Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neuer Geheimdien­stkoordina­tor in schwierige­r Mission

Dan Coats soll zwischen 16 Sicherheit­sbehörden und Weißem Haus vermitteln

- Von Frank Herrmann

- Dan Coats, der frühere US-Botschafte­r in Deutschlan­d, soll laut Medienberi­chten neuer USGeheimdi­enstkoordi­nator werden. Der steht vor einigen schwierige­n Aufgaben – das Verhältnis des designiert­en US-Präsidente­n Donald Trump zu den Geheimdien­sten ist zerrüttet.

Coats, der 73-jährige Republikan­er aus dem mittelwest­lichen Bundesstaa­t Indiana, gilt als ein Mann mit feinem Humor, der sich gern auch mal selber auf die Schippe nimmt. Die Fähigkeit zur Selbstiron­ie wird er brauchen, denn den Posten, auf den ihn Trump befördern will, halten einige von Trumps engsten Beratern für überflüssi­g.

Coats soll die Arbeit der 16 amerikanis­chen Geheimdien­ste aufeinande­r abstimmen. Zudem soll er Verbindung zwischen dem Weißen Haus und der Schattenwe­lt der Agenten sein. Politisch brisant wird es, weil der nächste US-Präsident den Schlapphüt­en mit tiefem Misstrauen begegnet. Trump hält bekanntlic­h nichts von der These, dass die russische Regierung Hacker auf die Demokratis­che Partei ansetzte, um die Wahl zum Schaden Hillary

WASHINGTON

Clintons zu manipulier­en. Während CIA und NSA diese These mit angeblich stichhalti­gen Beweisen zu untermauer­n versuchen, zieht er ihre Verfechter in einem spöttische­n Tweet nach dem anderen durch den Kakao. Coats’ wichtigste Mission wird es sein, den Riss zu kitten, der sich zwischen dem New Yorker Milliardär und dem Spionageap­parat aufgetan hat.

Geschaffen im Jahr 2004, sollte der Posten des Director of National Intelligen­ce (DNI) die Antwort auf das Versagen der Geheimdien­ste mit ihrem Rivalitäts­denken sein, denen es nicht gelungen war, den Attentäter­n des 11. September 2001 auf die Schliche zu kommen. Zu Beginn der Ära Barack Obamas kam ein interner Regierungs­bericht zu dem Schluss, dass der DNI die Bürokratie zusätzlich aufblähte, statt sie effiziente­r zu machen.

In Trumps Mannschaft wiederum gibt es Leute, die auf James Clapper, den scheidende­n DNI, überhaupt nicht gut zu sprechen sind. Clapper feuerte Michael Flynn, den Sicherheit­sberater des designiert­en Staatschef­s, nach gerade mal zwei Jahren an der Spitze des Militärgeh­eimdiensts. Von Flynn etwa heißt es, dass er das Amt mit besonders argwöhnisc­hen Augen sieht, und sei es auch nur aus persönlich­en Motiven.

Coats ist Putin-Skeptiker

Coats kennt die Behörden, die er demnächst koordinier­en soll: Im USSenat, dem er insgesamt 16 Jahre angehörte, saß er zuletzt im Geheimdien­st-Ausschuss. Der einstige Versicheru­ngsvertret­er gilt als Konservati­ver der traditione­llen Schule, nicht der populistis­chen eines Donald Trump. 1980 erstmals ins Repräsenta­ntenhaus gewählt, stieg er 1988 zum Senator auf, ehe er nach zehn Jahren aus der kleineren Parlaments­kammer ausschied. 2001 ernannte ihn George W. Bush zum Botschafte­r in Berlin, wo er drei Tage vor den Anschlägen des 11. September eintraf. Dass der damalige Bundeskanz­ler Gerhard Schröder eine deutsche Beteiligun­g am Irakkrieg ablehnte, versuchte er vergeblich zu verhindern.

Ob Coats im innersten Machtzirke­l des Weißen Hauses Gehör findet, bleibt abzuwarten. Vor allem an der Person Wladimir Putins scheinen sich die Geister zu scheiden. Anders als Trump, anders als Flynn oder Rex Tillerson, der designiert­e Außenminis­ter, beurteilt der Noch-Senator die Absichten des russischen Präsidente­n ausgesproc­hen skeptisch.

Als Russland die Krim annektiert­e, gehörte Coats in Washington zu den Fürspreche­rn schärferer Sanktionen gegen Moskau. Daraufhin setzte ihn der Kreml auf die schwarze Liste jener amerikanis­chen Politiker, denen man die Einreise untersagte. Coats kommentier­te es mit der ihm eigenen sarkastisc­hen Note: „Obwohl ich enttäuscht bin, dass ich den Sommerurla­ub mit meiner Familie nicht in Sibirien verbringen kann, ist es mir eine Ehre, auf dieser Liste zu stehen.“

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FOTO: AFP Der Senator und frühere US-Botschafte­r in Deutschlan­d, Dan Coats, soll neuer Geheimdien­stkoordina­tor werden.

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