Schwäbische Zeitung (Biberach)
Winter Game im wilden Süden
Die Schwenninger Wild Wings und Mannheim spielen im Fußballstadion der Hoffenheimer – Eishockey
(SID/dpa/sz) - Ein Eishockeyspiel unter freiem Himmel ist wie eine Reise zurück in die Vergangenheit. „Ich hatte das Gefühl, wieder ein Kind zu sein und auf einem Weiher zu spielen. Es war ein einmaliges Erlebnis“, erinnerte sich Nationaltorhüter Dennis Endras an eine Partie vor sechs Jahren in Finnland zurück. An diesem Samstag ist der Goalie der Adler Mannheim wieder bei einem Freiluft-Spektakel dabei. Das dritte DEL-Winter-Game soll allerdings nicht nur eine außergewöhnliche Atmosphäre schaffen, sondern dem deutschen Eishockey einen Popularitätsschub verleihen.
In Sinsheim, im Fußballstadion des heuer so erfolgreichen Bundesligisten 1899 Hoffenheim, kommt es heute (17 Uhr/Sport1) zum baden-württembergischen Derby: Die Schwenninger Wild Wings treffen in einer regulären Partie der Deutschen Eishockey Liga auf die Adler Mannheim. Gehofft wird auf 26 500 Zuschauer und eine ausverkaufte Arena.
Zwei Monate vor dem Playoff-Start soll das Eishockey-Fest für einen ersten Saisonhöhepunkt sorgen. „Gerade in der Fußball-Pause versuchen wir, in die Bresche zu schlagen, und mehr als die Hardcore-Fans zu erreichen“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. „Es geht darum, dass man es in alle Zielgruppen trägt.“
Eine europäische Rekordkulisse für ein Liga-Spiel wird das Winter Game der DEL diesmal allerdings nicht bescheren. Die ersten beiden Auflagen des Spektakels hatten sich gegenseitig überboten. Diesmal ist die Arena in Sinsheim dafür zu klein. In Nürnberg vor vier Jahren strömten 50 000 Zuschauer ins Stadion, 2015 wurde die Marke mit 51 125 Besuchern in Düsseldorf noch einmal getoppt. „Wir würden uns zu Tode reiten, wenn wir immer wieder versuchen würden, den Zuschauerrekord zu brechen“, sagt Tripcke. Und mit einem Zwei-JahresTurnus solle das Winter Game etwas Besonderes bleiben. „Auch, um die Idee nicht abzunutzen. Die Story muss stimmen.“
SINSHEIM
Ebenso wie beim Hockey-Halleluja des EHC Red Bull München. Für den besonderen Reiz zog der Club zu Beginn des Jahres wie im Vorjahr in die 10 000 Zuschauer fassende Olympiahalle um. Auch das ist ein Mittel, um mehr Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Es passt ins Bild, dass die Spieler beim Derby in Trikots aus grauer Vorzeit antreten. „Dieses Event hat eine ganz eigene Note. Wir bringen Eishockey zurück zu den Wurzeln“, sagte Daniel Hopp. Der Geschäftsführer der Mannheimer rechnet mit einem „großen Volksfest“– auch die Rockband Guano Apes wird einen Auftritt haben – und einem „vollen Haus“. Die Umbaumaßnahmen im Stadion hatten am 21. Dezembers begonnen, nachdem Hoffenheim sein letztes Spiel gegen Bremen beendet hatte. Nur an Weihnachten ruhten die Arbeiten.
Der Umbau kostet mehr als eine halbe Million Euro. Inklusive Energiekosten und weiterer Posten dürfte das Volumen der Veranstaltung, die um 11 Uhr mit einem winterlichen Volksfest vor der Arena beginnt, bei einer Million Euro liegen. Daniel Hopp, Sohn von Hoffenheims Mehrheitseigner und SAP-Mitgründer Dietmar Hopp, stellte klar: „Wir wären dieses Risiko nicht eingegangen, wären wir auf jeden Fall mit einem Minus rausgegangen.“ Aber da man alles komplett habe neu vermarkten können, „werden wir einen Überschuss erzielen“.
Kurios ist, dass Schwenningen heute vor den Toren Mannheims offiziell der Gastgeber ist. „Für uns wäre die Organisation eines solch großen Events nur schwer möglich gewesen“, sagte Jürgen Rumrich, Sportchef der Wild Wings. Das Heimspiel in der Fremde nimmt der Club in Kauf, „denn das Winter Game wird deutschlandweit eine große Aufmerksamkeit erfahren. Diese Werbung ist für uns und das deutsche Eishockey enorm wichtig“, erklärte Ex-Profi Rumrich. Unter anderem war auch der Hockenheimring als Austragungsort im Gespräch gewesen.