Schwäbische Zeitung (Biberach)
Luther, Merkel und Serienstoff vom Feinsten
Fernsehsender setzen 2017 auf Politik und Serien – und feiern 50 Jahre Farbfernsehen
Neues Jahr, neues Fernsehprogramm. Ein Blick auf die Höhepunkte der kommenden Monate zeigt: In diesen bewegten Zeiten haben politische und gesellschaftsrelevante Aspekte Vorrang. Die Frage, ob Angela Merkel bei den Bundestagswahlen im September wieder Kanzlerin wird, das Jubiläum 500 Jahre Reformation sowie Themen wie der Umgang mit den Flüchtlingen oder die wachsende soziale Kluft stehen ganz oben auf der Agenda.
Das erste echte Highlight des Fernsehjahres ist aber traditionsgemäß das Dschungelcamp. Die neue Staffel der Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“startet am 13. Januar auf RTL.
Stichwort Reformation: 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben, viele Filme erinnern daran. Im Ersten spielt Devid Striesow am 15. Februar im Historienfilm „Katharina Luther“den Reformator, der ZDF-Zweiteiler „Himmel und Hölle“(noch ohne Sendetermin) mit Maximilian Brückner als Luther schildert die Anfänge der Reformation. Sat.1 beteiligt sich mit dem Eventfilm „Die Ketzerbraut“, der Adaption eines zur Reformationszeit spielenden Romans von Iny Lorentz („Die Wanderhure“), am großen Jubiläum (14. Februar). „Woran glaubst du?“lautet im Jubiläumsjahr auch das Motto der ARD-Themenwoche im Herbst.
Außerdem rollt im neuen Jahr eine Serienoffensive auf die Zuschauer zu. Die mit Spannung erwartete ARD-Krankenhaussaga „Charité“über die berühmte Berliner Klinik Ende des 19. Jahrhunderts kommt 2017 endlich ins Fernsehen, Regie führte kein Geringerer als Sönke Wortmann. Das ZDF setzt unter anderem auf die Miniserie „Der gleiche Himmel“mit Tom Schilling, das Spionagedrama spielt im geteilten Berlin der 1970er-Jahre. Als großes Fernsehereignis wird schon im Vorfeld Tom Tykwers sündhaft teure Serie „Babylon Berlin“gehandelt. Die ARD zeigt die Adaption der populären Kriminalromane von Volker Kutscher zwar erst 2018, der koproduzierende Bezahlsender Sky strahlt sie aber bereits 2017 aus.
Schweighöfer-Serie auf Pay-TV
Apropos Pay-TV: Die frei empfangbaren Sender müssen sich 2017 auf eine weitere Offensive der Streamingdienste gefasst machen. So will Netflix in diesem Zeitraum stolze 20 neue Eigenproduktionen an den Start bringen, und Amazon Originals startet zehn neue Serien – allen voran „You are Wanted“von und mit Kinostar Matthias Schweighöfer, die erste deutsche Serie eines Streamingdienstes.
Zu den Themen Politik und Gesellschaft: Da ist vom ambitionierten Drama bis zum Dokutainment alles im Programm vertreten. Die zweiteilige ZDF-Romanverfilmung „Landgericht“(30. Januar) befasst sich mit dem Ende der NS-Ära und der Nachkriegszeit. Im ARD-Zweiteiler „Brüder" arbeitet von zwei Freunden einer für den Verfassungsschutz, ein anderer gerät in islamistische Kreise. RTL plant mit „Zahltag“ein TV-Experiment, das polarisieren wird: Sozialhilfeempfänger sollen 25 000 Euro erhalten, um sich eine Existenz aufzubauen, dabei berät sie ein Expertenteam um den früheren Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky.
Und was ist mit dem Liebling der Zuschauer, dem „Tatort“? Auch da schlagen sich die Themen nieder, die vielen unter den Nägeln brennen. Der neue Fall aus Franken mit Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs thematisiert fremdenfeindliche Übergriffe in Deutschland vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingssituation. In der Kölner Folge „Die Wacht am Rhein“(15. Januar) macht eine selbsternannte Bürgerwehr den Kommissaren Sorgen. Wotan Wilke Möhring erzählt im „Tatort: Böser Boden“einen Umweltthriller, in „Borowski und das dunkle Netz“geht es um das Darknet.
Auch ansonsten hat die traditionsreiche Krimireihe 2017 einiges zu bieten. So wird der neue Schwarzwald-„Tatort“mit Harald Schmidt im Frühjahr gedreht und im Lauf des Jahres gezeigt, aus Ludwigshafen kommt die Folge „Babbeldasch“, der erste komplett improvisierte „Tatort“.
Zu guter Letzt sei noch ein weiteres Jubiläum erwähnt: 2017 wird das Farbfernsehen 50 Jahre alt, am 25. August 1967 läutete Willy Brandt mit einem Knopfdruck die neue Ära ein. Das ZDF will mit der vierteiligen Showreihe „Wir lieben Fernsehen“daran erinnern. Ein Schelm, wer dabei an den Refrain „Alles so schön bunt hier“aus Nina Hagens Lied „TV-Glotzer“denkt.