Schwäbische Zeitung (Biberach)
Frischer Wind an der Salzach
Die neue Leitung der Salzburger Festspiele 2017 legt ein ambitioniertes Programm vor
- Es ist ein mutiges Programm, das sich die Salzburger Festspiele für 2017 vorgenommen haben: Zeitgenössische Musik in der Oper und im Konzert dazu ambitioniertes Sprechtheater. Die Präsidentin Helga Rabl-Stadler und der neue Intendant Markus Hinterhäuser reisen durch die Welt, um für das bedeutende Festival zu werben – von Salzburg nach New York, Moskau, Peking, Seoul. Zürich, München und Wien sind da vergleichsweise kleine Nummern.
Der hochmögende (hochvermögende) Kreis der Freunde und Förderer der Salzburger Festspiele freilich will überall gewonnen werden. Denn auch die „reichen“Salzburger Festspiele können mit ihrem zweifellos üppigen Budget von 61,69 Millionen Euro nicht alles finanzieren. So sind die Millionen, die die Förderkreise durch Spenden zusammenbringen, durchaus willkommen. Allein die deutschen Förderer haben in den vergangenen 30 Jahren 30 Millionen Euro gesammelt. Im Jahr 2015 konnte die „Rosenkavalier“-Produktion mit 1,3 Millionen Euro unterstützt werden. 2017 soll ein solcher Betrag Aribert Reimanns „Lear“mit Gerald Finley in der Titelrolle und Franz WelserMöst am Pult zufließen.
Elf Opernproduktionen
Im Sommer 2017 wird es elf Opernproduktionen in Salzburg geben. Markus Hinterhäuser warnt gleich: „Das werden wir in den kommenden Jahren vermutlich nicht halten können.“Aber zu seinem Einstand hat er groß geplant: Mit Mozarts „La Clemenza di Tito“wird Teodor Currentzis, der einst bei den Bregenzer Festspielen mit „Die Passagierin“auf sich aufmerksam gemacht hat, mit dem von ihm gegründeten russischen Orchester musicAeterna die Festspiele eröffnen (27. Juli). Regie führt der amerikanische Regiestar Peter Sellars.
Auch bei „Lady Macbeth von Mzensk“am 2. August sind große Namen angesagt: Mariss Jansons dirigiert die Wiener Philharmoniker, Andreas Kriegenburg inszeniert, die Rolle der Katerina Ismailowa singt Nina Stemme. Ein anderes prominentes Rollendebüt gibt Anna Netrebko als Aida. Für diese Verdi-Oper bricht Maestro Riccardo Muti eine Lanze: Das sei eben nicht bloß die Oper mit Elefanten und Pferden, sondern intimes Musiktheater. Premiere ist am 6. August. Dafür werden auch die höchsten Kartenpreise verlangt: 450 Euro in der obersten Kategorie. Doch es gibt auch günstigere Angebote, aber die sind erfahrungsgemäß am schnellsten weg.
Die dritte moderne Oper ist Alban Bergs „Wozzeck“. Matthias Goerne singt die Titelrolle, Vladimir Jurowski dirigiert (Premiere: 8. August). Für die Inszenierung konnte Hinterhäuser den südamerikanischen Künstler William Kentridge gewinnen.
Im Kontrast zu diesem zeitgenössischen Musiktheater stehen die drei Monteverdi-Opern „L’Orfeo“, „Il Ritorno d’Ulisse in Patria“und „L’Incoronazione di Poppea“. John Elio Gardiner führt sie halbszenisch mit seinen English Barock Soloists und dem Monteverdi Choir in der Felsenreitschule auf (26. bis 29. Juli). Abgerundet wird das Opernprogramm von „Ariodante“(eine Übernahme von den Pfingstfestspielen) und den konzertanten Aufführungen „I Due Foscari“ (mit Plácido Domingo) und „Lucrezia Borgia“mit Juan Diego Florez.
Wie eng die Zusammenarbeit der einzelnen Sparten ist, zeigt ein Blick auf das Programm der 79 Konzerte. Auch hier sind Werke von Schostakowitsch und Monteverdi zu hören und natürlich von Schubert und Mozart und Bruckner und Mahler. Die Wiener Philharmoniker treten mit Bernard Haitink, Herbert Blomstedt, Andris Nelsons, Riccardo Muti und Daniel Barenboim auf. Simon Rattle bringt mit seinen Berliner Philharmonikern ein Auftragswerk von Georg Friedrich Haas zur Uraufführung. Den Reigen beschließt am 29. August Manfred Honeck mit seinem Pittsburg Symphony Orchestra. Solistin ist Anne-Sophie Mutter in Werken von Lutoslawski. Aber auffallend ist doch der starke Anteil zeitgenössischer Musik. Dem Messiaen-Schüler Gérard Grisey ist eine Extra-Reihe gewidmet. Die Salzburger Festspiele beginnen am 21. Juli mit den Konzerten der Ouverture spirituelle und der „Jedermann“-Aufführung auf dem Domplatz. Aufgelegt sind 222 500 Karten, davon 6000 Karten im Jugendabo. Das Programm im Internet: www.salzburgfestival.at, Kartenbüro: Postfach 140, 5010 Salzburg, Telefon 0043/662 8045 500, info@salzburgfestival.at