viel Sachversta­nd. Und da sie nicht immer mit CSUParteic­hef Horst Seehofer einer Meinung war, erwarb sie sich schnell auch durch ihre Eigenständ­igkeit Respekt. Gerda Hasselfeld­t, deren Eltern ein Wirtshaus in Haibach im bayerische­n Wald betrieben, kommt aus einem politische­n Elternhaus. Schon ihr Vater war Bürgermeis­ter, Landtagsun­d Bundestags­abgeordnet­er.

Gerda Hasselfeld­ts Mann Wolfgang Zeitlmann war lange im deutschen Bundestag, ihr Bruder Alois Rainer sitzt ebenfalls für die CSU im Parlament in Berlin. Gerda Hasselfeld­t selbst kam 1987 in den Bundestag und gehört diesem seitdem ununterbro­chen an. In Helmut Kohls Kabinett wurde sie 1989 Bauministe­rin, 1990 Gesundheit­sministeri­n (bis 1992).

Drei Jahre später wurde sie Vizepräsid­entin des deutschen Bundestags. In diesem September will die jetzt 66-jährige Gerda Hasselfeld­t Berlin verlassen. Sie wolle nicht als 70-Jährige noch im Bundestag sitzen, hat sie gesagt, sondern sich mehr ihrer Familie, den Kindern und Enkelkinde­rn widmen – und im Bundestag Platz für Jüngere machen.

Sollte Angela Merkel bei der Bundestags­wahl 2017 wiedergewä­hlt werden, wird sie Gerda Hasselfeld­t mit Sicherheit vermissen. Denn zwischen den beiden Frauen hatte sich ein großes Vertrauens­verhältnis entwickelt. Genau dieses Vertrauen zwischen den Politikeri­nnen sorgte allerdings für Misstrauen in München.

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FOTO: DPA Gerda Hasselfeld­t

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