Schwäbische Zeitung (Biberach)
Biederkeit ist wieder schick
Was kommt 2017? Die modischen Trends im Überblick
Mode wird von der Jugend bestimmt. Sie greift die Trends in den Metropolen, von den Laufstegen, aus den Lifestyle-Zeitschriften und Blogs auf und macht etwas Tragbares daraus. Für 2017 heißt das: Die Biederkeit kehrt zurück. Für die Experten des Deutschen Mode-Instituts sind hochgeschlossene Blusen, Perlenketten und unförmige Hosen der lange erwartete modische Generationswechsel. Ein Überblick.
Alte, elegante Schnitte
Jüngere Frauen kleiden sich nun wie einst ihre Omas. Sie greifen zu hochgeschlossenen Blusen mit bravem Kragen, zu über die Knie reichenden Röcken und Kleidern mit züchtigen Rüschen. Warum? Die Erklärung ist ein Generationswechsel. Kinder finden oft die Mode ihrer Eltern peinlich. Ab den 1980-er und 90er-Jahren war die Mode teils geprägt von Freizügigkeit und Experimenten inklusive dem freiliegenden Bauchnabel und Tattoos über dem Steißbein. Darin steckte auch die Sehnsucht nach Alterslosigkeit.
Doch so ein Trend kann sich nicht ewig halten. „Die ganze falsche Jugendlichkeit der Mode der letzten Jahre fliegt uns gerade um die Ohren“, so die Analyse von Designer Carl Tillessen in seinem Trendreport für das Deutsche Mode-Institut. „Die tiefen Einblicke in Blusen und Hosen wirken nicht mehr jung und unbefangen, sondern nur noch kalkuliert und obszön.“
Die Folge ist eine Neuausrichtung des Geschmacks. Viele Jüngere finden nun: Oma wirkte auch in viel Stoff attraktiv, ihre Kleidung hatte Klasse und Eleganz. Und so greift ein Teil der jungen Modehungrigen genau dazu. Erst zeigten das Blogger und einige Prominente. Blickt man in die Kollektionen für Frühjahr und Sommer 2017, fällt auch dort nun auf: Der Modemarkt vollzieht in Teilen diese Rolle rückwärts.
Es gibt auch einen Zeitsprung, der nicht ganz so weit zurückreicht. Denn es wird ein Revival der Mode der 1990er-Jahre geben: Sprüche, experimentelle Muster und große Logos auf Sweats, Shirts und Hoodies erwartet der Modeberater Andreas Rose aus Frankfurt. „Hype für die Jungen, Retro für die Älteren.“Auch die glamourös-rockige Mode der 1980er wird weiterhin als Inspiration dienen.
Hochgeschlossen ist sexy
Dieser Trend geht einher mit der Ausrichtung auf züchtigere Kleidung. Sittsame Dekolletés finden sich in beinahe jeder Kollektion, Blusen und Kleider haben halsnahe UBootoder Sabrina-Ausschnitte statt tiefer Einblicke. Und über den Winter hat sogar der Rollkragen ein modisches Comeback gefeiert. Klar, im Sommer gibt es auch viel Freizügiges – wobei die Haut dann oft hinter transparente Stoffe gelegt wird. Und unten rum: Äußerst kurze Hosen und knappste Miniröcke werden natürlich nie verschwinden, aber eine Vielzahl an Röcken in Midilänge fällt auf – oft auch noch aus dem hübsch gefalteten Plissee.
Mehr Volumen
„Es wird eine große Bandbreite an Silhouetten geben, vor allem im Bereich Oversized“, erklärt Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts. Teils bringen Gürtel, Kordeln und Wicklungen diese weiten Kleidungsstücke in Form. Zu den eher neuen Schnitten, die wir in 2017 sehen werden, gehören Hochwasserhosen, noch dazu mit einem leicht ausgestellten Bein. Jetzt heißen solche Jeans aber Cropped Flare oder Kick Flare.
Aber wenn etwas neu hinzukommt, heißt das aktuell nicht, dass etwas verloren geht: Die Palette der gerade als hip erachteten Kleidungsstücke wächst, statt an einigen Stellen zugleich zu schrumpfen. MüllerThomkins nennt ein Beispiel: Die eng anliegende Leggings bleibt erhalten, während grundsätzlich der Trend bei Hosen zu mehr Weite und höheren Taillen geht, etwa Marlenehosen und Culottes.
Streifen und Blumenmuster
in keiner Kollektion. Was ist daran neu? Die Frage ist berechtigt: Muster in allen nur erdenklichen Stilen sind seit einigen Saisons schon weit verbreitet. Sie werden nun aber wild miteinander kombiniert, vor allem Blumen und Streifen, so das ModeInstitut.
Mehr Fantasie
Die vielen Blumenmuster in den Kollektionen versprechen eine „neue moderne Romantik“, sagt MüllerThomkins. Er spricht auch von der „floralen Fantasie“. Nach vielen Jahren des durchkalkulierten ModeMarketings wollten die Verbraucher mehr Gefühl. Das finde Ausdruck über fließende Stoffe, zarte Spitze und eben Blumendrucke. Dazu gehört für den Modeexperten auch, dass sich ab und an Fabelwesen auf den Stoffen tummeln.
Kleid über Hose
Eine neue Trend-Kombination für Frühling und Sommer könnte der Rock oder das Kleid über der Hose werden, erläutert das DMI im aktuellen Trend-Report. Wobei es sich hier auch um Kleider in Tunika-Silhouette oder längere Hemdblusen handeln kann. Auch diese Idee kommt nicht ganz überraschend: Bereits im vergangenen Frühjahr und Sommer sah man die eine oder andere entsprechende Kombination auf den Laufstegen. 2017 könnte sich der Lagenlook in der breiten Masse durchsetzen. Von einem „Paradigmenwechsel von Minimalismus zu Maximalismus“schrieb die Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“in ihrer Analyse der Modeschauen zum Frühjahr 2017. Es wird geklotzt mit farbigen Mustern und einem wilden Mix. Vor allem Blumenmuster in allen Farben und Formen haben es den Designern angetan, und Streifen fehlen eigentlich